Medienkompetenz in der Grundschule
„Über Medienkompetenz zu verfügen heißt nicht, dass man sie auch vermitteln kann”
Sandra Bülow und Sarah Grotehusmann wussten früh, dass sie gut zusammenarbeiten können – erst als Grundschullehrerinnen, später bei der Medienberatung NRW. Sandra Bülow ist mittlerweile als Referentin Ganztag bei der QUA-LiS (Qualitäts- und Unterstützungs-Agentur – Landesinstitut für Schule) NRW tätig. Das gemeinsame Herzensthema „Digitalisierung und Medienkompetenz“ verbindet die befreundeten Autorinnen, die mit den Medienkompetenzheften Mein Medienpass digitale Bildung altersgemäß in der Grundschule etablieren möchten.
Die Medienhefte Mein Medienpass greifen den Bereich „Medienkompetenz im Unterricht“ auf. Sie enthalten Aufgaben aus den Bereichen Deutsch, Mathematik, Sachunterricht sowie „reine“ Medienkompetenz-Aufgaben. Sie erscheinen ergänzend zu den meisten Grundschul-Lehrwerksreihen.
Wie gehen Sie beim Schreiben konkret vor?
Sarah Grotehusmann: Am Anfang haben wir alles gemeinsam geschrieben, dann hat sich herauskristallisiert, dass jede ihre Spezialthemen hat und wir uns gut ergänzen. Jetzt entwickeln wir Ideen zusammen, entwerfen die Inhalte allein und bitten einander dann um Feedback. Diese wechselseitigen Impulse auf einer vertrauten Ebene sind sehr hilfreich.
Lernen Sie in diesem Prozess noch etwas Neues?
Sandra Bülow: Ich habe zum Beispiel eine größere Affinität zum Programmieren entwickelt, was gerade an Grundschulen ein angstbehaftetes Thema ist. Inzwischen habe ich richtig Lust darauf, mich noch tiefer einzuarbeiten und den Lehrkräften die Angst zu nehmen. Aber dafür musste ich selbst erst lernen, dass das kein Hexenwerk ist.
Apropos Angst: Wie erleben Sie die Haltung von Grundschullehrkräften zu digitalem Unterricht?
Sarah Grotehusmann: Es gibt eine Hemmschwelle, sich darauf einzulassen, doch das höhere Hindernis und zugleich die größte Herausforderung ist die mangelnde Ausstattung.
Sandra Bülow: Das Thema wird auch zu klein gedacht. Gerade an Grundschulen fehlt die systemische Herangehensweise. Es gibt oft ein oder zwei Personen, die sich damit beschäftigen, obwohl es als Schulentwicklungsthema alle angeht.
Sarah Grotehusmann: Manche hoffen, wenn junge Kolleginnen und Kollegen kommen, läuft das von allein. Aber selbst über Medienkompetenz zu verfügen heißt nicht, dass man sie auch vermitteln kann. Das ist eine Frage des Fortbildungsangebots und der zur Verfügung stehenden Materialien. Manchmal ist es frustrierend zu sehen, dass die Entwicklung so langsam vorangeht. Auf der anderen Seite ist es schön, dass sich viele Lehrkräfte auf den Weg machen und einfach anfangen. Weil es eben eine Menge Aspekte des riesigen Komplexes Medienkompetenz gibt, die man auch toll an einer Schule fördern kann, die nicht ideal ausgestattet ist.
Auf welchen Wegen tauschen Sie sich mit anderen aus?
Sandra Bülow: Bei Veranstaltungen, im privaten Bereich oder über das Landesinstitut für Schulentwicklung. Und auch über die sehr aktive Community auf Twitter bekommen wir viel aus der Praxis mit.
Was wird im Bereich der Medienkompetenz in Zukunft noch wichtiger?
Sarah Grotehusmann: Es wird weiterhin ein spannendes Thema sein, Medien reflektiert zu rezipieren. Im Hinblick auf die Frage „Welchen Quellen kann ich trauen?“ werden Informations- und Recherchekompetenz künftig noch relevanter.
Sandra Bülow: Und auch der Bereich der digitalen Kommunikation wird deutlich an Gewicht gewinnen – es entstehen Plattformen für den Austausch im Kollegium, mit Eltern und unter den Schüler*innen.