In der Kürze liegt ihre Stärke: Kurzgeschichten erzählen in wenigen Seiten ganze Welten, Lebensläufe und Schicksale. Das Besondere an dieser Erzählform ist ihre Dichte. Jedes Wort, jeder Satz, jede Handlung hat eine Bedeutung. Inhaltlich sind Kurzgeschichten im Deutschen üblicherweise knapp und präzise gehalten, mit einem starken Fokus auf das Wesentliche. Es gibt keine oder nur wenige ausschmückende Passagen – das garantiert ein kurzweiliges Leseerlebnis und hält Lernende dazu an, aufmerksam und fokussiert zu lesen. Häufig liegt eine klare Struktur vor: Einführung, Hauptteil, Schluss. Die Sprache ist oft dicht, lyrisch und symbolträchtig, was den Texten eine besondere Intensität verleiht.
Ein prägnantes Merkmal von Kurzgeschichten – ob auf Deutsch oder in anderen Sprachen – ist ihre historische und kulturelle Verwurzelung. Wie auch bei anderen Lektüren und literarischen Gattungen prägen geschichtliche Ereignisse wie Krieg oder – in Deutschland – die Teilung und Wiedervereinigung des Landes nicht wenige Kurzgeschichten. Sie lassen sich daher auch sehr gut in anderen Unterrichtsfächern wie Geschichte oder Politik einsetzen.
Zudem haben die Geschichten häufig einen philosophischen Unterton. Sie greifen Fragen nach Identität, Moral, Existenz und Menschlichkeit auf und behandeln diese in einem konzentrierten Format.
Viele Kurzgeschichten beinhalten ein offenes Ende. Das lässt Raum für eigene Interpretationen und Gedanken und kann als Basis für Diskussionen über Kultur, Moral und menschliche Beziehungen dienen. Die Fantasie von Schülerinnen und Schülern wird dadurch ebenso angeregt wie das kritische Denken.