Acht schnelle Ideen für ein besseres Miteinander
Lernatmosphäre & Klassenklima
Ein respektvoller, gemeinschaftlicher Umgang miteinander und eine gute Lernatmosphäre – das wünscht sich jede Lehrkraft für ihre Klasse(n). Mit diesen acht unkomplizierten Impulsen verbessern Sie gezielt das Klassenklima und fördern wichtige soziale Kompetenzen.
Die Klasse als Team: Von diesen acht Impulsen profitieren alle
Ein positives Klassenklima ist für alle Beteiligten ein Gewinn: Die Schülerinnen und Schüler fühlen sich gut aufgehoben, lernen leichter und erfolgreicher – und auch Sie als Lehrkraft können Ihren Aufgaben leichter, besser und schlichtweg angenehmer nachkommen. Dass die Schülerinnen und Schüler sich in ihrer Klasse rundum wohl fühlen und sich tatsächlich als Teil einer Gemeinschaft sehen, passiert allerdings selten "von selbst". Mit diesen acht schnellen Ideen verbessern Sie das Klassenklima nachhaltig und stellen wichtige Weichen für eine echte Klassengemeinschaft.
1. Achten Sie vermehrt auf Höflichkeit.
Natürlich gehen Sie als Lehrer/-in mit gutem Beispiel voran. Im Eifer des Gefechts können wichtige "Kleinigkeiten" aber hin und wieder unter die Räder kommen. Achten Sie in den nächsten Wochen doch einmal verstärkt darauf, den Schülerinnen und Schülern Höflichkeit vorzuleben. Verpacken Sie Ihre Aufforderungen als Bitte ("Jan, bitte mach das Fenster zu.") und denken Sie daran, auch in aller Kürze Danke zu sagen, wenn die Schüler/-innen Ihrer „Bitte“ nachkommen. Achten Sie neben Ihrer Wortwahl auch einmal auf Ihre Stimme und versuchen Sie, auch in schwierigen Situationen, einen möglichst ruhigen, freundlichen und höflichen Ton beizubehalten. "Höflichkeit ist nach außen sichtbarer Respekt" – und sorgt gleichzeitig für ein positives (Gesprächs-)Klima.2
2. Stärken Sie Schülerinnen und Schüler mit Anschlussschwierigkeiten.
Manche Schüler/-innen tun sich schwer, Anschluss zu finden und ein Teil der Klassengemeinschaft zu werden. Damit auch sie sich anerkannt und geschätzt fühlen, braucht es oft ein wenig Extra-Zuwendung. Wenn Sie wissen, dass Schüler/-innen in bestimmten Bereichen besondere Stärken hat, geben Sie ihnen immer mal wieder Aufgaben, die an ihre Stärken anknüpfen. Loben und ermutigen Sie sie und bieten Sie ihnen – unter vier Augen – auch mögliche Hilfen an. Ermuntern Sie sie ruhig auch, außerhalb der Klasse nach Anschluss zu suchen und ihre Talente und Kompetenzen auszubauen – zum Beispiel im Sportverein oder einer AG.2
3. Überprüfen Sie noch einmal den Sitzplan.
Sollten Sie noch keinen Sitzplan eingeführt haben, denken Sie ruhig einmal darüber nach. Überlassen Sie es nämlich einfach den Schülerinnen und Schülern, sich ihre Plätze auszusuchen, schlägt sich oft eine "Klassenhierarchie" in der Platzwahl nieder. Meist können schon kleine Veränderungen das Klassenklima positiv verändern – etwa, wenn Sie einen Schüler/eine Schülerin, der/die bisher eher "außen vor" war zu Schüler/-innen setzen, die Sie als besonders hilfsbereit und sozialkompetent kennen.2
4. Loben Sie bewusst.
Nehmen Sie sich zwischendurch immer mal ganz bewusst die Zeit für ein kurzes Lob. Natürlich sollen Sie mit Ihrem Lob weder inflationär um sich werfen, noch jede Kleinigkeit "beklatschen". Ein Lob, das positiv aufgenommen werden soll, muss ein berechtigtes Lob sein. Doch es gibt sicherlich immer wieder etwas, das tatsächlich lobenswert ist. Loben Sie Schüler/-innen, die sich nach einer Ermahnung sichtlich um Besserung bemühen oder loben Sie, dass "die meisten von euch heute super mitgearbeitet haben". Achten Sie auch darauf, die Schüler/-innen zu loben, die Sie schnell mal übersehen, weil sie konstant gute Leistungen zeigen und sich an die Regeln halten. Wenn Sie wissen, dass einem Schüler/einer Schülerin ein Lob vor der ganzen Klasse eher peinlich wäre, loben Sie ihn/sie eben "diskret" unter vier Augen. Hauptsache, Sie bringen verdientes Lob auch tatsächlich zum Ausdruck.2
5. Vergeben Sie Ämter an Außenseiter und auffällige Schüler/-innen
Ob Klassenbuchführung, Blumengießen, Tafel- oder Karten- und Mediendienst: Mit der Vergabe von Klassenämtern können Sie sich ein Stück weit entlasten. Ihr erster Impuls könnte es nun natürlich sein, die "vertrauensvollen“ Aufgaben an zuverlässige Schüler/-innen zu vergeben, die gerne Eigeninitiative zeigen. Es lohnt sich aber, auch einmal auf die unscheinbaren Schüler/-innen, die Außenseiter und/oder die verhaltensauffälligen Schüler/-innen zuzugehen. Sind diese bereit, ein Stück Verantwortung zu übernehmen, steigert das oft ihr Selbstwertgefühl: Sie können einen wichtigen Beitrag leisten und erleben sich in einer ganz neuen Rolle. Sofern das Amt kein "Privileg- oder Belohnungsamt" ist, können die Schüler/-innen durchaus auch bisher ungekannte Anerkennung von ihren Mitschülern/Mitschülerinnen erfahren – ein weiterer positiver Effekt.3
6. Unterrichten Sie mit dem "Ich-Du-Wir-Prinzip".
Schüler/-innen lernen ganz unterschiedlich, jeder für sich. Damit auch in der Gruppensituation tatsächlich jedes Kind bzw. jeder Jugendliche etwas lernt und gleichzeitig ein Austausch stattfindet, probieren Sie doch einmal, das "Ich-Du-Wir-Prinzip" in Ihren Unterricht zu integrieren. Dazu geben Sie den Schülern/Schülerinnen zunächst immer etwas Zeit, um sich allein mit einander Aufgabe auseinanderzusetzen. Damit sie ihre Überlegungen überprüfen können, tauschen sie sich in einem nächsten Schritt mit ihrem Lernpartner aus. Im dritten und letzten Schritt stellen die Schüler/-innen dann die Ergebnisse ihres Austauschs, sprich ihrer Kooperation, in der Klasse zur Diskussion. Neben den positiven Lerneffekten hat das "Ich-Du-Wir-Prinzip" so auch wertvolle soziale Effekte.4
7. Ermuntern Sie die Schüler/-innen häufiger zum Sprechen.
Dir direkte mündliche Kommunikation ist ein wichtiger Baustein für ein funktionierendes Miteinander. Ein einfacher, aber wirkungsvoller Weg: Schaffen Sie mehr Sprech- und Gesprächsmöglichkeiten. Trainieren Sie das Diskutieren, Zuhören und Reflektiert-Reagieren – damit die respektvolle, bewusste und (situations-)angemessene Kommunikation dann auch über die Unterrichtsgespräche hinaus funktioniert.4
8. Bauen Sie vertrauensbildende Spiele in den Unterricht ein.
Vertrauen zueinander zu fassen, ist eine der größten Herausforderungen. Neben klassischen Spielen zu Teamfähigkeit und Kooperation bieten sich deshalb auch immer wieder vertrauensbildende Spiele an. Draußen oder in der Sporthalle können Sie die Schüler/-innen beispielsweise eine "Gasse des Vertrauens" bilden lassen: "Die Klasse steht sich in zwei Reihen gegenüber. Jeder Strecke die Arme so weit aus, dass er fast die Fingerspitzen seines Gegenübers berührt. Ein(e) Freiwillige(r) steht in etwa zehn Metern Entfernung vor dieser Gasse. Seine/Ihre Aufgabe ist, durch die Gasse zu sprinten. Rechtzeitig vor Eintreffen des Läufers/der Läuferin müssen die Schüler/-innen, die die Gasse bilden, ihre Arme hochreißen (Laolawelle), sodass der/die Läufer(-in) nicht berührt wird. Alle Beteiligten müssen sehr konzentriert sein. Der/die Läufer(-in) sollte mit gleichmäßiger Geschwindigkeit durch die Gasse laufen."5
Quellen
1 In Anlehnung an: "Soziales Lernen im Unterricht – Praxiserprobte Bausteine und Anregungen" von Andrea Krucinski, ISBN 978-3-589-23166-9, Cornelsen Scriptor, S. 14 ff
2 In Anlehnung an: "99 Tipps: Regeln und Konsequenzen" von Stefan Schäfer, ISBN 978-3-589-03948-7, Cornelsen Scriptor, S. 28 ff, S. 54 f und S. 66 f
3 In Anlehnung an: "Mit Grundschülern klarkommen" von Gert Lohmann, ISBN 978-3-589-16252-9, Cornelsen Scriptor, S. 75
4 In Anlehnung an: "99 Tipps für die Grundschule: Anfangsunterricht" von Erwine Nowey-Fath und Rosmarie Süßmair-Kölbl, ISBN 978-3-589-16292-5, Cornelsen Scriptor, S. 98 und S. 113 f
5 Entnommen aus: "Soziales Lernen im Unterricht – Praxiserprobte Bausteine und Anregungen" von Andrea Krucinski, ISBN 978-3-589-23166-9, Cornelsen Scriptor, S. 142
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