Was unsere Namen über alte Berufe verraten
Die Berufsbezeichnungen unserer Vorfahren leben (in unterschiedlichen Schreibweisen) in vielen unserer Nachnamen weiter. Wenn Sie Müller, Meier, Schulze, aber auch Schmidt oder Wagner treffen, wissen Sie in der Regel, woher der Name kommt, auch wenn es den Meier als Verwaltungsbeamten (von lat. major) seit dem Mittelalter nicht mehr gibt.
Bei einigen Namen kann man den Ursprung zumindest erahnen. Ein Wollschläger (auch Wohlschlegel, Wüllner, Woller) verdiente sich seinen Lohn, indem er die Wolle reinigte, glättete und für das Weben vorbereitete. Der Pocher dagegen musste erzhaltiges Gestein zur Weiterverarbeitung zerkleinern.
Bei anderen Namen vermuten wir nicht, auf welche Tätigkeiten sie zurückgehen – oder wir werden auf eine falsche Spur gelockt. So hatte der Nonnenmacher nichts mit geistlicher Zurückgezogenheit zu tun, sondern mit der Kastration von Schweinen: „nunne“ ist ein mhd. Ausdruck für ein kastriertes weibliches Schwein. Die Übereinstimmung mit der Bezeichnung für eine Klosterfrau ist nicht zufällig, sondern das Ergebnis einer spöttischen Bedeutungsübertragung, die wir auch heute noch u.a. bei „Mönch und Nonne“ für eine Art der Dachdeckung antreffen.
Bei der Arbeit auf dem Dach hätten wir auch den Vorfahren des Pfotenhauers treffen können. Das war allerdings kein besonders ungeschickter Arbeiter, sondern der Zimmermann, der die Pfetten (Balken im Dachstuhl) einrichtete. Der Vielhauer dagegen zeichnete sich nicht durch seine überdurchschnittliche Arbeitsleistung aus, sondern war mit der Herstellung von Feilen und Raspeln beschäftigt. Vor 40 Jahren war das noch ein Ausbildungsberuf – heute gibt es nur noch sehr wenige spezialisierte Feilenhauer.
Alle diese Familiennamen gibt es nach wie vor und Suchmaschinen liefern teilweise überraschende Ergebnisse, wer heute solche Namen trägt. Dazu gehört auch Zehetmeier, ein Name, den man besonders im süddeutschen Raum und Österreich antrifft. Dieser Bauer oder Pächter war dafür verantwortlich, die Abgaben an Kirche oder Feudalherrn (den Zehnt) einzutreiben und zu lagern. In anderen Gegenden des deutschsprachigen Raumes trifft man ihn auch als Tegtmeier oder Zechetmayer.
Der Name Altbüßer ist allerdings kaum noch verbreitet. Wir denken heute bei „büßen“ meistens an eine Strafe, die wir für begangenes Unrecht erleiden müssen. Die Hoffnung dabei ist, dass wir dadurch zu besseren Menschen werden. Und tatsächlich bedeutete „büezen“ (mhd.) bessern, verbessern oder ausbessern. Der Altbüßer war ein Schuhflicker. Vielleicht liegt es auch an der abwertenden Konnotation des Wortes Flickschuster, dass dieser Name kaum noch erhalten ist. Schuster, Schumacher oder Schomäker gibt es ja noch sehr häufig.
Fragen Sie doch einmal in Ihrem Kurs, ob es in den Herkunftsländern auch typische Namen gibt, die von einer Berufsbezeichnung stammen. Vielleicht trägt ja sogar jemand aus der Gruppe einen solchen Namen.