Frauen und Mädchen in MINT-Fächern
Interview mit Birgit Pietsch von Cornelsen Experimenta
Laut dem UNESCO-Institut für Statistik liegt der weltweite Frauenanteil in der Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei unter 30 Prozent. Das ist auch bei den MINT-Fächern – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – deutlich zu spüren. Dadurch geht weltweit viel Potenzial verloren. Zum „Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft” am 11. Februar sprechen wir mit Cornelsen-Experimenta-Kollegin Birgit Pietsch darüber, wie man schon in der Schule für mehr Gleichberechtigung sorgen kann.
Viele Mädchen interessieren sich für Naturwissenschaften und Forschung, aber ihnen fehlen weibliche Vorbilder. Warum ist das so?
Birgit Pietsch: An mangelndem Spaß oder Interesse liegt es sicher nicht. Wir haben in diesem Bereich nach wie vor traditionelle männliche Domänen. Mädchen werden einfach zu wenig ermutigt und ja, es gibt zu wenig Vorbilder. Das müssen wir ändern: Es muss bereits in der Schule spannende Angebote im MINT-Bereich für Mädchen geben, die die Mädchen tatsächlich auch begeistern. Mit interessanten Themen und vor allen mit eigenen Ideen, die die Schülerinnen auch selbst praktisch umsetzen können.
Wie lässt sich das Interesse an MINT entwickeln und fördern?
Birgit Pietsch: Das geht zum Beispiel durch Projektarbeit und Experimente in den Naturwissenschaften aus der Lebenswelt der Mädchen, mit Zukunftsthemen vor allem. Wenn Schüler/-innen in Gruppen experimentieren, sie eigene Ideen einbringen können, ihre Ergebnisse selbständig analysieren und präsentieren , hält man sie motiviert und engagiert und gibt ihnen Erfolgserlebnisse.
Und das funktioniert?
Birgit Pietsch: Wir wissen, dass Schüler/-innen davon profitieren, wenn sie Eigeninitiative und eigene Lernstrategien entwickeln. Wenn sie selbständig und kollaborativ arbeiten, können sie ihre Interessen entfalten, sind viel motivierter, was am Ende zu besseren Leistungen führt. Plus: Projektarbeiten, forschend-entdeckendes Lernen und digitale Werkzeuge fördern kreatives und abstraktes Denken. Wenn man Unterricht noch dazu mit multimedialen Inhalten anreichert und viele Sinne einbezieht, also Hören, Sehen, Fühlen, dann bereitet man Schüler*innen am besten auf die Herausforderungen der digitalen Welt vor.
Wie kann das konkret aussehen?
Birgit Pietsch: Ein Beispiel dafür ist unser Lernroboter eXperiBot. Roboter müssen ja programmiert werden. Dabei können ganz verschiedene Wege zum Ziel führen. Da ist Kreativität gefragt. Also ein Um-die-Ecke-Denken, ein Ausprobieren, ein gemeinsames Tüfteln. Unser eXperiBot-Lernroboter zeigt sofort sehr anschaulich dann das Ergebnis — egal welches. Und nebenbei werden die Sinne geschärft und der Austausch miteinander gefördert.
Was braucht es noch, um diesen Ansatz im Unterricht umzusetzen?
Birgit Pietsch: Grundvoraussetzung ist natürlich eine funktionierende Infrastruktur. Parallel braucht es auch eine entsprechende Unterstützung und Ausbildung der Lehrkräfte, genauso auch der Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen. Vieles verändert sich gerade sehr schnell. Lehrkräfte und Schulen müssen mitgehen können. Sie sind es doch, die unsere Kinder auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten.
Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, dann Dinge zu ändern, dann sollte das Lehrkräfte-Team sich über die Ziele einig sein und schauen, welche Methoden dafür am passendsten sind. Vielleicht gibt es schon sinnvolle Angebote. Auch Fortbildungen können Lehrkräften helfen, sich mit neuen Methoden und Technologien vertraut zu machen. Und natürlich ist es immer gut, von Erfahrungen anderer zu profitieren, sich also mit anderen Schulen und Bildungsexpert*innen auszutauschen.
Wie kann ein Roboter den Schülerinnen und Schülern im Unterricht helfen?
Birgit Pietsch: Mit einem realen Roboter als Lernwerkzeug lernen sie spielerisch zu programmieren und haben im besten Fall auch noch gleich einen realen Alltagsbezug. All das hilft, ein komplexes Thema besser zu verstehen und mehr Lust am Lernen zu wecken. Das Ganze ist interaktiv und fördert die Problemlösungskompetenz. Eine wichtige Voraussetzung, um in der sich wandelnden Arbeitswelt zurechtzukommen.
Was muss passieren, um mehr Schulen ins digitale Zeitalter zu helfen?
Birgit Pietsch: Schulen brauchen die entsprechende Technologie, also beispielsweise diese Lernroboter, Tablets etc., und auch das Know-how, sprich, sie müssen ihre Lehrkräfte entsprechend fortbilden. Ganz wichtig ist auch die Infrastruktur, also leistungsfähige und zuverlässige Internetverbindungen. Das kostet Geld, hier braucht es also auch einen politischen Willen, Schulen dahingehend zu unterstützen. Auch die Eltern und die Gemeinde sind gefragt bei der Unterstützung.