Digitale Medien / 18.05.2020

Besser unterrichten mit Videos

Auswahl, Einsatz und Eigenproduktion

Videos bereichern den Unterricht. Mit ihnen lassen sich viele Lerninhalte anschaulich und nachhaltig vermitteln. Und: Viele Schüler fühlen sich durch ein Medium motiviert, das sie auch in ihrer Freizeit nutzen. Also nichts wie ran an die Videos? Auf jeden Fall! Aber an welche?

Bild: Shutterstock.com/Syda Productions

Videos in verschiedenen Lernsituationen einsetzen

Ein gefährliches Experiment im Chemieunterricht als Videosimulation, Muttersprachler im Film im Fremdsprachenunterricht, eine Dokumentation über den Kubismus im Kunstunterricht oder die Originalaufnahme eines historischen Ereignisses: Möglichkeiten gibt es viele, Videos in den Unterricht einzubauen. Davon sind auch die Lehrer überzeugt, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt. Schließlich ist es nicht neu, dass weitere Medien den Unterricht bereichern und das Lernen fördern. Und es ist bekannt, dass deutlich mehr Informationen aufgenommen gespeichert werden, wenn sie gesehen und gehört – und nicht bloß gelesen – werden.

Tipps für zu Hause: Lernvideos und Erklärvideos für Ihre Schüler

  • Lernvideos Mathematik: In unseren Filmen erklären wir mathematische Grundkompetenzen ganz einfach und anschaulich. Jetzt anschauen
  • Lernvideos Physik: Die jeweils drei- bis fünfminütigen Lernvideosführen Begriffe ein, erläutern Zusammenhänge, Modellvorstellungen und Rechenwege in Anlehnung ans Schülerbuch. Jetzt anschauen
  • Erklärvideos Mathematik: Erklärvideos zu allen wichtigen Beispielen aus den Schulbüchern „Fundamente der Mathematik“. Jetzt anschauen
     
Bild: Statista / Quelle: Bertelsmann Stiftung

Die Vorteile von Videos im Unterricht

  1. Videos können vielfältig genutzt werden: Als Einstieg in ein Thema, als Gesprächs- oder Diskussionsanlass oder zur Visualisierung von Themen, die sich nur schwer in Worten und Bildern erklären lassen.
  2. Auch Vorgänge, die nicht in Echtzeit zu beobachten sind, lassen sich – zum Beispiel mit einem Zeitraffer – anschaulich nachvollziehen, zum Beispiel Wetterveränderungen oder Wachstumsbeobachtungen.
  3. Dazu kommt bei Onlinevideos die Unabhängigkeit von Ort und Zeit: Sie können sowohl während des Unterrichts als auch zu Hause angesehen werden. Besonders schwächere Schüler profitieren davon, dass sie sich komplexe Lerninhalte beliebig oft und im eigenen Lerntempo anschauen können.
  4. Dazu kommt das Flipped Classroom Prinzip. Anders als im traditionellen Unterricht, wo Schüler den Stoff im Unterricht kennenlernen und zuhause vertiefen, eignen sie sich dabei zuhause die Inhalte mit dem Videomaterial an. Auch hier bestimmen sie selbst ihr Lerntempo. Im Unterricht werden dann diese Inhalte besprochen, geübt und vertieft.
  5. Und nicht zuletzt macht das Lernen den Schülern durch anschauliche Lernvideos mehr Spaß und wichtige Kompetenzen werden zusätzlich durch diese gefördert.
Bild: Statista / Quelle: Bertelsmann Stiftung

YouTube-Videos im Unterricht

Doch wie lassen sich die passenden Videos für den Unterricht finden? Ist eine Abfrage bei YouTube ein erfolgversprechender Weg? Dürfen YouTube Videos überhaupt im Unterricht abgespielt werden? Grundsätzlich ist das Streamen von Videos – also das Abspielen ohne Speicherung – ebenso wie auch die grundsätzliche Nutzung des Internets im Unterricht erlaubt. Nicht jedoch, wenn es sich um rechtswidrige Inhalte handelt oder das Video rechtswidrig – zum Beispiel unter Umgehung von Urheberrechten – eingestellt wurde. Ausführlich über die rechtliche Situation informieren können Sie sich beim Internet ABC

Wie finde ich gute Lernvideos bei YouTube?

Suchen kann ganz schön aufwendig sein. Schön, wenn andere das erledigen. So hat beispielsweise der WDR eine Liste mit den bekanntesten YouTube-Kanälen zusammengestellt, die Lernvideos anbieten. Und auch auf dem YouTube-Kanal des Cornelsen Verlags finden Lehrer und Schüler interessante Videos, die im Unterricht eingesetzt oder zur selbstständigen Wiederholung durch die Schüler genutzt werden können.

Angebote abseits von YouTube

Bereits Anfang des vergangenen Jahrhunderts wurden die ersten Bildstellen gegründet, die sich schließlich zu Medienzentren mit medienpädagogischer Beratung, Fort- und Weiterbildung, technischer Unterstützung und vor allen Dingen einer Sammlung didaktisch sinnvoller Medien entwickelten. Mittlerweile ist es allerdings kaum noch zeitgemäß, sich eine Videokassette oder DVD mitsamt dem passenden Begleitmaterial im Medienzentrum abzuholen oder per Post zu bestellen. In etlichen Bundesländern gibt es mittlerweile zentrale Onlineangebote für Lehrkräfte zum Download der Materialien.

Eine weitere ergiebige Anlaufstelle ist Planet Schule. Das Onlineangebot des Wissensfernsehens von SWR und WDR hat sein Onlineangebot in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Dort werden nicht nur TV-Beiträge online angeboten, sondern auch Simulationen, Lernprogramme und ein umfangreicher Wissenspool. Viele der Videos werden durch Hintergrundinformationen, methodisch-didaktische Hinweise und Arbeitsblätter ergänzt. Die Sendungen können für den Einsatz im Unterricht heruntergeladen oder gestreamt werden. Knapp 2000 Filme stehen hier derzeit zur Verfügung. Das Angebot ist kostenlos.

Noch eine Idee: Videos selbst machen

Warum immer bloß fertige Videos anschauen? Wie wäre es, wenn die Schüler eigene Lernvideos produzieren? Das klingt komplizierter als es ist. Und es hat viele Vorteile: Die Schüler setzen sich nicht bloß intensiv mit dem Lernstoff auseinander und steigern ihre Medienkompetenz, sie sind in der Regel auch mit großem Eifer dabei, denn was gibt es in der Schule Besseres, als etwas Eigenes zu produzieren? Dazu kommen wichtige Lernerfahrungen in der Gruppe und die intensive Arbeit an einem gemeinsamen Ziel. Bei der Videoproduktion wird es auch immer wieder Rückschläge oder Probleme geben, etwa weil die Kameraeinstellung nicht passt, die Tonaufnahme nicht klappt oder der Chemieversuch, der aufgezeichnet werden sollte, nicht funktioniert. Aber letztendlich führt all dies dazu, dass die Schüler sich intensiver mit dem Stoff auseinandersetzen.

Längst braucht man keine aufwendige Kameraausrüstung mehr, um ein Video zu produzieren. Zur Produktion eignen sich Smartphones oder Tablets. Anleitungen und Schnittsoftware gibt es oft kostenlos im Internet. Erfahren Sie mehr zum Thema im unserem Artikel "Schüler erstellen Erklärvideos".

Es ist auch möglich, dass sie diese Tipps gar nicht brauchen, weil Schüler Ihrer Klasse sich bereits mit Videoproduktionen bestens auskennen und ihr Wissen gern weitergeben. Diese Chance sollten Sie nutzen!

Kurzum: Videos sind längst nicht mehr die Pausenfüller für die letzte Stunde vor den Ferien, sie sind ein wichtiges Lernmedium, das den Unterricht, die Motivation und die Selbstständigkeit der Lernenden hervorragend unterstützen kann.

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