Schule weiterentwickeln – Tipps für Schulleitungen
Visionen und Teamarbeit im Schulalltag
Im Hauptberuf Lehrkraft und daneben ein paar zusätzliche Verwaltungsaufgaben – dieses Rollenbild von der Schulleitung stimmt schon lange nicht mehr. Heute unterscheiden sich Schulleiterinnen und Schulleiter kaum mehr vom klassischen Manager: Sie müssen Budgets planen, Qualitätsmanagement betreiben und Personal führen. Vor allen Dingen aber müssen sie Innovationen vorantreiben und ihre Schule konkurrenzfähig halten, oder mit anderen Worten: sie ständig weiterentwickeln.
Schulentwicklung heißt in erster Linie Veränderung. Doch nicht alle Menschen lieben Veränderungen. Den Satz "Das haben wir schon immer so gemacht und es läuft doch prima" werden Sie als Schulleiter/-in gewiss schon das eine oder andere Mal gehört haben. Zumindest Teile der Lehrerschaft widerstehen häufig den Versuchen, etwas zu ändern, etwas Neues in Gang zu bringen. Entschuldigungen, Erklärungen und Seufzer vom Typ "Wenn doch nur ..." oder "Das läuft ja gar nicht so schlecht", "Wir müssen aber auch bedenken, dass ..." sind kontraproduktiv und sollten möglichst nicht die Oberhand gewinnen. Die entscheidende Frage muss hingegen lauten: "Was wollen wir in unserer Schule erreichen?"
Der Ist-Zustand und die Routinen
Was sind die Ziele, wo soll die Entwicklung hingehen? Dafür ist es zunächst unabdingbar, den Ist-Zustand der Schule und auch ihre Stärken zu kennen. Denn auf diese Stärken sollten Sie bauen. In jeder Schule gibt es außerdem Routinen. Viele von ihnen haben sich bewährt und laufen automatisch ab. Routinen erleichtern das Leben, wenn man sie schriftlich festhält, denn nur so werden sie verbindlich, können überprüft und weiterentwickelt werden und bieten zudem Neulingen einen guten Einblick in das Innenleben der Schule. Halten Sie sämtliche Routinen möglichst in einem Handbuch, zum Beispiel mit dem Titel "So machen wir das", fest. Diese Arbeit müssen Sie nicht allein erledigen. Finden Sie Kolleginnen und Kollegen für einzelne Kapitel. Sie werden merken: Mit diesem Werk können Sie einen wichtigen Grundstein für die Schulentwicklung legen, insbesondere dann, wenn diese Routinen immer wieder ergänzt, hinterfragt, korrigiert und weiterentwickelt werden.
Träumen erlaubt – der Soll-Zustand
Danach kann der Soll-Zustand definiert werden. Zugegeben, das klingt etwas spröde. Ein anderer Begriff drückt es deutlich positiver aus: Visionen. Als Schulleiter brauchen Sie Visionen für die eigene Schule und eine Persönlichkeit, die andere gewinnen und überzeugen kann, diese Visionen gemeinsam umzusetzen. Sie müssen eine klare Vorstellung haben, von welcher Schule Sie träumen, um selbst in den kleinen Alltagsentscheidungen eine Orientierung, einen inneren Kompass zu haben. Und Sie müssen Ihre Kolleginnen und Kollegen für die Notwendigkeit sensibilisieren, sich Ziele zu setzen. Erst wenn die Zuversicht wächst, dass die gemeinsam entwickelten Ziele sinnvoll sind und erreicht werden können, entsteht Akzeptanz und im besten Falle auch Engagement.
Wichtig: Verwechseln Sie nicht Ziele und Maßnahmen. Mit Maßnahmen wird auf einen vermeintlichen Missstand mit einem Lösungsangebot reagiert. Ziele hingegen sollten zunächst klar formuliert werden, damit dann über die möglichen Maßnahmen und Zwischenschritte zum Erreichen dieser Ziele nachgedacht werden kann.
Alle in einem Boot: Kollegen, Schüler und Eltern
Und: Sie brauchen ein Team. Niemand kann im Alleingang oder gar gegen alle anderen seine Visionen umsetzen und die vorherrschende Kultur einer Institution verändern. Schulentwicklung vor Ort ist ein ganzheitlicher Prozess mit allen Akteuren. Zum Glück gibt es neben den ewigen Zweiflern in jedem Kollegium Visionäre, die ihre eigenen Ideen einbringen, die gestalten wollen und die auch einmal Experimente wagen. Setzen Sie auf diese Lehrkräfte, unterstützen und ermuntern Sie sie. Im Gegenzug werden sie sich von Ihren Ideen überzeugen lassen und bestenfalls Ihre Visionen mittragen.
Sie sollten außerdem eine Kultur der Zusammenarbeit etablieren, die auf Aufgabenteilung und auch auf Teilung von Verantwortlichkeiten setzt. Denn wer Aufgaben und Verantwortung übernimmt, will auch mitgestalten und weiterentwickeln. Und schließlich sollten auch die anderen Akteure miteinbezogen werden, nämlich die Schüler und ihre Eltern, mindestens in Form ihrer offiziellen Vertretungen.
Die Trümpfe der Schulleiter
Doch trotz aller Teamarbeit dürfen Sie eins nicht vergessen: Als Schulleiter befinden Sie sich in einer hervorgehobenen Position. Sie verfügen über besondere Trümpfe wie Amtsautorität, Entscheidungsbefugnis oder Informationszugang, mit denen Sie entscheidenden Einfluss auf das System und seine Weiterentwicklung ausüben können. Es liegt in Ihrer Hand, Aufgaben an Kolleginnen und Kollegen zu delegieren oder für die nötigen materiellen und personellen Ressourcen zu sorgen, um zum Beispiel externe Berater hinzuzuziehen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten. Damit machen Sie auch deutlich, wie ernst es Ihnen mit Ihren Zielen und Visionen ist. Stellen Sie zum Beispiel in einer Liste alle Verantwortlichkeiten auf und verteilen sie diese im Kollegium. Sprechen sie dazu gezielt Lehrer an, suchen Sie Freiwillige. Ergänzen Sie diese Liste regelmäßig mit weiteren Aufgaben und thematisieren sie diese Liste immer mal wieder in einer Konferenz. So wird der Satz "wir und unsere Schule" mit Leben gefüllt.
Große und kleine Ziele
Alle wollen Qualität, doch meint jeder dabei dasselbe? Die zentrale Frage nach der Qualität Ihrer Schule ist letztendlich: "Wie wird an unserer Schule gelernt?" Die Antwort bedarf einer Konsensbildung im Kollegium. Sie kann allerdings nicht abseits von wissenschaftlicher Erkenntnis erfolgen. Laden Sie also gegebenenfalls Experten zu diesem Thema ein. Diese Konsensbildung ist ein entscheidender Schritt auf dem Entwicklungsweg Ihrer Schule. Für die konkreten Schritte schließlich lohnt es sich immer, groß zu denken und mit den kleinen Dingen zu beginnen. Das heißt keineswegs, dass Sie Ihre Visionen aufgeben müssen, es bedeutet vielmehr, sich ihnen in realistischen Schritten zu nähern. Zum Beispiel, indem Sie sich auf ein ganz konkretes Ziel konzentrieren wie Medieneinsatz, Unterrichtsmethoden, Zusammenarbeit mit externen Institutionen oder neue Formen der Kooperation mit den Eltern.
Nehmen Sie sich Zeit zum Nachdenken, lassen Sie sich beraten und nutzen Sie Schulleiternetzwerke oder informieren Sie sich bei Schulen, die für ihre Entwicklung ausgezeichnet wurden, zum Beispiel mit dem Deutschen Schulpreis. Gern – und beinahe inflationsartig – wird im alltäglichen Leben der Satz "Der Weg ist das Ziel" zitiert, für die Schule gilt eher: Sie ist nie fertig, sondern immer auf dem Weg.
Fortbildungen der Cornelsen Akademie
Schulentwicklung über das Schulprogramm (SchiLf)
Ihnen und Ihrem Kollegium wird das „Handwerkszeug“ vermittelt, mit dem Sie die Schulentwicklung für Ihre Schule in Eigenregie organisieren und die damit verbundenen Aktivitäten und Verbesserungsschritte starten können.
Teamcoaching: vom Kollegium zum Team (SchiLf)
Sie erlernen anhand eines strukturierten Verfahrens, sich auf Probleme im Berufsalltag eine Außenperspektive geben zu lassen und von der Erfahrung und den Sichtweisen der Kollegen zu profitieren.