Konfliktmanagement / 01.07.2024

Gewaltprävention in der Schule

Wie ein möglichst gewaltfreies Klima entstehen kann

Gewalt kommt in allen Lebensbereichen vor, also macht sie auch vor der Schule nicht halt, denn Schule ist auch immer ein Abbild der Gesellschaft. Andererseits sollte gerade die Schule ein Raum sein, in dem sich Schülerinnen und Schüler sicher fühlen, wo sie angstfrei lernen können. Ein Ort, an dem sie sich wohl fühlen, an dem sie sich gern aufhalten und an dem es weder Mobbing, Diskriminierung noch Gewalt gibt. Wie lässt sich das erreichen?

Schüler prügeln sich im Schulfur
Bild: Shutterstock.com/LightField Studios

Ein wachsendes Problem?

Schulen haben viele Möglichkeiten, der Gewalt zu begegnen und sie möglichst einzudämmen. Wichtige Eckpfeiler sind Präventionsmaßnahmen und ein gutes, respektvolles Schulklima

Trotzdem scheint das Problem eher größer als kleiner zu werden. Gründe dafür gibt es viele, dazu gehört eine wachsende Gewaltbereitschaft in der gesamten Gesellschaft sowie der Rechtsruck. Auch die sozialen Medien und Online-Plattformen beeinflussen das Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Ungleiche Chancen, Armut, Diskriminierung oder das Aufwachsen in benachteiligten Stadtvierteln, ein ungünstiges familiäres Umfeld oder häusliche Gewalt bergen das Risiko, dass sich Kinder in der Schule gewalttätig zeigen. All diese Entwicklungen müssen dringend gesamtgesellschaftlich angepackt werden. Denn auch noch so gute Schulen können nicht alle gesellschaftlichen Probleme lösen. 

Sie werden also in ihrem Alltag immer wieder damit konfrontiert und müssen allein, sowie mit Hilfe anderer, nach Lösungen suchen. Denn es gibt viele Anlaufstellen, Unterstützungsangebote, Unterrichtsempfehlungen und Weiterbildungsangebote. In allen Bundesländern haben sich die Kultusministerien das Thema zu eigen gemacht und bieten spezielle Programme, Materialien und Fortbildungen zu diesem Thema an. Ein Blick auf die Seiten der Landesbildungsserver lohnt sich also allemal.

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Programme und Materialien

In mehreren Bundesländern gibt es seit Jahren verschiedene Ansätze, Gewalt von Kindern und Jugendlichen in Schulen zu verhindern. Weit verbreitet ist das Präventionsprogramm PIT (Prävention im Team). Ursprünglich wurde es in Schleswig-Holstein entwickelt, mittlerweile wird es auch in anderen Bundesländern eingesetzt. Darin geht es neben Strategien zur gewaltfreien Konfliktlösung auch um Themen wie Sucht, Sexualität und Medienkonsum.

Daneben haben alle Bundesländer eigene Programme aufgelegt, in Berlin-Brandenburg zum Beispiel ist es der Orientierungs- und Handlungsrahmen (OHR) für das übergreifende Thema Gewaltprävention, der auch Anregungen für den fachübergreifenden und fachbezogenen Unterricht enthält. Er bietet darüber hinaus eine Orientierung für eine mögliche schulweite Implementierung des Themas Gewaltprävention, die – neben den Schülerinnen und Schülern – auch weitere Zielgruppen an einer Schule einbezieht.

Baden-Württemberg hat bereits 2009 das Präventionskonzept Mobbingfreie Schule entwickelt. Dabei sollen Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern über Mobbing, dessen Mechanismen und mögliche Folgen aufgeklärt werden. Das Programm soll außerdem die Kompetenzen von Lehrkräften stärken und sie handlungsfähig machen. Nach einer Projektwoche kann die Gesamtkonferenz entscheiden, ob das Projekt als Baustein dauerhaft im sozialen Schulcurriculum verankert werden soll.

Niedersachsen bildet mentale Ersthelferinnen und Ersthelfer aus, Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende, die den Schülerinnen und Schülern helfen sollen, mit Sorgen und Problemen besser klarzukommen. Sie bieten Gespräche an, informieren über Hilfsangebote und machen den jungen Menschen Mut, sich im Ernstfall auch Hilfe zu holen. Denn wer mit seinen Problemen besser klarkommt, wer lernt, darüber zu reden und sich Hilfe zu holen, der wird auch weniger zu Gewalttaten neigen. Nachdem den ersten positiven Evaluationsergebnissen wird nun überlegt, ob das Angebot um einen Peer-to-Peer-Ansatz für Jugendliche und junge Erwachsene an Schulen erweitert werden kann.

Neben den landesspezifischen Angeboten und Konzepten gibt es auch viele weitere Präventionsangebote. Doch welche sind erfolgversprechend, welche sind seriös? Welche passen zur eigenen Schule? Darüber geben zwei Portale mit einer umfangreichen Datenbank Auskunft: Die Grüne Liste Prävention, die vom Landespräventionsrat in Niedersachsen ins Leben gerufen wurde, bietet einen guten Überblick über empfehlenswerte Präventionsansätze. Und der Wegweiser Prävention stellt in Kooperation mit der grünen Liste ein umfassendes Informationsportal zur „Entwicklungsförderung und Gewaltprävention für junge Menschen“ zur Verfügung. Neben Empfehlungen zur Arbeit mit Präventionsprogrammen gibt es hier gezielte Hinweise zu Zielsetzung, Qualität und Verfügbarkeit der einzelnen Angebote. Der Wegweiser Prävention ist ein Projekt des Deutschen Forums Kriminalprävention und des Landespräventionsrats Niedersachsen.

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Ratgeber
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In der Grundschule

Ein möglichst gewaltfreies Klima in der Schule entsteht am ehesten, wenn die gesamte Schule eine klare Haltung gegen Gewalt zeigt, und wenn diese Haltung nicht nur im Schulprogramm, sondern auch in der täglichen Arbeit deutlich wird. Wenn Gewalt und Gewaltvorfälle offen thematisiert und nicht unter den Teppich gekehrt werden. Wenn Konsens darüber besteht, dass und wie auf Gewalt reagiert wird und wenn viel Energie in die Gewaltprävention gesteckt wird. Und das beginnt bereits in der Grundschule. Sie ist die einzige bundesweite Gesamtschule, an der Kinder aus allen sozialen Schichten zusammenkommen. Wo also könnten sie soziales Miteinander und gewaltlose Konfliktbearbeitung besser lernen als hier? Dazu kommt: Je jünger die Kinder sind, umso erfolgreicher erwerben sie emotionale und soziale Kompetenzen, entwickeln ein gesundes Selbstbewusstsein und ein stabiles Selbstvertrauen.

Hintergrundinformationen, hilfreiche Anregungen, konkrete Unterrichtsvorschläge, Arbeitsblätter, Spiele und Übungen bietet das Handbuch Gewaltprävention in der Grundschule von Günther Gugel, das 2007 vom Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V.  und Wir-stärken-Dich-e.V. herausgegeben wurde. Hier ist auch ein weiteres Handbuch für die weiterführenden Schulen erschienen. Die Handbücher können kostenfrei auf der Website des Vereins heruntergeladen werden.

Für den Einsatz im Grundschulunterricht ist außerdem das Buch Mobbing-Prävention in der Grundschule von Naomi Drew gedacht, das 120 Spiele, Übungen und Arbeitsblätter enthält.

Warum seid ihr so gemein zu dem? heißt ein Kinderbuch, das bereits für die Lesestufe 1 geeignet und für den Deutschunterricht in der Grundschule gedacht ist. Wobei gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Kinder bekommen nicht nur ein spannendes Leseerlebnis, sie lernen gleichzeitig auch viel zum Thema Mobbing und Ausgrenzung.

Immer mehr Grundschulen nutzen außerdem die Giraffensprache, ein speziell für die Grundschule modifiziertes Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GfK).

Gewalt - wie kann ich mich wehren? - Gedanken zu Pazifismus und Selbstbehauptung - Arbeitsblatt mit Lösungen

Gewalt - wie kann ich mich wehren?

Gedanken zu Pazifismus und Selbstbehauptung

Arbeitsblatt mit Lösungen

In den weiterführenden Schulen

Basis für ein möglichst gewaltfreies Klima an der Schule ist die demokratische Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler. Das gelingt zum Beispiel durch die Etablierung von Klassenräten. Hier lernen Kinder mit Konflikten umzugehen, demokratische Entscheidungen zu fällen und zu respektieren und sie erfahren, was es bedeutet, aktiv am Schulleben teilzunehmen. Klassenräte können und sollten bereits in der Grundschule eingerichtet werden.

Gewalt darf nicht erst dann zum Thema werden, wenn es einen konkreten Anlass dazu gibt. Gewaltprävention gehört zur schulischen Daueraufgabe und dazu braucht es unbedingt Absprachen im Kollegium und Regeln, die für alle gelten. Sie könnten so aussehen:

  • Lehrkräfte greifen bei Gewaltakten immer ein.
  • Es werden konkrete Ansprechpersonen für den Ernstfall bestimmt.
  • Anlaufstellen und Hilfsangebote außerhalb der Schule werden aufgelistet.
  • Es gibt klare Vorgehensweisen, wenn die Gewalt eskaliert: Wann werden schulische Ordnungsmaßnahmen ergriffen, wann werden Eltern, Polizei und Schulamt eingeschaltet?
  • An der Schule werden immer wieder Projekte zum Thema Gewalt, zum Stellenwert von Demokratie und Menschenwürde durchgeführt. Dazu können auch – bei Bedarf - Anti-Gewalt-Trainings gehören. 
Themenhefte Sekundarstufe - Achtsamkeit und Demokratiebildung - Buch mit Kopiervorlagen - Klasse 5-10

Achtsamkeit und Demokratiebildung

Themenhefte Sekundarstufe
Fächerübergreifend · Klasse 5-10

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Arbeitsblätter und Materialien zum Thema Toleranz

Vielfalt, kulturelle Diversität und Toleranz sind längst ein fester Bestandteil im Klassenzimmer. 
Hier zeigen wir Ihnen eine bunte Vielfalt an spannenden Arbeitsblättern, Unterrichtsmaterialien und Magazin-Beiträgen zum Thema.

Fortbildungen der Cornelsen Akademie

Gewalt ist kein Mittel - Gewaltprophylaxe im Unterricht (SchiLf)
Sie erproben wirksame Maßnahmen zur Verhinderung, Eindämmung und zum Abbau von Gewalt und Mobbing. Sie erfahren, wie Sie als Kollegium durch die konsequente Doppelstrategie „Weich zu den Menschen und hart in der Sache" zur Deeskalation beitragen können. 

Die Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation (SchiLf)
Die Gewaltfreie Kommunikation befähigt Sie, in anspruchsvollen Konfliktsituationen mit souveräner Gelassenheit zu reagieren und einen Raum für verständnisvolle und konstruktive Gespräche zu schaffen. 

Schlagworte:

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