Feedback als Unterrichtsabschluss
Unterrichtspotenziale optimal nutzen
Nutzen Sie das Stundenende für wertvolle Rückmeldungen, zu Ihrem Unterricht oder auch zur Klassengemeinschaft. Warum es sich lohnt und wie es geht, erfahren Sie hier – inklusive der Regeln und drei ganz konkreten Ideen für konstruktives Feedback.
Entwicklungschance
"Deine Arbeitseinstellung musst du dringend ändern!", "Das hast du einfach schlecht gemacht!" oder "So wird das doch nie was!" – Rückmeldungen dieser Art sind natürlich weder konstruktiv noch motivierend. Ein offenes Feedback ist allerdings wichtig – für Ihre Schülerinnen und Schüler, aber auch für Sie selbst. Selbst- und Fremdwahrnehmung gehen nämlich häufig auseinander: Vielleicht glaubt ein Schüler, er habe die Stunde bereichert, während Sie seine Wortmeldungen völlig kontraproduktiv fanden. Vielleicht sind Sie stolz auf Ihre anschauliche Stoffvermittlung, während Ihre Schüler/-innen den Raum mit zahlreichen Fragezeichen zum Lernstoff verlassen. Ein konstruktives Feedback kann darum ausgesprochen wertvoll sein – und als Abschluss einer Stunde oder einer Lerneinheit können Sie es hervorragend in den Unterricht einbauen. Die folgenden Ideen liefern Ihnen einige Anregungen. Alle Inhalte basieren dabei auf dem Ratgeber "Unterrichtseinheiten erfolgreich abschließen – 100 ergebnisorientierte Methoden für die Sekundarstufen" von Arthur Thömmes (Verlag an der Ruhr, ISBN 978-3-8346-0153).
Wie funktioniert Feedback?
Generell ist ein Feedback eine "Rückmeldung an eine Person, wie deren Verhalten erlebt und wahrgenommen wird. Diese Rückmeldungen können verbal oder nonverbal sein." Schulisches Feedback hat verschiedene Funktionen: Es gibt wertvolle Aufschlüsse über Selbst- und Fremdwahrnehmungen sowie über die Beziehungen untereinander. Auch Kooperations-, Kommunikations- und Teamfähigkeit werden trainiert. Grundsätzlich gibt es folgende Möglichkeiten für Feedback-Konstellationen: Feedback …
- … von Schüler/-innen an die Lehrkraft und von Lehrkräften an Schüler/-innen;
- … von Lehrkraft an Lehrkraft und von Schüler/-in an Schüler/-in;
- … von Lehrkräften an die Schulleitung und von der Schulleitung an die Lehrkräfte.
Absolute Grundvoraussetzung für konstruktives Feedback ist dabei immer eine wertschätzende, respektvolle Herangehensweise. Die Rückmeldung darf nicht zum Ventil für angestauten Frust oder zu einer vernichtenden Abrechnung werden. Der Feedback-Nehmer muss darauf vertrauen können, dass die Rückmeldungen nicht persönlich beziehungsweise verletzten werden – nur so kann es eine echte Entwicklungschance geben.
Klare Regeln für konstruktives Feedback
Konstruktives Feedback hat nichts damit zu tun, jemandem einfach mal "die Meinung zu sagen" oder ein paar oberflächliche Ratschläge zu geben. Wer einem anderen eine hilfreiche Rückmeldung geben möchte, sollte sich zunächst versichern, dass er den Zeitpunkt sinnvoll gewählt hat. Hitzige Situationen sind keine gute Basis – und wenn der andere gerade nicht offen für ein Feedback ist, sollte das Gespräch lieber vertagt werden.
Jedes Feedback beginnt mit einem positiven Aspekt, was motiviert und dem Gegenüber hilft, sich auf die Anregungen einzulassen. Konstruktive Rückmeldungen sind außerdem immer eine gute Mischung aus Lob und Kritik, wobei die Kritik niemals verletzend werden darf. Wahrnehmungen und Beobachtungen sind erlaubt und gewünscht, allerdings sollte das Feedback konkret und sachlich sein und sich auf Fakten statt auf Vermutungen stützen. "Olle Kamellen" sollten ebenfalls nicht aufgewärmt werden; der Feedback-Geber beschränkt sich also sinnvollerweise auf Neues und Aktuelles. Zu viele Informationen erschlagen das Gegenüber nur; es ist also ratsam, sich auf das Wesentliche zu beschränken und zügig "zur Sache" zu kommen. Reine Kritik hilft dem Gegenüber dabei natürlich nur bedingt, deshalb sollte ein Feedback auch Ideen und Veränderungsvorschläge enthalten. Forderungen sind allerdings fehl am Platz: Rückmeldungen sind vor allem zur Informationen gedacht – der Empfänger allein entscheidet, was er aus diesen Informationen macht.
Als Feedback-Nehmer wiederum ist eine grundlegende Offenheit wichtig. Ist man nicht aufnahmebereit, kann das Feedback kaum etwas bewirken. Aktives Zuhören und Rückmelden des Gehörten sind hilfreich, wobei die Sachinformationen im Vordergrund stehen sollten: Das "Beziehungsohr" darf nicht der Hauptkanal sein, auf dem wir "empfangen". Der Feedback-Geber muss ausreden dürfen und es hilft, sich immer bewusst zu machen, dass einem niemand etwas Böses will –die Rückmeldung soll vor allem eine Chance zur Verbesserung sein. Der Feedback-Nehmer kann durchaus auch um Rückmeldung zu bestimmten Bereichen bitten und das Gespräch so etwas lenken. Am Ende teilt er mit, wie er nun mit dem Feedback verfahren wird und was es bei ihm ausgelöst hat. Ob er (Handlungs-)Konsequenzen aus dem Feedback zieht, bleibt dabei ausdrücklich ihm überlassen.
Feedback zum Unterricht einholen
Mit Schüler/-innen ab 10 Jahren können Sie zum Unterrichtsabschluss – auf freiwilliger Basis – zum Beispiel einen Check out durchführen. Stellen Sie dazu einen Koffer oder einen Mülleimer an der Tür bereit. Die Schüler nehmen einerseits etwas mit, lassen andererseits aber auch etwas zurück. Am Ende der Stunde sollen sie genau das auf Zettel schreiben und in den Eimer beziehungsweise Koffer werfen. Was hat ihnen gefallen? Was haben sie gelernt? Was nehmen sie mit? Was ist ihnen dagegen noch unklar? Was haben sie nicht verstanden? Was lassen sie lieber hier?
Eine direktere Möglichkeit ist "der heiße Stuhl", den Sie bei Schüler/-innen ab 14 Jahren zur Reflexion der Stunde einsetzen können. Dazu stellen Sie einen Stuhl in die Mitte des Raums. Ein Schüler, der ein Feedback zum Unterrichtsverlauf, zu seinen Erfahrungen oder zu seinen Gefühlen geben möchte, setzt sich auf den Stuhl und formuliert sein Feedback. Wichtig ist dabei: Niemand darf den, der auf dem heißen Stuhl sitzt, unterbrechen – und Kommentare oder Diskussionen sind verboten. Natürlich können Sie sich auch selbst auf den Stuhl setzen; die Schüler/-innen geben Ihnen dann eine Rückmeldung, wie sie die Stunde wahrgenommen haben.
Feedback zur Klassengemeinschaft
Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren können beispielsweise im Kreis-Feedback üben, eine kontrollierte und konstruktive Rückmeldung zu geben. Dazu bilden sie mehrere Gruppen und setzen sich jeweils in einen Kreis. Wer Feedback erhalten möchte, steht auf und läuft den Außenkreis entlang – im Uhrzeigersinn für positives Feedback, gegen den Uhrzeigersinn für negative Rückmeldungen. Bleibt er stehen, formulieren die anderen, was sie dem Schüler für die Zukunft wünschen.
Feedback ist kein Selbstzweck
Regelmäßiges Feedback kann die Motivation deutlich steigern: Die Schülerinnen und Schüler fühlen sich ernst genommen, ihre Kritik wird gehört und sie haben das Gefühl, tatsächlich etwas bewegen und mitgestalten zu können. Auch Probleme können durch die Feedback-Runden frühzeitig sichtbar gemacht und sinnvoll gelöst werden. Damit das Feedback nicht zur hohlen Routine wird, ist es allerdings wichtig, dass die Anregungen auch tatsächlich gehört werden und sich etwas verändert. Wenn Ihnen die Schüler also konstruktive Rückmeldungen zu Ihrem Unterricht geben, ziehen Sie auch entsprechende Konsequenzen für Ihre Praxis – es lohnt sich für alle Beteiligten.
Fortbildungstipp
Lernkultur, Leistungsbewertung, Leistungsrückmeldungen (SchiLf)
Sie nehmen mehrdimensionale Lernprozesse in den Blick und lernen, einem erweiterten Lernbegriff gerecht zu werden. Nach dem Seminar sind Sie fähig, die Verantwortung für den Arbeitsprozess zu teilen, um die darauf aufbauende Leistungsbewertung qualitativ weiterzuentwickeln.
Gezielt motivieren – gekonnt demotivieren
Wenn Schülerinnen und Schüler gelobt werden, werden sie lebendiger und aktiver. Lob setzt Energie frei. Wird jemand konstant kritisiert, verliert er die Lust, etwas zu tun. Kritik raubt Energie. Um die Freude der Klasse am Lernen zu erhalten, ist es entscheidend, dass das Lob die Kritik überwiegt.