Besser lernen / 03.08.2020

Drei Redewendungen und woher sie kommen

Spannend – interessant – wissenswert

"Die Arschkarte ziehen", "blau machen" und "jemanden zur Sau machen": Diese drei Redewendungen kennt heute wirklich jeder. Woher die geflügelten Worte stammen, wissen dagegen die wenigsten – dabei ist es absolut unterhaltsam und spannend!

Bild: Shutterstock.com/patpitchaya

Redewendungen und ihre Ursprünge: von interessant bis schaurig

Montags morgens bist du regelmäßig ganz kurz davor, blau zu machen. Wenn du in Mathe an die Tafel musst, denkst du sofort: "Na toll, wieder die Arschkarte gezogen!". Und wenn man beim Chemie-Lehrer die Hausaufgaben vergisst, macht er einen gerne mal zur Sau.

Dass du genau weißt, wovon wir sprechen, zeigt es schon: Diese Redewendungen gehören ganz selbstverständlich zu unserem Sprachgebrauch. Aber woher kommen sie und wie genau sind sie entstanden? Wir haben das mal für dich recherchiert.

Titeltipp: Herkunft unserer Wörter erklärt

Woher bestimmte Wörter abstammen und welche Bedeutung sie einmal hatten erfährst du im Herkunftswörterbuch!

Duden - Deutsche Sprache in 12 Bänden - Duden - Redewendungen (5. Auflage) - Wörterbuch der deutschen Idiomatik - Wörterbuch Hardcover

Duden - Redewendungen (5. Auflage) · Wörterbuch der deutschen Idiomatik

Duden - Deutsche Sprache in 12 Bänden

Wörterbuch Hardcover

1. "Blau machen"

"Blau machen" geht auf die Zeiten zurück, in denen Färber Stoffe tatsächlich noch von Hand "blau machen" mussten, sprich: mit Naturmitteln einfärben. Sollte zum Beispiel blaue Wolle hergestellt werden, wurde diese meist sonntags in ein Färbebad gelegt, damit die Farbe in Ruhe einziehen konnte. Am Montag wurde die Wolle dann zum Trocknen aufgehängt – und durch die chemische Reaktion mit der Luft und dem Sonnenlicht verfärbte sie sich blau.

Während die Wolle trocknete und sich blau verfärbte, konnten die Färber allerdings nicht weiterarbeiten. Sie waren sozusagen gezwungen, "blau zu machen" und geduldig abzuwarten, bis der Stoff fertig war. Der "blaue Montag" war früher übrigens auch ein gängiger Begriff für den arbeitsfreien Tag vor der Fastenzeit. "Blau machen" und nicht arbeiten hat also lange Tradition.

2. "Die Arschkarte ziehen"

Die Herkunft dieser Redewendung wird nach wie vor hitzig diskutiert. Das ist auch nicht verwunderlich, denn angeblich hat sie ihren Ursprung auf dem Fußballfeld – und beim Fußball geht es ja fast automatisch hoch her.

Die am weitesten verbreitete Geschichte ist jedenfalls folgende: Seit 1970 gibt es im Fußball die rote und die gelbe Karte. Im damaligen Schwarz-Weiß-Fernsehen war allerdings – so die Legende – oft nicht recht zu erkennen, ob der Schiedsrichter denn nun die rote oder die gelbe Karte gezogen hatte. Als Lösung erging angeblich eine Empfehlung, wo der Schiri welche Karte am besten aufbewahren sollte – und das war dann wohl die Einführung der "Arschkarte". Die rote Karte sollte demnach nämlich immer aus der Gesäßtasche, die gelbe immer aus der Brusttasche gezogen werden. So sollten ab sofort auch weit entfernt oder zu Hause vorm Schwarz-Weiß-Fernseher sitzende Zuschauer immer genau wissen, was Sache ist.

Zweifler, die diese Theorie für löchrig halten, merken allerdings an, dass die rote Karte erst 1970 eingeführt wurde, während es das Farbfernsehen schon ab 1967 gab. Selbst in den Haushalten, die auch danach noch nur schwarz-weiß schauten, hätte man die gelbe Karte außerdem angeblich durchaus von der roten unterscheiden können – nämlich durch die helleren Grautöne. Und dann ist da immer noch die Frage: Wieso zieht man die Arschkarte, wenn man sie doch als Betroffener vom Schiri gezeigt bekommt? Die Herkunft des beliebten geflügelten Wortes ist also nicht abschließend geklärt – die Legende aber immerhin höchst unterhaltsam.

Duden - Deutsche Sprache in 12 Bänden - Duden - Das Herkunftswörterbuch (6. Auflage) - Etymologie der deutschen Sprache - Wörterbuch

Duden - Das Herkunftswörterbuch (6. Auflage) · Etymologie der deutschen Sprache

Duden - Deutsche Sprache in 12 Bänden

Wörterbuch
Duden - Deutsche Sprache in 12 Bänden - Duden - Zitate und Aussprüche (5. Auflage) - Herkunft, Bedeutung und aktueller Gebrauch - Wörterbuch Hardcover

Duden - Zitate und Aussprüche (5. Auflage) · Herkunft, Bedeutung und aktueller Gebrauch

Duden - Deutsche Sprache in 12 Bänden

Wörterbuch Hardcover

3. "Jemanden zur Sau machen"

Die Redewendung "jemanden zur Sau machen" verdanken wir den zum Glück längst vergangenen Zeiten, in denen schaurige Strafen noch zum Alltag gehörten. Die Geschichten, dass Langfinger schon mal mit einer Hand für ihre Diebstähle "bezahlen" mussten und Folter ein öffentliches Spektakel war, kennt jeder. Neben den körperlichen Strafen gab es aber auch die sogenannten Schand- und Ehrenstrafen, bei denen der Betroffene öffentlich vorgeführt wurde.

Wer sich unter aller Sau verhalten hatte, bekam dann gerne mal eine Schandmaske verpasst: Mit einer Maske in Form eines Schweinekopfs musste er sich öffentlich zur Sau machen und den Spott seiner Mitmenschen über sich ergehen lassen. Das war sicherlich weniger schmerzhaft als eine amputierte Hand – aber definitiv auch saumäßig peinlich.

Quellen: In Anlehnung an:

1 "Rästel des Alltags – Woher kommt der Begriff "Blau machen"?" von Dr. Alexander Stahr auf wissen.de, http://www.wissen.de/raetsel/woher-kommt-der-begriff-blau-machen

"Blau machen" auf Geoline.de, http://www.geo.de/GEOlino/mensch/redewendungen/deutsch/blau-machen-53416.html

2 "KuriosAh! – Woher kommt der Ausdruck "Arschkarte ziehen"?" von "Wissen macht Ah!", http://www.wdr.de/tv/wissenmachtah/bibliothek/arschkarte.php5

"Redensart/Redewendung die Arschkarte ziehen (...)" auf redensarten.de, http://www.redensarten.net/Arschkarte.html

3 "Redensart/Redewendung jemanden zur Sau machen" auf redensarten.de, http://www.redensarten.net/Sau+machen.html

Duden - Deutsche Sprache in 12 Bänden - Duden - Das Synonymwörterbuch (7., aktualisierte und erweiterte Auflage) - Treffend formulieren mit 300000 sinnverwandten Wörtern - Wörterbuch

Duden - Das Synonymwörterbuch (7., aktualisierte und erweiterte Auflage) · Treffend formulieren mit 300000 sinnverwandten Wörtern

Duden - Deutsche Sprache in 12 Bänden

Wörterbuch
Mit Stickern

Schlagworte:

31.07.2023
Interview: Lerntipps zum Schulstart
Melanie Mohr von Duden Learnattack weiß, worauf man achten sollte
Endlich Ferien – und schon sind sie wieder vorbei. So manche/-r Schüler/-in wird wahrscheinlich in den letzten Ferientagen etwas wehmütig und blickt mit gemischten Gefühlen aufs neue Schuljahr. Doch mit ein paar Tipps und Kniffen kann man den Start möglichst entspannt gestalten und eine gute Grundla... Weiterlesen
22.03.2022
Motivationstipps für den Unterricht
Damit alle bei der Sache sind 
Was gibt es Schöneres für Lehrkräfte als motivierte und neugierige Schüler/-innen die sich auf den Unterricht freuen? Doch leider sieht der Alltag oft anders aus. Einige Schüler/-innen machen immer mehr oder minder deutlich, dass sie kein Interesse an diesem Fach und oder den aktuellen Unterrichtsin... Weiterlesen
01.12.2020
Aktueller Tipp: Lerntagebuch
Besser lernen in Pandemiezeiten
Homeschooling, Hybridunterricht, vorübergehende Quarantäne – der Unterricht und das Schulleben laufen noch immer nicht rund. Eine große Herausforderung ebenso für Schülerinnen und Schüler wie für ihre Lehrerinnen und Lehrer. Welche Hilfestellungen, welche Motivation bekommen die Kinder und Jugendlic... Weiterlesen
01.12.2020
{Klexer} Kritzeln erwünscht! Sketchnotes unterstützen Merkfähigkeit und Lernen
Mit einfachen Bildern kann jedes Kind sein Lernen selbst optimieren
Unser Gehirn liebt es, in Bildern zu denken – sehen wir ein passendes Bild zu einem Wort, steigert dies die Merkfähigkeit. Vermutlich weil wir Menschen schon viel länger geübt sind, uns in Bildern auszudrücken als in Sprache – was alte Höhlenmalereien bezeugen. Zeichnen wir ein Bild zu einem Wort od... Weiterlesen