Welcher Beruf ist der richtige?
Wie Sie Ihre Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl unterstützen können
"Irgendwas mit Medien", "Was Solides ", "Was Kreatives" - viele Schülerinnen und Schüler haben auch am Ende ihrer Schullaufbahn noch recht verschwommene Berufsvorstellungen. Gut, dass die Berufsorientierung unterdessen sogar Einzug in die Lehrpläne der Schule eingehalten hat.
Berufsorientierung in der Schule
Rund 330 Ausbildungsberufe und 18.000 mögliche Studiengänge gibt es in Deutschland. Da können Sie als Lehrer kaum den Überblick behalten. Egal, wie Sie die Berufsorientierung in den Unterricht integrieren oder welches Konzept Ihre Schule bereits hat: Es lohnt sich auf jeden Fall, die verschiedenen Informationen, Materialien und Tools zu nutzen, die Bund, Länder und Arbeitsagenturen anbieten. Sie entwickeln immer wieder neue Angebote, die sie online zur Verfügung stellen. Apps, Filme, Unterrichtsmaterialien, Tests oder Unterrichtseinheiten können Sie und Ihre Schüler dann passgenau nutzen. So gestalten Sie gemeinsam mit Kooperationspartnern vor Ort eine auf Ihre Schüler zugeschnittene, individuelle Berufsorientierung.
Berufswünsche - Traumberufe
Vielleicht haben Ihre Schüler keine oder nur ungenaue Vorstellungen von ihren künftigen Berufen, vielleicht aber auch eher unrealistische Wünsche. Es gilt also, die Fragen zu beantworten: Was kann ich, was will ich und was ist möglich?
Als Lehrer kennen Sie weitgehend die Stärken und Interessen Ihrer Schüler. Vielleicht geht es auch noch ein bisschen genauer? Ermutigen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler, Projekte durchzuführen und Verantwortung zu übernehmen. Etwa, indem sie ein Schulfest organisieren oder die Klassenfahrt vorbereiten. Dabei stellt sich schnell heraus, über welche organisatorischen und planerischen Fähigkeiten die Jugendlichen verfügen und wie sie sich diese aneignen können. Es gibt viele "Jobs" in der Schule, für die Sie Ihre Schüler motivieren können: Mitarbeit bei der Schülerzeitung, als Klassensprecher oder Streitschlichter tätig werden zum Beispiel.
Sehr hilfreich ist auch das Selbsterkundungstool der Bundesagentur für Arbeit, das die Schüler online nutzen können. Voraussetzung ist, dass allen Schülern ein PC oder Tablet zur Verfügung steht, an dem sie in einer möglichst ruhigen Umgebung arbeiten können. Wenn die Schüler ihren eigenen Account erstellt haben, absolvieren sie bis zu vier verschiedene Tests, die sich um ihre Fähigkeiten, Interessen, sozialen Kompetenzen und beruflichen Vorlieben drehen. Aber Achtung: Test und Auswertung können bis zu zwei Stunden dauern.
Nach der Auswertung bekommen die Schüler eine Liste sowie Hintergrundinformationen mit ihren persönlichen "Top 6 Ausbildungen". Mit diesen wichtigen persönlichen Informationen ausgestattet können sie anschließend beim Berufe TV tiefer in die Recherche einsteigen Hier erfahren sie hautnah, was hinter ihren Berufswünschen steckt. Vom Altenpfleger über den Flugbegleiter bis zum Zweiradmechatroniker werden Berufe und Ausbildungswege aus Sicht der Ausbilder und der Auszubildenden vorgestellt.
Nach und nach entwickeln die Schüler so konkrete Vorstellungen von ihren künftigen Berufen. Jetzt können Sie ihnen doch die Aufgabe stellen, vor Ort eigene Erkundigungen über ihre Wunschberufe einzuholen, entweder bei Unternehmen, die ohnehin mit Ihrer Schule kooperieren oder indem sie Verwandte oder Bekannte interviewen, um etwas über deren Berufe zu erfahren.
Betriebspraktikum
Das Schülerbetriebspraktikum ist ein entscheidender Baustein in der Berufsorientierung und Ihre Rolle im Vorfeld, während des Praktikums und bei der Nachbereitung ist nicht unerheblich. Bestimmt hat Ihre Schule bereits gute Erfahrungen mit Kooperationspartnern vor Ort. Weitere Anlaufstellen bei der Suche nach dem passenden Praktikumsplatz sind die Industrie- und Handelskammern oder die Handwerkskammern und auch die Berufsberatung der Agentur für Arbeit vor Ort. Motivieren Sie Ihre Schüler außerdem, Ausbildungsmessen, Praktikumsbörsen oder einen Tag der offenen Tür zu besuchen.
Bereits jetzt sollten Sie Ihre Schüler schon intensiv auf das vorbereiten, was sie auch später bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unbedingt beachten müssen: Sich in der schriftlichen Bewerbung, beim Auswahlverfahren und im Vorstellungsgespräch möglichst gut zu präsentieren. Jetzt geht es zwar nur um eine Praktikumsbewerbung, aber das Verfahren ist ähnlich und die Schüler können wertvolle Praxiserfahrung sammeln. Es lohnt sich, dieses Training nach dem Praktikum noch einmal zu wiederholen und für die Ausbildungssuche zu vertiefen.
Üben Sie also mit Ihren Schülern, wie Anschreiben und Lebenslauf aussehen sollten – vom Erscheinungsbild bis zur inhaltlichen Gestaltung. Vielleicht haben Sie bereits die dazu passenden Materialien? Schauen Sie ansonsten bei Planet Beruf vorbei. Egal, ob es darum geht, eine ansprechende und gleichzeitig vollständige und korrekte Bewerbung zu verfassen, wie man sich am besten auf ein Assessment-Center vorbereitet oder was es beim Vorstellungsgespräch zu beachten gilt: Realitätsnahe Videos helfen, mögliche Ängste abzubauen und sich in einem geschützten Rahmen intensiv vorzubereiten. Die verschiedenen Tests schließlich machen die Jugendlichen fit für diesen entscheidenden Schritt in das Berufsleben. Vertiefen können Sie dann diese Szenarien in Rollenspielen mit Ihren Schülern.
Das Praktikum
Das Praktikum sollte sinnvoll in den Unterrichts- und Lernprozess eingebunden sein. Zunächst geht es um Organisatorisches - etwa um die schulinterne Abstimmung über das Zeitfenster für das Praktikum und um die Praktikumsvereinbarung mit Ablauf, konkreten Aufgaben und Zielen. Während des Praktikums stehen Sie Ihren Schülern als Ansprechpartner zur Verfügung. Dazu gehören auch Praktikumsbesuche vor Ort. Lassen Sie Ihre Schüler ein Praktikumstagebuch führen und ermutigen Sie sie, im Betrieb Fragen zu stellen und Interesse zu zeigen. Wenn sie sich im anschließenden Unterricht austauschen können, lernen die Jugendlichen auch andere Berufe kennen und sie können die Erfahrungen ihrer Mitschüler mit ihren eigenen vergleichen.
Eltern einbeziehen
Eltern spielen eine große Rolle bei der Berufswahl. Gut also, wenn Elternhaus und Schule nicht getrennt agieren, sondern die Jugendlichen bei dieser Entscheidung gemeinsam unterstützen. So können Sie gemeinsam mit der Elternvertretung spezielle Informationsveranstaltungen für Schüler und Eltern organisieren, bei denen zum Beispiel Vertreter der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammern oder von verschiedenen Betrieben kurze Vorträge halten und dann für Fragen von Schülern und Eltern bereitstehen. Auch lohnt es sich, den Eltern das Berufsorientierungskonzept Ihrer Schule vorzustellen und sie als Experten miteinzubeziehen. Vielleicht können auch einige Eltern ihre Berufe im Unterricht vorstellen?
Alles dokumentiert
Eine gute Dokumentation ist Gold wert. Nicht nur, dass man die eigene Entscheidung Schritt für Schritt aufschreibt und sich dabei immer wieder damit auseinandersetzt, die eigene Entwicklung lässt sich auch bei anschließenden Fragen und Zweifeln immer wieder nachvollziehen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Berufswahlpass, an der 14 Bundesländer beteiligt sind, stellt dafür seit einigen Jahren einen sogenannten Berufswahlpass zur Verfügung, mit dem die Schüler ihren Weg zur Berufswahl dokumentieren können. Er enthält alle notwendigen Unterlagen, die für eine durchdachte Berufswahl sinnvoll sind. Alle Materialien können auf der Website heruntergeladen und dann in einem Ordner aufbewahrt werden. Es ist aber auch möglich, sämtliche Dokumente einschließlich Ordner zu bestellen. Mit diesen Unterlagen können die Schüler in Ruhe und auch gemeinsam mit ihren Eltern ihre Berufswahl treffen.
Fazit
Als Lehrkraft spielen Sie eine wichtige Rolle bei der Berufsfindung Ihrer Schülerinnen und Schüler. Die Entscheidung jedoch können Sie ihnen nicht abnehmen, Sie können sie aber mit einer guten Berufsorientierung erfolgreich unterstützen. Wenn die Jugendlichen einerseits einen Überblick über die verschiedenen Optionen bekommen und andererseits lernen, ihre eigenen Stärken und Schwächen realistisch einzuschätzen, dann haben Sie Ihnen die wichtigsten Grundlagen für diese Entscheidung mitgegeben.
Fortbildungen der Cornelsen Akademie
Berufliche Orientierung – ein ganzheitliches Konzept gestalten
Sie erhalten einen Einblick, wie Sie ressourcenschonend ein nachhaltiges Qualitätsmanagement für die berufliche Orientierung an Ihrer Schuleetablieren können. Sie werden sich Ihrer bisherigen Maßnahmen und Erfolge bewusst und nutzen diese als Fundament für die Umsetzung weiterer Chancen und Potentiale.
Berufliche Orientierung an Ihrer Schule gestalten (SchiLf)
Sie erarbeiten die Grundzüge eines Konzepts für die berufliche Orientierung an Ihrer Schule: Sie reflektieren, welche Elemente bereits im Schulalltag integriert sind und welche Möglichkeiten zur Förderung der beruflichen Orientierung bestehen. Aufsetzend gestalten Sie gemeinsam Ihre Strategie zur gezielten Unterstützung Ihrer Schüler/-innen.