Auszeit nach dem Abi - 5 Argumente
Abi – und dann?
Nach der Schule erst mal eine Pause machen und in Ruhe durchatmen – davon träumen viele. Die Lücke im Lebenslauf trifft aber nicht überall auf Begeisterung. Diese fünf Argumente überzeugen jeden Skeptiker – von deinen Eltern bis zum potenziellen Arbeitgeber!
Jetzt aber schnell – oder?
Die Tinte ist noch nicht ganz trocken, da heißt es schon: Das Abizeugnis schnappen, der Schule noch mal winken – und ab in die Ausbildung oder ins Studium. Nur keine Sekunde ungenutzt verstreichen lassen und so schnell wie möglich den nächsten Karriereschritt nehmen!
Was sich so manche Eltern wünschen und der Chef-Streber aus deinem Jahrgang super findet, sorgt bei dir für Schweißausbrüche? Dann gehörst du wohl eher zu denen, die nach dem Abi erst mal eine Pause brauchen. Das ist wahrscheinlich sogar eine tolle Idee. Denn es gibt viele gute Gründe, warum es klüger sein kann, sich nicht gleich nahtlos in den Ernst des Lebens zu stürzen.
1. Gut Ding will Weile haben.
Du musst es Mutti nicht unbedingt vorsingen, aber "Probier’s mal mit Gemütlichkeit" ist nach dem Abi oft die cleverste Philosophie. Ausbildung oder Studium, private Hochschule oder Uni, Medienwissenschaften oder Pädagogik: Es gibt so viele wichtige Entscheidungen zu treffen, dass es dir schon mal schwindelig werden kann.
Wenn du noch schwankst, was denn nun der richtige Weg für dich ist, hast du zwei Möglichkeiten: Augen zu und durch – du hoffst, dass du schon richtig entscheiden wirst. Oder du schaltest einen Gang runter und nimmst dir nach dem Abi die nötige Zeit, um dir in Ruhe klar zu werden, was wirklich zu dir passt.
In einem Nebenjob, über ein Praktikum, durch ein Schnupperstudium oder auch in einem Ehrenamt kannst du viel über dich selbst erfahren. Gleichzeitig unterziehst du deine Wünsche und Träume einem Realitätscheck und kannst hinterher eine fundierte Entscheidung treffen. Vielleicht fühlst du dich an der Uni doch unwohl, findest die Arbeit in einer Bank im Alltag erschreckend unspektakulär oder du stellst fest, dass dich die Arbeit mit Kindern überraschend glücklich macht. So ein "Gap Year" im Lebenslauf mag Mutti erst mal Sorgen machen. Die richtige Berufs- bzw. Studienwahl ist aber mächtig wichtig – und die Pause darum bestimmt keine verschwendete Zeit.
2. Mit Abstand siehst du klarer.
Mit ein bisschen Abstand von deinen Klassenkameraden und Schulfreunden bewertest du deine Pläne vielleicht noch einmal anders. Willst du wirklich Jura studieren oder klang es einfach nur so toll, das zusammen mit Tobi und Laura zu tun? Möchtest du tatsächlich Eventmanager werden oder war das nur eine lustige Idee, die sich beim Feiern ergeben und vor allem deine Freunde begeistert hat? Willst du wirklich "was mit Medien" studieren oder schlägt dein Herz doch mehr für das Lehramtsstudium, das deine Jungs und Mädels total uncool fanden? Stehst du wirklich hinter deiner Wahl oder hast du dich von der allgemeinen Stimmung mitreißen lassen? Das wird dir mit etwas mehr Abstand und ohne den Gruppeneinfluss einfach deutlich klarer.
3. Du entdeckst ungekannte Möglichkeiten.
Wer nach dem Abi direkt mit Vollgas ins Studium bzw. die Ausbildung rast, der schaut natürlich konzentriert nach vorne. Ein Blick zur Seite hätte vielleicht ganz neue Eindrücke, Inspirationen und Impulse gebracht – aber das verhindern die Karriereturbo-Scheuklappen.
Wenn du nach dem Abi stattdessen erst mal runterkommen und dich ein bisschen besinnen kannst, wirst du automatisch ein paar "Seitenblicke" riskieren. Wer weiß, was dich erwartet. Rechts und links des Weges wachsen oft die schönsten Blumen!
4. Du lernst viel Handfestes und Wertvolles "für später".
Wenn du dir die Zeit nimmst, etwas Neues auszuprobieren, wirst du auch neue Seiten an dir entdecken. Du erlebst deine Stärken und Schwächen in ganz neuen Situationen, sammelst wichtige Erfahrungen und lernst viel dazu: Fähigkeiten und Fertigkeiten, die dir in der Ausbildung oder im Studium helfen, jede Menge Soft Skills und vielleicht auch interkulturelle Kompetenzen beispielsweise.
Wer über den eigenen Tellerrand schaut, einen Schritt aus seiner Komfortzone heraus wagt und sich ohne Druck in bisher unbekannte Situationen traut, der wächst daran. Ein Einsatz als Au-pair macht dich garantiert selbstständiger und verantwortungsbewusster. Im Freiwilligen ökologischen Jahr (FÖJ) tust du etwas für die Umwelt und überraschst dich womöglich selbst mit deiner Leidenschaft für dieses Thema. Bei einem Praktikum in einem möglichen Ausbildungsunternehmen lernst du, Anweisungen richtig umzusetzen und mit Kollegen zusammenzuarbeiten. Egal, wofür du dich entscheidest: Du entwickelst dich weiter, sammelst Wissen und gibst deinem Selbstbewusstsein einen Schub. Das zahlt sich aus – für deine Ausbildung, dein Studium und auch für deinen späteren Beruf.
5. Es ist kein reiner Urlaub – es ist Selbstfindung.
Wenn du nach dem harten Abi-Endspurt mit Freunden in den Urlaub willst, um neue Party- und Relax-Rekorde aufzustellen, gönnt dir das bestimmt jeder. Wenn du deine Eltern aber von einer längeren Auszeit oder sogar einem kompletten Gap Year überzeugen willst, kommst du besser nicht mit "verlängertem Urlaub" um die Ecke. Im Idealfall ist der Spaßfaktor für dich natürlich hoch, aber du nutzt deine Zeit trotzdem sinnvoll. Ein komplettes Jahr zu Hause vor der Spielkonsole macht nämlich leider wenig Sinn.
Sieh deine Auszeit mehr als Selbstfindungszeit als als Urlaub. Mit dieser Grundeinstellung sorgst du dafür, dass du wirklich das Beste für dich herausholst. So kannst du Mama und Papa deine Pause vor dem nächsten großen Schritt auch garantiert besser verkaufen. Gleiches gilt übrigens für den Personaler oder Abteilungsleiter in deinem Traum-Ausbildungsunternehmen: Du hast nicht bloß gefaulenzt – du hast wertvolle Kompetenzen erworben.