Treffen sich zwei Beamte auf dem Gang…
Über Stereotype und Vorurteile sprechen
Ein Mann (schwarzhaarig) mit Baskenmütze, ein Baguette unter dem Arm.
Eine Frau (blond) mit weißer Haube, Tulpen im Arm.
Ein Mann (schwarzhaarig) mit Bowler, einen Stockschirm in der Hand.
Eine Frau (rothaarig) mit Strickmütze, eine Geige in der Hand.
Vermutlich fällt es Ihnen leicht, diese 4 Personen jeweils einem Land zuzuordnen. Indem wir komplexe Verhaltensweisen oder Charakteristika auf Grundelemente reduzieren, erleichtern wir uns die Orientierung, obwohl die Wirklichkeit dabei stark verzerrt wird. Problematisch wird es, wenn das Stereotyp mit der Realität gleichgesetzt und zusätzlich emotional aufgeladen wird. Dann haben wir es mit einem meist negativ besetzten Vorurteil zu tun. Das kann Angehörige anderer Nationen genauso treffen wie ausgewählte Berufsgruppen oder Menschen verschiedener Ethnien. Die aus dem 2. Weltkrieg stammende Bezeichnung der Deutschen als „Krauts“ ist ein interessantes Beispiel, wird doch bis heute in den USA oder in Frankreich mehr Sauerkraut pro Kopf verzehrt als in Deutschland.
Wir alle sind mit Stereotypen groß geworden, sie haben uns schon als Kind geholfen, unsere Anschauungen von der Welt zu ordnen, sie gewissermaßen in Schubladen zu sortieren. Gleichzeitig bemühen wir uns, die gesammelten Ansichten je nach Situation zu interpretieren und nicht pauschal zu urteilen. Nicht umsonst ist „Schubladendenken“ ein Vorwurf, den wir (anderen) immer wieder machen. Wo aber sind die Grenzen zwischen a) Beschreibung, b) wertfreier Interpretation und c) Bewertung? Und wann wird die Bewertung zum Vorurteil?
Lassen Sie sich mit Ihren Kursteilnehmer*innen auf ein kleines Experiment ein. Es ist eingebettet in eine Aufgabe zum Hörverstehen. Betrachten Sie ein Bild und notieren Sie Ihre Wahrnehmungen in Stichworten. Ein Soziologe führt Sie und ihren Kurs durch das Experiment und die Auswertung. Vergleichen Sie die Ergebnisse in Gruppen und im Plenum. Was haben Sie notiert? Und wie weit haben Sie sich von der Aufgabenstellung entfernt? Haben Sie Stereotype oder gar Vorurteile identifiziert? Diese komplexe Aufgabe finden Sie in „Fokus Deutsch – Erfolgreich in Alltag und Beruf C1“ auf Seite 96/2-4. (Link s.u.). Neben der Herausforderung, einem Fachvortrag zu folgen, bietet diese Aufgabe vor allem Anreize zur Diskussion.
Und natürlich ist das eine gute Gelegenheit, Stereotype anhand von Witzen zu analysieren. Welche Berufs- oder Personengruppen sind häufig Gegenstand von Witzen in Deutschland? Und wie ist es in den Herkunftsländern der Kursteilnehmer*innen? Verstehen wir die Witze anderer Kulturkreise oder fehlen uns die nötigen Erfahrungen?
Der Witz in der Überschrift geht übrigens so weiter: … Sagt der eine zum anderen: „Kannst du auch nicht schlafen?“
Hier gelangen Sie zum Kurs- und Übungsbuch und können bei „Blick ins Buch“ auf die Seite 96 blättern. Dort können Sie und ihre Lernenden an einem kleinen Experiment teilnehmen.
Die dazugehörigen Audiodateien finden Sie hier: