Wortbedeutungen erschließen
Wann sind Sie das letzte Mal in ein Fettnäpfchen getreten? Oder war es nur ein Patzer, den Sie wieder ausbügeln konnten? Die deutsche Sprache ist vielleicht nicht so reich an sprichwörtlichen oder bildhaften Ausdrücken wie andere – für die Lernenden stellen sie aber trotzdem manchmal eine Hürde dar, die sie auf unterschiedliche Weise überwinden können. So ist ausbügeln in der Regel kein Problem. Es erschließt sich im Satzzusammenhang und durch die Kombination des Präfixes mit einem bekannten Verb. Der Patzer kann ohne umständliche Semantisierung als neues Wort bzw. als Synonym für einen kleinen Fehler oder eine Panne gelernt werden. Aber was ist ein Fettnäpfchen? Lassen Sie Ihre Kursteilnehmer einmal spekulieren, was sich hinter dieser Überschrift verbirgt:
Typische Fettnäpfchen bei der Bewerbung
Ist das Wort positiv oder negativ konnotiert? Wird in dem Betrag vor etwas gewarnt oder auf besonders wichtige Elemente einer Bewerbung hingewiesen? Immerhin ist Fett als Energielieferant oder Schmiermittel aus unserem Leben nicht wegzudenken. Und tatsächlich war das Fettnäpfchen ursprünglich ein Gefäß, welches das Fett auffing, das aus den aufgehängten Würsten oder Schinken tropfte. Es wurde meist zum Fetten der Stiefel benutzt und stand also entweder in der Nähe des Herdes oder bei der Tür. Unbeliebt machte sich, wer aus Unachtsamkeit hineintrat und das Fett auf dem Fußboden breittrat. So ist aus dem ursprünglich neutralen Wort ein Synonym für einen potentiellen Fehler oder eine drohende Fußangel geworden. Für Lernende erschließt es sich leichter in Kollokationen wie „ ins Fettnäpfchen treten“ oder „kein Fettnäpfchen auslassen“. Hier gibt es für uns endlich mal wieder die Gelegenheit, die gern gestellte Frage zu beantworten: „Warum heißt das so?“
Welches die Fettnäpfchen im Bewerbungsprozess sind, finden die Lernenden aus dem Rategebertext heraus. Dabei werden sie auch mit anderen neuen Wörtern konfrontiert, zu denen wir auch die eine oder andere Geschichte erzählen könnten. Aber überlassen wir die Arbeit der Semantisierung lieber den Kursteilnehmer/-innen mit Hilfe einer Zuordnungsaufgabe. Dann finden sie auch heraus, was Gestik und Mimik sind und warum sie im Gespräch nicht nur etwas nachbeten sollten. Und natürlich können sich die Lernenden dann darüber austauschen, welche Erfahrungen sie mit Bewerbungen gemacht haben und ob sie dabei schon einmal in ein Fettnäpfchen getreten sind.
Einen Vorschlag für eine solche Einheit finden Sie auf Seite 18 in „Fokus Deutsch – Erfolgreich in Alltag und Beruf C1“.