Unterricht planen, durchführen und nachbereiten
Tipps und Tricks für "Einsteiger"
Endlich unterrichten! Dass Sie Ihre Sache möglichst gut machen wollen, versteht sich natürlich von selbst. Aber wie funktioniert eigentlich guter Unterricht? Welche Praxistipps für Planung, Durchführung und Nachbereitung sind wirklich hilfreich? Wir haben das Wichtigste für Sie zusammenfasst.
Basiswissen "Unterricht": Theorie und Praxis
Endlich ran an die Praxis, vor der Klasse stehen und unterrichten – eine tolle Vorstellung. Vielleicht aber auch eine Sache, die Sie noch etwas nervös macht. Schließlich wollen und können Sie nicht einfach "locker aus der Hüfte" improvisieren: Sie wollen die Unterrichtsgestaltung systematisch und pädagogisch sinnvoll angehen, damit Ihre Schüler und auch Sie selbst die Stunden bestmöglich nutzen können. Dazu müssen Sie den Unterricht zunächst gut vorbereiten, ihn souverän durchführen und schließlich realistisch und selbstkritisch reflektieren. Wie genau das gehen soll? Die Ratgeber "Grundwissen Lehrerbildung – Unterricht planen, durchführen, reflektieren" (Cornelsen, ISBN 978-3-589-16249-9) sowie "Experten helfen Referendaren: Unterricht gestalten" (Cornelsen Scriptor, ISBN 978-3-589-03941-8) geben Antworten.
Wie plane ich eine gute Stunde?
Generell sollten Sie sich an vier Leitfragen orientieren:
- Um welches Thema soll es gehen?
- Warum wollen Sie dieses Thema unterrichten?
- Wie wollen Sie es aufbereiten, um das Interesse der Schüler zu wecken?
- Welches Ziel soll die Beschäftigung mit dem Thema haben, was sollen die Schüler hinterher können?
Diese Überlegungen überschneiden sich in der Praxis natürlich, sie helfen Ihnen aber, nichts Wesentliches zu vergessen. Wenn Sie nicht gerade offenen Unterricht planen, hat jede Stunde die gleiche grobe Struktur: Einstieg – Arbeitsphase – Schluss. Beginnen Sie bei Ihrer Planung aber nicht mit dem Beginn, sondern mit dem Ende und überlegen Sie genau, welches Ergebnis und welchen Lerneffekt der Unterricht letztlich haben soll. Hier können Ihnen auch die Kompetenzbeschreibungen in den Lehrplänen helfen, die Sie dann weiter konkretisieren. Wenn Ihr Ziel steht, betrachten Sie die Arbeitsphase. Sie wählen die passenden Medien, Arbeitsaufträge und Methoden. Erst ganz zum Schluss entscheiden Sie sich für den geeigneten Stundeneinstieg zur bestmöglichen Themeneinführung und zur größtmöglichen Motivation.
Achten Sie unbedingt darauf, dass alle Bausteine wirklich für ihren Zweck geeignet sind und auch zueinander passen. Machen Sie jederzeit erkennbar und nachvollziehbar, was die Schüler warum und mit welchem Ziel tun sollen. Nur so haben sie immer das Gefühl, dass die Bausteine Ihrer Stunde und besonders Ihre Arbeitsaufträge tatsächlich sinnvoll sind. Unterschätzen Sie auch nicht, wie wichtig der Einstieg für eine gelungene Stunde ist und sparen Sie hier nicht an Vorbereitungs- und Unterrichtszeit. Erstellen Sie sich zur Sicherheit ruhig schriftlich einen kleinen Übersichtsplan, damit Sie Ihre Entscheidungen noch einmal kritisch überprüfen können. Als Checkliste können folgende Fragen dienen:
- Ist das Unterrichtsziel klar definiert?
- Gibt es eine klare Struktur? Sind die Phasen aufeinander abgestimmt?
- Weiß ich, wie ich die Übergänge gestalten will?
- Sind Methoden, Medien und Arbeitsaufträge zielführend ausgewählt?
- Habe ich die (Lern-)Voraussetzungen in der Klasse realistisch berücksichtigt?
Die richtige Zielformulierung
Die Definition der Ziele ist also ein wichtiger Kernpunkt bei der Planung. Wie aber formulieren Sie die Unterrichtsziele sinnvollerweise? Generell gilt: Je höher die Zielebene, desto schwieriger ist die richtige Formulierung. Versuchen Sie bei der Zieldefinition für die nächste/-n Stunde/-n doch einmal, die folgenden Aspekte zu berücksichtigen:
- "Die Situation, in der Leistung gezeigt werden soll,
- die nicht direkt beobachtbar zu erlernenden Fähigkeit,
- das Objekt, an dem die Leistung gezeigt werden soll,
- die beobachtbare Aktion, die der Lernende vornehmen soll,
- die Hilfsmittel, Beschränkungen oder spezifischen Bedingungen."
Anschaulicher wird es mit einem Beispiel aus dem Deutschunterricht. Statt nur zu sagen: "Die Schüler sollen wissen, welche Anredeformen es in Briefen gibt und wie sie eingesetzt werden", könnte eine solche mögliche effektive Zielformulierung lauten: "Die Schülerinnen und Schüler können in Einzelarbeit zu zehn vorgegebenen Briefen ohne Anrede aus zehn vorgegebenen Anredeformen mindestens acht richtig zuordnen."
Tipps für den Stundenaufbau
Natürlich gibt es kein allgemeingültiges Schema F, das immer die optimale für jedes Thema, jede Stunde und jede Klasse wäre. Bleiben Sie also immer kritisch und überlegen Sie, ob für die jeweilige Situation nicht doch kleinere oder größere Modifikationen besser wären. Trotzdem können Sie sich gut an bewährten Konzepten für den Stundenaufbau orientieren. Ein solches Konzept ist AVIVA, das den Unterricht in fünf Phasen gliedert:
- Ankommen und einstimmen,
- Vorwissen aktivieren,
- Informieren
- Verarbeiten,
- Anwenden.
Sie sorgen also zunächst für die richtige Einstiegsmotivation und Einstimmung, indem Sie beispielsweise ein spannendes Bild zeigen oder aktuelle Interessen der Schüler aufgreifen. Dann greifen Sie das Vorwissen der Schüler auf, etwa durch ein Brainstorming. So helfen Sie den Schülern, "sich dem neuen Sachverhalt auf der Basis von bekanntem Wissen und Können zu öffnen." In Einzel- oder Gruppenarbeit animieren Sie die Schüler dann zur Informationsaufnahme. Die Festigung des Gelernten finden wiederum durch passende Übungen und Überprüfungen statt. Fragen sollten hier unbedingt beantwortet werden. Zum Schluss wenden die Schüler das neue Wissen an und reflektieren den eigenen Lernprozess (etwa: "Wo habe ich mich schwer getan?", "Wie konnte ich die Probleme ausräumen?" und "Was kann ich für zukünftiges Lernen mitnehmen?").
Wenn die Realität von der Planung abweicht
In der Praxis wird es Ihnen immer wieder passieren, dass ein Schüler nicht die Antwort gibt, auf die Sie eigentlich abzielen. Nun können Sie ihn natürlich einfach korrigieren oder einen anderen Schüler dran nehmen, der vielleicht auf den Fehler eingeht und ihn korrigiert – Hauptsache, der Unterricht bleibt "im Fluss". Machen Sie sich aber auch bewusst: Fehler sind immer auch Lernchancen – und das reine Korrigieren hat nicht automatisch einen Lerneffekt. Statt Fehler systematisch zu übergehen und das Fragezeichen im Kopf des Schülers stehen zu lassen, überlegen Sie in aller Kürze, was für ein Fehler es genau ist. Kleine Flüchtigkeitsfehler sind kein Grund, das Konzept für die Stunde über den Haufen zu werfen. Ist es stattdessen eher ein grundlegender "Systemfehler", kann es aber wichtig sein, den Fehler ausführlicher zu besprechen.
Die sinnvolle Nachbereitung
Selbst wenn Sie Ihre Unterrichtsplanung eins zu eins in die Tat umsetzen, stellt sich hinterher die Frage, wie sinnvoll die Planung und wie erfolgreich die Umsetzung tatsächlich war. Damit Sie sich als Lehrer und Ihren Unterricht kontinuierlich weiter verbessern können, ist konstruktives Feedback wichtig. Dazu überprüfen Sie einerseits das Ergebnis der Stunde, andererseits aber auch den Prozess dorthin. Reflektieren Sie die Strategien, die Sie eingesetzt haben, bewerten Sie sie und ziehen Sie Schlüsse für die weitere Unterrichtsgestaltung.
Achten Sie darauf, sich bei der Evaluation auf objektive Kriterien zu beziehen, statt "aus dem Bauch heraus" ein subjektives Fazit zu ziehen. Sinnvolles Feedback gibt Antworten auf diese Fragen:
- "Wo will ich hin?
- Wie komme ich voran? Was ist gut gelaufen?
- Was sind die nächsten Schritte?"
Bleiben Sie offen für Verbesserungen und lassen Sie sich von kleinen "Planungsschnitzern" nicht entmutigen. Fehler sind menschlich und wirken mitunter sogar sympathisch – das gilt auch für Lehrer.
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