{First Steps} Elternbrief – Was lernt mein Kind in Englisch?
Transparenz für die Eltern schaffen
Eltern sind häufig verunsichert, wenn es um den Englischunterricht ihres Grundschulkindes geht – vor allem, da er sich in Methodik und Didaktik stark vom Unterricht in der Sekundarstufe unterscheidet. Hier ist es wichtig, Transparenz zu schaffen und den Eltern zu vermitteln, welche Ziele verfolgt werden: Schließlich ist Englischunterricht in der Grundschule viel mehr als stupides Wörterlernen! Dazu: ein Begrüßungsbrief zum Fach Englisch an die Eltern, ein Abschiedsbrief zum Übergang in Klasse 5 sowie zwei Kompetenzraster zur Information über die Lernfortschritte als Kopiervorlagen.
Wie lernt mein Kind eigentlich im Englischunterricht?
Die Mehrzahl der Eltern hat kaum eine Vorstellung vom Englischunterricht der Grundschule. Dies ist ganz einfach der Tatsache geschuldet, dass zu ihrer eigenen Grundschulzeit das Fach Englisch noch gar nicht unterrichtet wurde. Daher erinnern sich viele Eltern nur an ihren eigenen Englischunterricht an der weiterführenden Schule. Häufig ist hier das Lernen der Vokabeln präsent geblieben. Dass es aber in der Grundschule um gänzlich andere Dinge geht, sollte für die Eltern transparent gemacht werden. Denn nur so können sie die Methodik, Didaktik und Ziele des Grundschul- sowie Englischunterrichts verstehen und wertschätzen.
Spezielle Methodik und Didaktik
Eine ganz besondere Rolle spielen das Hör-/Hörsehverstehen und das Sprechen. Erklären Sie den Eltern, dass es für das Erlernen der Fremdsprache unerlässlich ist, viel zu sprechen. Auch die Kinder sollen sich trauen zu sprechen. Fehler sind dabei erlaubt – aus ihnen lernt man. Der Mehrzahl der Eltern wird nicht bewusst sein, dass im Englischunterricht in der Grundschule das Prinzip der Einsprachigkeit gilt. Mit diesem sogenannten „Sprachbad“ kommen in der Regel alle Schülerinnen und Schüler gut klar, da sehr viel mit Mimik, Gestik, Bildern und Realien gearbeitet wird.
Lieder, Reime und Gedichte helfen den Kindern, sich das Gelernte auf einfache und spielerische Art anzueignen. Viele Lieder sind richtige Ohrwürmer (z. B. das bekannte „Head and shoulders“). Mit Musik geht vieles leichter. Wenn dann auch noch passende Bewegungen integriert werden, dann prägt sich der Text umso besser ein. Auch werden einfache Strategien vermittelt, wie es den Schülerinnen und Schülern leichter fällt, sich Wörter (in der Grundschule wird ja noch nicht von Vokabeln gesprochen!) besser merken zu können.
Die Themen, die in der Grundschule behandelt werden, stammen ausschließlich aus der Erlebniswelt der Kinder (wie Tiere, Essen und Trinken, Geburtstage, Feiertage, Schule) und schließen auch landeskundliche Themen mit ein, z. B. erhalten die Schülerinnen und Schüler Informationen über London und Großbritannien. Auch das Lesen eines vereinfachten Stadtplans, das Kennenlernen der bekannten Verkehrsmittel der Hauptstadt und das Sprechen über die Königsfamilie gehören dazu. Ebenso werden andere englischsprachige Länder, wie die USA und Australien, in den Unterricht einbezogen.
Viele Eltern sind zunächst sehr verunsichert, wenn es um den Englischunterricht ihres Grundschulkindes geht. Wie können wir das vermeiden? Indem wir die Eltern aufklären. Gleich am ersten Elternabend (oder an einem Info-Elternabend zum Fach Englisch) zu Beginn des Schuljahres sollte ein ausführlicher Überblick über das Fach gegeben werden und darüber, wie der Englischunterricht ablaufen wird. Alternativ oder zusätzlich kann die Englischlehrerin auch einen Begrüßungsbrief mit den entsprechenden Informationen an die Eltern austeilen (s. KV 1). Folgendes Zitat aus dem Bildungsplan Baden-Württemberg 2016 für das Fach Englisch begründet die Wichtigkeit des Faches: "Der Fremdsprachenunterricht in der Grundschule legt Grundlagen für lebenslanges Fremdsprachenlernen und kompetente Auseinandersetzung mit Mehrsprachigkeit und kultureller Vielfalt. Durch die Begegnung mit anderen Sprachen und Kulturen wird ein Grundstein für interkulturelle kommunikative Kompetenz (…) entwickelt, als Basis für einen toleranten, respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander."[1]
Gut bewährt hat es sich, kleine Sequenzen aus einer Englischstunde mit den Eltern "nachzuspielen". Warum erzählen Sie den Eltern nicht einfach eine kurze Story (z. B. "The Earl of Sandwich" aus Sunshine) oder zeigen ein Picture book? Erläutern Sie an diesem Beispiel, wie Sie im Englischunterricht vorgehen. Hier bietet es sich auch an, Arbeitsblätter, Materialien und alles, was Sie für Ihren Unterricht verwenden, auf einem Tisch auszustellen. Auch die Freiarbeitsbox von Sally beinhaltet reichlich Material, das an Elternabenden gezeigt werden könnte.
Interessant wird für die Eltern auch sein, wenn Sie ihnen zeigen, mit welchen Ritualen Sie den Englischunterricht beginnen, z. B. mit dem Singen des Begrüßungsliedes "Good Morning Song" und mit Fragen zum aktuellen Tag und Wetter: What day is it today? What’s the weather like today? Oder schaffen Sie eigene Sprechanlässe, indem Sie sich die T-Shirts und Pullover der Eltern gemeinsam anschauen. Vielleicht befindet sich ja der eine oder andere englische Schriftzug darauf? So entstand neulich im Unterricht die Situation, dass wir von dem Schriftzug Queen of the day auf die britische Königsfamilie zu sprechen kamen und am Ende der Stunde einen kompletten Stammbaum an der Tafel stehen hatten – alle Schüler waren hoch motiviert! Zeigen Sie den Eltern, dass Englischunterricht auch so spontan und alltagsbezogen sein kann. Auch sachkundliche oder andere aktuelle Themen aus dem Klassenzimmer oder der Welt der Kinder bieten sich an, um authentische Sprechanlässe zu schaffen. Alternativ könnten Sie die Eltern ermutigen, typische Spiele aus dem Englischunterricht mit Ihnen zu spielen. Diese sollten jedoch nicht zu kompliziert sein, da sich viele Eltern in der englischen Sprache nicht sicher fühlen und evtl. eine gewisse Scheu zeigen werden. Auch könnten Sie Bild- und Wortkarten an der Tafel zuordnen lassen oder ein kleines Maldiktat durchführen.
Wie ist der Lernstand meines Kindes?
Unbenotete Checks, die Aufgaben zu verschiedenen Kompetenzen beinhalten (z. B. Hör-/Hörsehverstehen, Leseverstehen, Schreiben = orthographisch richtig abschreiben), informieren die Eltern über den aktuellen Lernstand des Kindes. Diese Lernzielkontrollen, die eine kontinuierliche und systematische Diagnose und Erfassung der Leistungen sichern, gibt es zum Beispiel zu den Lehrwerken Sally und Sunshine. Auch die Schülerinnen und Schüler erhalten so eine Rückmeldung zu ihren Lernerfolgen.
Das Sprechen kann natürlich nur im Unterricht selbst bewertet werden. Dies kann auf vielfältige Weise geschehen, zum Beispiel beim Aufsagen kleinerer Reime und Gedichte, beim Singen, bei diversen Rollenspielen, kleinen Theaterstückchen, in einem Dialog oder bei weiteren Sprechanlässen. Dadurch können Sie als Lehrkraft eine aussagekräftige Beobachtungsnote bilden.
Steht ein Elterngespräch an, so helfen Ihnen zum Beispiel Kompetenzraster (s. KV 2 und 3), die sich mittlerweile in den meisten Lehrwerken befinden, das Gespräch gut zu strukturieren und für die Eltern transparent zu gestalten. Auch Ihre eigenen freien verbalen Schülerbeurteilungen dürfen Sie hier heranziehen.
Möglichkeiten der Förderung zu Hause
Dem Activity Book von Sunshine liegt eine CD bei, auf der einige Lieder, Reime und Gedichte aufgezeichnet sind, die gerne auch zu Hause gehört, gesungen und gesprochen werden dürfen. Mittlerweile gibt es in allen Buchhandlungen auch eine große Auswahl englischsprachiger Kinderliteratur. Auch hier können sich Eltern mit ihren Kindern gemeinsam geeignete Materialien aussuchen. Sunshine – Fit for five können Sie gezielt Eltern empfehlen, die beispielsweise in den Sommerferien nochmals Englisch wiederholen, vertiefen und üben möchten.
Elternbriefe und Briefe an die Kinder
Gestalten Sie die Einladungen für kleine Aufführungen oder Feiern (z. B. die Weihnachtsfeier) im Englischunterricht. So bringen die Kinder etwas mit nach Hause, das direkten Bezug zum Schulleben hat. Auch zum Valentine’s Day oder Mother’s Day bietet es sich an, Glückwünsche für die Eltern auf Englisch zu verschriftlichen.
Wieso nicht die Eltern mit ins Boot holen? Schreiben Sie den Eltern beispielsweise, dass die Einheit "London" ansteht und dass Sie sich über Materialien freuen, die damit im Zusammenhang stehen. Sicher haben einige Familien Souvenirs von einem London-Besuch. So können Sie mithilfe aller einen Thementisch erstellen, auf dem sich dann vielleicht Bilder der Königsfamilie, Earl-Grey-Teebeutel, Stadtführer, Stadtkarten, Postkarten und Bustickets befinden.
Am Ende der 4. Klasse bietet es sich an, den Schülerinnen und Schülern jeweils einen an sie direkt adressierten kurzen Brief zu schreiben. Darin beschreiben Sie den Kindern in einfachen Worten, was sie zur Vorbereitung auf den Übertritt in die weiterführende Schule üben können und was sie ungefähr erwarten wird. Eine Vorlage für solch einen Brief finden Sie hier als Kopiervorlage (KV 4).
Englisch – mehr als Vokabeln lernen
Wir vergessen in unserem Lehreralltag häufig, dass viele Dinge, die für uns im Unterricht klar und verständlich sind, für Eltern oftmals nicht so transparent erscheinen. Schaffen wir Transparenz, klären wir auf – denn so können wir den Eltern die Unsicherheit nehmen und zugleich den Schülern Sicherheit geben. Der Englischunterricht in der Grundschule ist bei weitem mehr als Singen, Basteln und Spielen. Aber er ist eben auch nicht stupides Wörterlernen.
Nadine Kerler ist Grundschullehrerin in Ulm. Seit 2010 nimmt sie außerdem Gutachter-, Autoren- und Präsentationstätigkeiten bei der Cornelsen Verlag GmbH wahr. Sie ist Autorin von Sunshine.
Sonja Goller ist Schulleiterin in Westerstetten im Alb-Donau-Kreis und war viele Jahre in der Lehrerausbildung und in der Fortbildung tätig. Sie hat Englischunterricht an der Werkrealschule erteilt und unterrichtet seit 2004 an der Grundschule in den Klassen 1–4.
[1] Bildungsplan der Grundschule. Bildungsplan 2016. Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. Fach Englisch. Leitgedanken zum Kompetenzerwerb. S. 3
Fortbildungen der Cornelsen Akademie
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