Eine Illustration mit Glühbirnen
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Rhetorik-Tipps: Körpersprache, Gestik, Mimik

Entspannt vor der Klasse sprechen, Teil l

Ob bei einem Referat oder bei der Präsentation deiner Arbeitsergebnisse: In der Schule gibt es jede Menge Anlässe, bei denen du vor deinen Mitschüler/-innen und Lehrer/-innen sprechen musst. Das ist kein Grund, nervös zu sein: Mit diesen Tipps schlagen sich auch Schüchterne ganz prima!

Richtig reden ist mehr als nur reden

Wer überzeugend vor anderen sprechen will, der muss sich erst mal klarmachen, dass es dabei um viel mehr als nur um die richtigen Worte geht. Die können nämlich noch so gut gewählt sein – wenn du beim Sprechen mit eingefallenen Schultern und geballten Fäusten vorne stehst, wirst du deine Zuhörer kaum mitreißen können.

Teil 1 unserer Tipps für besseres Sprechen vor der Klasse widmen wir darum dem Nonverbalen – Körpersprache, Gestik und Mimik. Teil 2 wird sich dann mit Tricks und Kniffen rund um die verbale Seite befassen. Aber alles der Reihe nach: Los geht es mit unseren besten nonverbalen Rhetorik-Tipps!

Die eigene Körpersprache bewusst wahrnehmen

In puncto Körpersprache läuft vieles unbewusst ab. Wenn du das nächste Mal nach vorne musst, versuch einmal, darauf zu achten, was bei dir passiert: Gehst du mit gesenktem Kopf nach vorne oder läufst du selbstsicher los? Lässt du die Schultern hängen oder stehst du ganz gerade? Nutzt du deine Hände zum Gestikulieren oder krampfst du sie nervös zusammen? Beobachte dich einfach mal neutral.

Zusätzlich kannst du auch deine Freunde fragen, wie sie dich in der Situation wahrnehmen. Wirkst du auf sie selbstbewusst oder zum Beispiel unsicher oder genervt? Je besser du dich einschätzen kannst, desto eher kannst du dich verbessern. Wichtig dabei: Gerate nicht in Panik, weil du plötzlich meinst, alles ganz furchtbar zu machen. Überzeugend aufzutreten ist auch eine Frage der Übung – also lass dich auf keinen Fall entmutigen.

Aufrecht und selbstbewusst auftreten

Wirklich souveränes Reden funktioniert nur mit der entsprechenden selbstbewussten Körperhaltung. Stell dich mit beiden Füßen etwa hüftbreit und fest auf dem Boden hin. Die Knie sind locker und deine Füße zeigen nach vorne. Dein Becken und dein Bauch spannst du leicht an (atmen nicht vergessen!); du richtest dein Brustbein auf und lässt deine Schultern locker nach hinten fallen. Auch deinen Kiefer lässt du bewusst locker und dein Kopf thront sozusagen auf deiner Nackenwirbelsäule. Das sieht doch gleich viel kraftvoller und selbstbewusster aus! Wenn du vorne stehst, als wärst du von dir selbst und deinen Worten völlig überzeugt, ist das ziemlich ansteckend. Auch Blickkontakt signalisiert Selbstbewusstsein – also schau deinen Mitschülern immer mal wieder in die Augen!

Widersprüche vermeiden und glaubwürdig sprechen

Das, was du sagst, sollte auf keinen Fall mit dem, was du tust und zeigst, kollidieren. Wer sagt: "Ich erkläre euch das sehr gerne mal kurz!", dabei aber abwehrend die Arme vor der Brust verschränkt und panisch hin und her schaut, der ist wenig glaubwürdig. Und wer einen Vortrag über die Kinderarmut in der dritten Welt hält, dabei aber ständig strahlt, wird sein Publikum bestenfalls nur irritieren, schlimmstenfalls sogar richtig verärgern. Du siehst: Körpersprache, Haltung, Gestik und Mimik müssen zu dem passen, was du deinen Zuhörern erzählst. Nur so kannst du tatsächlich glaubwürdig sprechen.

Ordentlich "fuchteln" und das Gesagte unterstreichen

"Hör auf zu fuchteln, das macht man nicht!" – Sätze dieser Art bekommen viele Kinder zu hören. Beim Sprechen vor der Gruppe kannst du diesen Teil deiner Kinderstube aber ganz getrost vergessen: Clever eingesetztes "Fuchteln" ist rhetorisch gesehen nämlich absolut sinnvoll. Authentische Gestik wirkt lebhaft und sympathisch. Und: Die richtigen Gesten helfen sowohl dir selbst als auch deinen Zuhörern, die Gedanken im Fluss zu halten und auch schwierigere Inhalte im wahrsten Sinne des Wortes locker zu be-greifen. Mit den entsprechenden Handbewegungen unterstreichst du das, was du sagst, und sorgst dafür, dass es bei deinem Publikum viel besser ankommt.

Die Hände machen lassen

Wenn du zu den ganz besonders Schüchternen gehörst, kannst du natürlich in Ruhe zu Hause üben, deine Hände einfach mal machen zu lassen. Ein paar nette Gesten, die in bestimmten Situationen immer wieder passen, kannst du dir für den Notfall zurechtlegen. Im Idealfall "zerdenkst" du das Ganze aber nicht, sondern vertraust einfach auf deinen Körper. Sonst wirken deine Bewegungen ganz schnell aufgesetzt – und du wie ein schlechter Schauspieler.

Mimik richtig nutzen

Wenn du vorne stehst und sprichst, schauen dir deine Zuhörer vor allem ins Gesicht. Wirkst du beim Reden wie versteinert oder wechselst nur zwischen zwei Gesichtsausdrücken, verschenkst du ganz viel Potenzial. Je lebendiger deine Mimik ist, desto glaubwürdiger kannst du nämlich sprechen.

Fortgeschrittene können außerdem die Mimik nutzen, um mit ihren Zuhörern in Kontakt zu treten und zu überprüfen, wie das Gesagte ankommt. Wenn du nach einem besonders anspruchsvollen Abschnitt zum Beispiel kurz die Augenbrauen hochziehst und deinen Mitschülern fragend zunickst, bekommt du direkt ein (nonverbales) Feedback, ob sie deine Ausführungen verstanden haben. Wenn nicht, legst du besser noch eine kurze Erklärung nach.

(Bonus-Tipp: Wenn du Mimik-mäßig bisher eher puristisch unterwegs bist, probier doch mal die folgenden mundmotorischen Übungen. Du darfst gerne richtig übertreiben! Dabei merkst du, wie viele verschiedene Muskeln es in deinem Gesicht überhaupt gibt – und die, die anschließend schmerzen oder stechen, hast du bisher wohl eher vernachlässigt.)

Bei Körpersprache, Gestik und Mimik hast du damit jetzt den Durchblick. Weiter geht es: mit dem zweiten Teil unserer Rhetorik-Tipps.

Literatur

In Anlehnung an "99 Tipps: Rhetorik und Körpersprache" von Anuschka Buchholz und Frank Enders, ISBN 978-3-589-23261-1, Cornelsen