Sinnvolles Gedächtnistraining: wie und warum
Wenn wir von unserem Gedächtnis sprechen, tun wir ihm streng genommen direkt ein bisschen Unrecht. Tatsächlich verfügen wir nämlich über ein Ultrakurzzeitgedächtnis, ein Kurzzeitgedächtnis bzw. ein mittelfristiges Gedächtnis und ein Langzeitgedächtnis. Beim Gedächtnistraining regst du vor allem dein Ultrakurzzeitgedächtnis und dein Kurzzeitgedächtnis an, damit du wieder mehr Informationen aufnehmen kannst. Aber auch dein Langzeitgedächtnis solltest du immer wieder "aufwecken" und ansprechen.
Stell dir das Ganze ruhig als Sport vor: Je besser du im Training bist, desto leistungsfähiger wirst du. Je öfter du also dein "Gehirnjogging" betreibst, desto fitter wird dein Hirn. Regelmäßiges Gedächtnistraining macht sich übrigens nicht nur dadurch bemerkbar, dass du dir Dinge leichter merken kannst. Es ...
- verbessert dein Kurzzeitgedächtnis,
- regt deinen Hirnstoffwechsel an,
- mildert Stressreaktionen,
- fördert die Durchblutung deiner Organe,
- setzt Endorphine frei (und sorgt so für Glücksgefühle) und
- stärkt sogar dein Immunsystem.
Konkrete Übungen: Angebote nutzen oder improvisieren
Gedächtnistraining ist ein großer Markt geworden: Selbst in der Bahnhofsbuchhandlung findest du jede Menge Hefte und Bücher mit entsprechenden Ideen. Auch online gibt es massenhaft Übungen, die du lösen kannst. Darunter sind oft kleine Aufgaben für ein etwas allgemeineres Gehirntraining, das nicht gleich auf den ersten Blick mit deiner Merkfähigkeit zu tun hat, aber deinem Gedächtnis ganz viel bringt – vom Bilderrätsel über den Buchstabensalat bis hin zum (Allgemeinbildungs-)Quiz. Viele Angebote sind übrigens tatsächlich kostenlos.
Alternativ kannst du aber durchaus auch improvisieren und dir dein Gedächtnistraining selber "basteln". Dazu nimmst du dir immer wieder ein paar Minuten Zeit und aktivierst gezielt dein Gedächtnis. Das geht zum Beispiel so: Schließe deine Augen und stell dir dein Zimmer möglichst genau vor.
- Wie sieht deine Zimmertür aus?
- Was steht links neben der Tür?
- Welche Bilder hängen in deinem Zimmer?
- Wo genau?
- Aus welchem Material ist dein Fußboden?
- Welche Farbe hat er?
- Welche Farben haben deine Möbel?
- Was steht oder liegt gerade alles auf deinem Schreibtisch?
Auf Abwechslung achten: Immer etwas anderes
Wichtig ist natürlich Abwechslung. Fordere dich immer wieder mit anderen Übungen heraus und rekapituliere immer wieder andere Erinnerungen. Statt deinem Zimmer kannst du zum Beispiel auch deinen Schulweg als Aufhänger nehmen:
- Wo bist du links, wo recht abgebogen?
- Wie viele Kreuzungen hast du überquert?
- Wie viele Straßen?
- Wo gab es Ampeln?
- Wo standen Bäume?
- An welchen Geschäften bist du vorbeigelaufen?
- Wie viele Stockwerke hatten die Gebäude?
Auch deine Familie und Freunde kannst du einbeziehen. Bitte zum Beispiel deine Eltern, dir 10 Wörter zu nennen bzw. aufzuschreiben (etwa Haus, Ente, Wäschetrockner, Kartoffelchips, ...). An wie viele Wörter kannst du dich nach fünf Minuten noch erinnern? Kannst du sie noch in der richtigen Reihenfolge aufzählen?
Wenn gerade niemand da ist, schreibst du dir alternativ einfach einen kurzen Satz auf, zum Beispiel: Ich werde Gedächtnisprofi. Dann überlegst und notierst du: Wie viele neue Begriffe kannst du mit diesen Buchstaben bilden?
Du siehst: Es gibt jede Menge Möglichkeiten, dein Gedächtnis ganz unkompliziert zu trainieren. Fang einfach direkt an - du wirst ganz schnell merken, dass es sich wirklich lohnt!
Literatur
1 Gesamter Artikel in Anlehnung an: „99 Tipps: Konzentration und Lernfähigkeit“ von Ursula Oppolzer, Cornelsen, ISBN 978-3-589-23283-3, S. 86 ff