Zahlen und der Umgang mit ihnen bleiben für manche Erwachsene zeitlebens ein kleines Rätsel. Bei Kindern dagegen ist das Rätselraten nicht nötig, wenn sie konsequent und spielerisch an die Zahlenwelt herangeführt werden. Die berüchtigte Furcht vor Zahlen und generell der Mathematik tritt dann gar nicht erst auf.

Kleinkinder sind oft noch nicht in der Lage zu zählen, weil ihnen ein wesentliches Element fehlt: die Sprache. Das heißt jedoch nicht, dass sie nicht mit Zahlen umgehen könnten. Versetzen Sie sich als erwachsene Person nun in ein Kind, dem Zahlwörter im Wortschatz fehlen: Wie würden Sie eine Menge von Dingen oder Personen zählen? Da Ihnen die Worte fehlen, müssen Sie mit Augen und Händen arbeiten. Sie können nun lediglich etwas vergleichen, eine Anzahl als viel und wenig einstufen und durch den Vergleich erkennen, was weniger oder mehr ist. Ein Beispiel: Sie bekommen fünf Gummibärchen in die Hand, Ihr Nachbar ebenso. Mit dem Auge erkennen Sie, dass Sie beide nun gleichviel haben. Ebenso können Sie bei einer Abweichung erkennen, ob Sie mehr oder weniger Gummibärchen bekommen haben. Gleichzeitig entwickeln Sie ein Gefühl dafür, was wenig und viel ist. Diese Beschreibung gibt grob wieder, wie kleine Kinder sich dem Zählen und den Zahlen generell annähern.

Die Grenzen sind aber schnell erreicht, wenn die Anzahl der Dinge oder Personen steigt. Sprache, und damit die exakte Bezeichnung von Mengen, ist deshalb unverzichtbar, um Zahlen lernen zu können. Rechnen Sie deshalb damit, dass Ihr Kind erst in der Kita oder im Kindergarten beginnt, Zahlen aktiv zu verstehen und zu lernen. In der Vorschule werden weitere Grundlagen gelegt, damit der Einstieg in die Grundschulmathematik möglichst erfolgreich erfolgt.

Bereits Kleinkinder können Mengen unterscheiden und unbewusst mit kleinen Zahlen arbeiten. Das bewusste und aktive Lernen von Zahlen findet aber in der Regel erst ab dem vierten Lebensjahr statt. Bevor es dann in die Grundschule geht, steht oft eine sogenannte Schuleingangsuntersuchung an, bei der auch Zahlwörter und das Zählen behandelt werden. Der „Osnabrücker Test zur Zahlbegriffsentwicklung“ stellt fest, dass mehr als 50 % der Kinder zur Einschulung bereits Kompetenzen im Bereich Zahlen gesammelt haben:

• Sie können die Zahlen von 1 bis 20 aufsagen
• Bis zu 20 geordnete Objekte werden richtig abgezählt
• Objekte werden der Größe nach geordnet (von klein nach groß und umgekehrt)
• Von beliebigen Startzahlen wird weitergezählt (z. B. von 5 bis 11)
• Die Kinder können beim Mengenvergleich mit bis zu fünf Objekten visuell erkennen, welche Menge größer oder kleiner ist

Wenn Ihr Kind diese Punkte oder Teile davon zum Schulbeginn nicht kann, machen Sie sich keine Sorgen. Zum einen verläuft das mathematische Zahlen lernen oft in Sprüngen, zum anderen haben Sie kompetente Lehrkräfte in der Vor- und Grundschule, die Ihr Kind beim Lernen fördern und unterstützen. Oft sind Kinder in der Grundschule mäßige Rechner, legen dann aber einen Riesensprung hin und entwickeln sich zu Meisterrechnern.

Auch hier gibt es keine feste Regel. Manche Kinder sind schon mit vier Jahren begeistert am Malen und Schreiben von Zahlen, andere tun sich noch in der 2. und 3. Klasse schwer, Zahlen sauber zu schreiben. Probieren Sie deshalb einfach aus, wie Ihr Kind auf Zahlen reagiert und ob es mit Ihnen Zahlen, die es schon kennt, gerne schreibt oder malt. Es gilt aber auch hier: Seien Sie entspannt und erzeugen Sie keinen Druck, wenn etwas noch nicht funktioniert. Die Grundschule bietet genügend Zeit und Unterstützung, um Zahlen zu lernen und sich im Zahlenraum zurechtzufinden.

Nutzen Sie Erkenntnisse der Wissenschaft und Ihre Kreativität, um mit Ihrem Kind spielerisch Zahlen zu üben:

• Sie haben eine Treppe im Haus oder der Wohnung? Nummerieren Sie die Stufen mit Kreide und lassen Sie Ihr Kind steigen und zählen. Gleichzeitig wird ihm bewusst, dass größere Zahlen auch eine größere Höhe bedeuten.
• Kalender (speziell Advents- und Geburtstagskalender) eignen sich gut, um Zahlen zu lernen. Sie können beispielsweise an jeden Tag eine kleine Aufgabe mit der Zahl des Tages kleben, für deren Lösung es eine kleine Belohnung gibt.
• Lassen Sie Ihr Kind beim Tischdecken und beim Kochen helfen. In beiden Fällen muss es Besteck vorbereiten und Zutaten abwiegen – also zählen.
• Nutzen Sie sportliche Aktivitäten zusammen mit der Uhr, um Zahlen zu lernen. Bewegung und Mathematik sind keine Feinde, sondern ergänzen sich. Wenn Sie z. B. am Wochenende um 9.00 Uhr mit Ihrem Kind für eine halbe Stunde laufen gehen, ergeben sich daraus zahlreiche Zahlen und Rechnungen: Wie viele Minuten waren wir unterwegs? Was zeigt die Uhr am Ende an? Wie viele Meter haben wir pro Minute geschafft? Wie viele Schritte haben wir in einer Minute gezählt?

Auch für den Vorschul- und Grundschulbereich hat Cornelsen zahlreiche Lehrwerke und Übungshefte im Programm, die beim Zahlenlernen unterstützen. Kinder können damit Grundlagen für ihr Zahlenverständnis schaffen oder auch ergänzen. Die modernen und kreativen Übungen aktivieren das Gehirn und machen es aufnahmebereit für die Welt der Zahlen.