Unterricht gestalten / 03.01.2023

Bewegung in der Schule

Besser lernen, mehr Gesundheit und weniger Stress

Bewegung hilft beim Lernen, hält gesund und sorgt für Stressabbau. Ist der Organismus in Bewegung, wird er besser durchblutet und die Aufnahmefähigkeit des Gehirns wird gesteigert. Sport und Bewegung helfen, Stresshormone abzubauen und stressabbauende Hormone hochzufahren. Und schließlich können Bewegung und Sport Gesundheitsrisiken, die auf langes Sitzen und Bewegungsmangel zurückzuführen sind, entgegenwirken. Überdies lernt der Mensch von Anfang an die Welt durch Bewegung zu entdecken. Bewegung sollte also ein unverzichtbarer Teil des Schulalltags sein. Die Realität sieht allerdings anders aus.

Beine eines Schülers, der auf dem Schulhof hüpft
Bild: Shutterstock.com/FamVeld

Mehr als zehn Stunden verbringen Kinder und Jugendliche während der Werktage in sitzender Position, so das Ergebnis einer Umfrage des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Uni Heidelberg aus dem Jahr 2017. Das liegt zu einem Großteil an der Schule. Hier verbringen sie die meiste Zeit sitzend. Dass es auch anders geht, zeigen die „Bewegten Schulen“. Vorreiter dieser Initiative in Deutschland war das Land Niedersachsen, das bereits 1998 das Projekt „Niedersachsen macht Schule durch Bewegte Schule" mit dem Ziel startete, Bildung und Gesundheit in niedersächsischen Schulen zu verbessern. Auch in anderen Bundesländern fand diese Initiative Nachahmer und mittlerweile gibt es eine Vielzahl Bewegter Schulen in Deutschland. Aber auch wenn die eigene Schule nicht den Titel Bewegte Schule trägt, können Lehrkräfte, Schulleitungen, Eltern und Kinder einiges tun, damit das Lernen in Bewegung ganz alltäglicher Bestandteil des Unterrichts und der Pausen wird.

Die einfache Frage lautet: Wie kann Bewegung gezielt in die Schule eingebracht und das Lernen durch Bewegungsaktivitäten gefördert werden? Denn Lernen muss nicht zwangsläufig im Sitzen stattfinden.

Grundschule

In der Grundschule ist es noch relativ einfach, Bewegung ins Lernen zu bringen. Anders als Jugendliche sind Grundschulkinder auch im Klassenverband noch offen gegenüber Turn- oder Bewegungsübungen. So kann Bewegung beim Lesen, Schreiben, Rechnen oder bei Sachthemen ganz natürlich in den Unterricht integriert werden. Zum Beispiel im Deutschunterricht. Das Thema Präpositionen lässt sich zwar auch ganz traditionell im Sitzen mit Heft und Buch erarbeiten, aber aktiv und selbst erlebt können diese Wortformen erfolgreicher trainiert werden: auf dem Stuhl, unter dem Stuhl, neben dem Stuhl, zwischen zwei Stühlen, hinter dem Tisch, neben der Tafel.

Auch beim Laufdiktat ist Bewegung angesagt, wenn sich die Kinder Wörter, die im Raum verteilt ausgelegt oder aufgehängt sind, merken, zurück zu ihrem Platz gehen und die Wörter aufschreiben. Diese und ähnliche Formate lassen sich ohne weiteres auf die anderen Fächer in der Grundschule übertragen. So kann zum Beispiel  ein Zahlenstrahl auch „erlaufen“ werden. Eine Vielzahl von Unterrichtsideen dazu hat die Initiative Bewegte Schulen in Sachsen zusammengetragen.

Weiterführende Schule

Was ist mit den weiterführenden Schulen? Schließlich werden die Sitzzeiten in den höheren Klassenstufen immer länger, Schülerinnen und Schüler brauchen also gerade jetzt das bewegte Lernen. Bloß: Jugendliche werden sich wohl nicht für Laufdiktate oder ähnliches begeistern lassen. Die gute Nachricht: Bewegung kann beinahe unauffällig in den Unterricht integriert werden. Dazu eignen sich viele Aufgaben, zu deren Bearbeitung auch Bewegung eingesetzt werden kann: Ergebnisse oder Fragestellungen werden von den Schülerinnen und Schülern an die Tafel geschrieben, Informationen werden an Wänden oder Stelltafeln ausgehängt, Materialien müssen auf dem Schulgelände - oder außerhalb – besorgt werden, es muss mit anderen – auch gehend – kommuniziert und diskutiert werden, Sachverhalte müssen recherchiert oder Hypothesen durch Versuche be- oder widerlegt werden. Viele Unterrichtsinhalte müssen nicht bloß audiovisuell präsentiert und erarbeitet werden. Mit ein bisschen Fantasie lassen sich solche bewegten Lernanlässe bei vielen Unterrichtsthemen entdecken.

Nur ein Beispiel: Wenn im Physikunterricht das Thema Geschwindigkeit behandelt wird, können die Schülerinnen und Schüler zunächst eigene Geschwindigkeitserfahrungen auf dem Schulhof – rennend, mit Inline-Skatern oder dem Fahrrad – machen, um sich anschließend auch theoretisch dem Thema zu widmen. Entscheidend ist, dass den Schülerinnen und Schüler bewusst wird, wie wichtig Bewegung ist. Und dann sollten sie am besten selbst ausprobieren können, wie es sich am besten lernt: im Stehen, im Gehen oder im Liegen. Oder Lernen an der frischen Luft.

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Bewegungspausen während des Unterrichts

Während der Pandemie wurden Lüftungspausen während des Unterrichts zur Normalität. Warum sollte dieses Ritual nicht einfach mit Bewegungspausen fortgesetzt werden? Man kann zunächst mit moderaten Bewegungen anfangen, sich zum Beispiel auf dem Stuhl mal nach links oder rechts drehen oder aufstehen, den Stuhl drehen und sich wieder hinsetzen. Nicht zu unterschätzen sind auch Lockerungsübungen. Wer möglichst alle Körperteile ausschüttelt, macht auch den Kopf frei. Das geht noch besser mit Musik. Die Schülerinnen und Schüler selbst können aber auch eigene Choreografien für die Bewegungspausen entwickeln.

Anfangs werden diese Bewegungspausen möglicherweise noch mit Ablehnung und auch mit Lärm und Unruhe verbunden sein. Aber das wird sich bald geben, spätestens dann, wenn die Schülerinnen und Schüler merken, dass sie anschließend dem Unterricht konzentrierter folgen können. Übrigens: Auch Lehrkräften tun solche Bewegungspausen gut, warum also nicht auch mal im Lehrerzimmer damit anfangen?

Nicht zu unterschätzen: der Schulhof

Der Schulhof ist der Ort, an dem die Schülerinnen und Schüler sich während ihres Schulalltags am meisten bewegen können. Hier sollten also möglichst viele Bewegungsanlässe geschaffen werden mit Basketballkörben, Tischtennisplatten, Balanciergeräten, Hindernissen oder Wippen. Und in Regenpausen kann die Turnhalle zum Spiel- und Sportplatz für die Schülerinnen und Schüler geöffnet werden.

Entscheidend ist, das Bewusstsein für den Stellenwert der Bewegung innerhalb des Kollegiums, der Schülerinnen und Schüler und der Eltern zu schaffen. Dann werden gewiss viele kreative Ideen entstehen, die für die jeweiligen Schulstufen geeignet sind.

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