Schule gestalten / 23.08.2018

Unsere Top 5 der schnellen Schulalltags-Tipps

Tipps und Tricks für die Praxis

Jenseits der Theorie, mitten im Getümmel, geht es ganz schön rund. Den alltäglichen Wahnsinn können Sie sich mit ein paar kleinen klugen Kniffen aber entschieden leichter machen. Die Top 5 haben wir hier für Sie zusammengestellt – 5 x Trick 17, sozusagen.

Bild: Shutterstock.com/maradon 333

Dem Schulalltag ein Schnippchen schlagen: 5 x Trick 17

Wissenschaftliche Debatten, pädagogische Modelle und didaktische Konzepte: Alles schön und gut, aber in der Praxis oft nur semi-hilfreich. Da geht es ans Eingemachte – das wissen Sie aus eigener Erfahrung. "Mitten im Getümmel" geht es vor allem darum, die vielen Hürden, vor die der Schulalltag Sie stellt, zielsicher und souverän zu meistern. In der Praxis ist es also nicht die hehre Theorie, die Ihnen das Lehrerleben leichter macht: Es sind die ganz konkreten Tricks und Kniffe, die man sich meist erst einmal erarbeiten muss.

Jugendliche sind begeistert von den sogenannten Life-Hacks, die es im Internet in rauen Mengen gibt: Das sind nützliche und verblüffende kleine Kniffe für den Alltag, die plötzlich völlig neue Wege aufzeigen. Tatsächlich sind es oft gerade die kleinen Perspektivwechsel und neuen Impulse, die eine Routine-Situation plötzlich in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen. Genau das wollen wir auch mit diesem Artikel erreichen: Aus dem Ratgeber "99 Tipps: Den Schulalltag meistern" von Günther Hoegg (Cornelsen Scriptor, ISBN 978-3-589-22936-9) haben wir die fünf besten Tipps und Tricks für das Lehrerleben herausgesucht.

1. Das Bad in der Menge

Nutzen Sie die Pausenaufsicht doch lieber effektiv, statt wie angewurzelt in einer Ecke zu stehen oder in Zeitlupe zwischen den Schüler/-innen umherzuschlendern. Wenn Sie schon mal Aufsicht haben, können Sie schließlich auch das Beste aus Ihrer Zeit herausholen.

Versuchen Sie doch einmal, die Aufsicht als Ihre ganz eigene Publicity-Tour zu betrachten und freuen Sie sich auf Ihr „Bad in der Menge“. Suchen Sie den Blickkontakt, gehen Sie (selbst-)bewusst quer über den Schulhof und zeigen Sie sich. Witzeln Sie ruhig ein wenig mit den Schülerinnen und Schülern. Seien Sie präsent und kommen Sie mit den Schüler/-innen in Kontakt – auch mit den Kindern und Jugendlichen, die Sie nicht aus dem Unterricht kennen. So haben Sie nicht mehr das Gefühl, die Aufsicht sei vertane Zeit, und die Schülerinnen und Schüler haben die Sicherheit, dass Sie wirklich für Sie da sind und sich um sie kümmern.

2. Kleine Täuschung für die Wahrheit

Egal ob als Junglehrer/-in oder alter Hase: Wenn ein Schüler eine falsche Antwort gibt, kann er das an Ihrer Reaktion meist sofort erkennen. Vermitteln ihm Ihr Tonfall oder Ihre Mimik den Eindruck, dass er nicht richtig lag, wird er sich beeilen, seine Antwort zu korrigieren – selbst wenn er sie eigentlich für richtig hält und dann nur noch raten kann. Während Sie also zufrieden sind, dass der Schüler seinen Fehler vermeintlich selbst gefunden und direkt selbst korrigiert hat, hinterlässt das Ganze bei ihm womöglich nur ein Fragezeichen.

Setzen Sie doch einmal ein kleines Täuschungsmanöver ein, um das Wissen der Schüler/-innen zu testen. Bei der nächsten richtigen Antwort verunsichern Sie den jeweiligen Schüler, indem Sie sagen: "Denk doch mal nach!" oder "Ist das wirklich deine Antwort?". Behaupten Sie nicht, seine Aussage sei falsch, aber wecken Sie gezielt Zweifel. Die meisten Schülerinnen und Schüler ändern ihre Antwort selbst dann, wenn sie zu 100 % überzeugt sind, dass sie richtig war. Wenn Sie dann später den empörten Schüler/-innen bestätigen, dass die erste Aussage doch richtig war, erklären Sie Ihr Manöver: Es ist Ihnen wichtig, Antworten zu bekommen, hinter denen die Schülerinnen und Schüler wirklich stehen. Das ist es, worum es Ihnen geht.

3. Ein Reim als Leim

"Wer nämlich mit "h" schreibt ist dämlich." "Drei, drei, drei: bei Issos Keilerei." – Merksätze wie diese bleiben im Gedächtnis ganz leicht hängen. Bestimmt haben Sie auch noch diverse Klassiker aus Ihrer Schulzeit parat, die sich förmlich festgesetzt haben. Kurze Merksätze mit Reimen, Alliterationen oder rhythmischem Aufbau sind didaktisch optimal; eingängige Klangmuster erleichtern nämlich die Informationsaufnahme. Setzen Sie also durchaus auch in höheren Klassen noch Merksätze in Ihrem Unterricht ein – bestehende bewährte oder selbst formulierte. Das ist längst nicht so schwer, wie Sie zunächst vielleicht denken. Sicher fallen auch Ihren Schüler/-innen gute Sätze ein – und schließlich wissen sie selbst am besten, was für sie wirklich eingängig ist.

4. Der Notenbasar

Das Feilschen um Noten kann ganz schön anstrengend sein – und nicht selten hat man hinterher das Gefühl, ein wenig über den Tisch gezogen worden zu sein. Dagegen hilft der sogenannte Ankereffekt, den wir von Basaren kennen. Der erste Preis, den ein Verkäufer uns nennt, wird von unserem Gehirn als Ausgangspunkt für alle weiteren Überlegungen und Schritte verankert. Das hilft bei der Orientierung – sorgt aber auch dafür, dass wir immer das Gefühl haben, der Ausgangspreis sei doch irgendwie angemessen. Das Prinzip lässt sich nun auch auf die Notenbekanntgabe übertragen. Ein Schüler, der in Teilbereichen folgende Noten bekommt: 4, 5, 4, 5, 5, 4, wird die Endnote 5 als ungerecht empfinden – schließlich ist die 4 (die am Anfang und sogar noch einmal am Ende der Reihe steht) in seinem Gehirn verankert. Exakt dieselben Noten wird er in geänderter Reihenfolge viel eher akzeptieren – bei "5, 4, 5, 4, 4, 5" erscheint ihm die 5 als logische Konsequenz.

Zwei kleine Zusatztipps zum Thema: Vermeiden Sie möglichst den Begriff der "Notenbesprechung". Die Noten stehen schließlich nicht zur Diskussion; Sie wollen nicht gemeinsam mit den Schülern die Noten finden, sondern sie bekanntgeben. "Notenbekanntgabe" ist deshalb ein deutlich klügerer Begriff. Leiten Sie das Ganze möglichst auch nicht mit Sätzen wie "Die Arbeit ist insgesamt sehr gut ausgefallen." oder "Du hast dich eigentlich wirklich verbessert." ein. Schlechte Noten wirken angesichts derart positiver Worte sonst direkt wieder ungerecht. Auch wenn es härter klingt: Ein (nicht zu ernst vorgetragenes) "Heute wird es ernst, jetzt kommt die Stunde der Wahrheit!" ist konstruktiver – es verankert nämlich direkt die Erwartung, dass auch schlechte Noten dabei sein werden.

5. Geübt spontan

Immer wieder gibt es freche Schülersprüche, die bei den Klassenkameraden für Gelächter sorgen und Sie erst mal sprachlos machen. Zu Hause fallen Ihnen dann schlagfertige Antworten ein und Sie ärgern sich, dass Sie die nicht sofort parat hatten. Schlagfertigkeit ist oftmals reine Übungssache – und wenn Sie in schwierigen Situationen nicht auf rettende Geistesblitze vertrauen können oder wollen, können Sie sich entsprechend vorbereiten.

Legen Sie sich ein Repertoire launig-markiger Sprüche zurecht, auf die Sie als Standardformulierungen jederzeit zurückgreifen können. Sie müssen nicht jedes Mal einen neuen Kracher bringen – eine gewisse Vorhersehbarkeit ist sogar hilfreich: Sie verringert die Anzahl kritischer Schüleräußerungen und sorgt dafür, dass die Schüler genau wissen, welche Reaktion Sie prompt von Ihnen zu erwarten haben. Achten Sie darauf, keine Fragen zu stellen, denn die fordern nur zu weiteren Kontern heraus. Setzen Sie stattdessen auf sogenannte "Killersätze", also Sätze, die die Situation wirklich abschließend klären. Idealerweise sind die Formulierungen so allgemein, dass sie auf verschiedenste Situationen passen. Fehlverhalten können Sie beispielsweise mit einem eindringlichen "Denk nicht mal dran!" im Keim ersticken. Bestimmt fallen Ihnen solche Killersätze für diverse verschiedene Szenarien ein.

Probieren Sie es ruhig mal aus. Sie werden merken: Diese kleinen Tricks und Kniffe können Sie im Alltag enorm entlasten. Es müssen gar nicht immer die großen, aufwendigen Ratschläge sein – kleine Tipps mit großer Wirkung bringen Ihnen oftmals mehr.

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