Digitale Medien / 20.10.2021

Schülerinnen und Schüler erstellen Erklärvideos: Drei Praxistipps

Neue Medien im Unterricht nutzen

Erklärvideos eignen sich wunderbar, um Lerninhalte kurzweilig und anschaulich zu vermitteln. Sie können fertige Lernvideos in Ihren Unterricht einbauen – oder Ihre Schülerinnen und Schüler vom User zum Creator machen und sie selbst spannende Erklärvideos erstellen lassen. Wie es gelingt, erklären diese Tipps.
 

Bild: stock.adobe.com/NATHAPHAT/coolhand1180

Vom User zum Creator: Schüler erstellen Erklärvideos

YouTube, Facebook, Snapchat, Instagram: Die Schüler sehen sich tagtäglich unzählige Videos an. Auch Lernvideos werden immer beliebter – und tatsächlich sind die kurzen Videosequenzen sehr gut geeignet, um Lerninhalte zu veranschaulichen. Noch intensiver als beim bloßen "Konsumieren" fertiger Erklärvideos setzen sich die Schüler allerdings mit dem Lernstoff auseinander, wenn sie selbst aktiv werden.

Probieren Sie es doch ruhig einmal aus: Lassen Sie Ihre Schüler in Kleingruppen selbst Erklärvideos erstellen. Jede Gruppe bereitet einen bestimmten Themen(unter)bereich für die Klassenkameraden auf; das fertige Video bauen Sie dann in der entsprechenden Unterrichtseinheit ein. Mit den folgenden Tipps wird daraus ein spannendes Projekt, von dem alle etwas haben!

Tipp 1: Lassen Sie sich auf das "Experiment" ein.

Vielleicht sind Sie ein echter Neue-Medien-Experte und in Technikfragen fitter als Ihre Schüler. Vielleicht machen Sie Lernvideos im Unterricht aber auch eher nervös – besonders, wenn die Schüler Sie selbst erstellen sollen. So oder so: Am besten gehen Sie das "Experiment" locker an und gestehen sowohl den Schülern als auch sich selbst eine gewisse Lernkurve zu. Machen Sie sich bewusst: Es muss gar nicht alles perfekt und reibungslos laufen. Und wenn Sie sich im Vorfeld schon einmal seelisch auf kleinere Stolpersteine einstellen, können Sie ganz entspannt damit umgehen, wenn es noch Klärungs- oder Anpassungsbedarf gibt.

Sprechen Sie ruhig offen an, dass das Projekt auch für Sie neu ist und machen Sie es Ihren Schülern als spannendes gemeinsames Experiment schmackhaft. Den Stress, sich selbst zu 100 % für den Erfolg verantwortlich zu fühlen, können Sie sich dabei auch gleich sparen: Übertragen Sie den Schülern – wo es Sinn macht – die Verantwortung und zapfen Sie ruhig auch das Fachwissen Ihrer Schüler an. Gerade im technischen Bereich kennen sich die Jugendlichen schließlich oft bestens aus. Mit diesem Wissen müssen Sie keineswegs "konkurrieren" – freuen Sie sich einfach, dass die Schüler schon auf viele Fähigkeiten und praktische Ressourcen zurückgreifen können.

Tipp 2: Treffen Sie die wichtigen Absprachen im Vorfeld.

Im Idealfall entstehen in (Klein-)Gruppenarbeit Erklärvideos, die konkrete Inhalte kurzweilig und anschaulich darstellen. Dabei geht es keineswegs um aufwendige, umfassende Lehrfilme, die womöglich ganze Schulstunden füllen – sondern um (er-)klärende "Wissenshäppchen" in Videoform, die bestimmte Lerninhalte erklären und vermitteln. Damit die Schüler sich intensiv mit ihrem (Gruppen-)Thema auseinandersetzen und abwechslungsreiche Videos entstehen, überlassen Sie ihnen am besten selbst, wie genau sie die Inhalte aufbereiten wollen. Die grundlegenden Regeln sollten Sie aber gemeinsam absprechen und ggf. auch noch einmal in Form eines Aufgabenblatts bzw. einer Checkliste für alle festhalten.

Wichtig ist, dass die Schüler ihre Zielgruppe immer im Hinterkopf behalten. Für die Klassenkameraden, die sich nicht mit dem Thema befasst haben, muss schließlich alles nachvollziehbar, verständlich und umfassend genug erklärt sein. Machen Sie sich im Vorfeld außerdem Gedanken zu den wesentlichen Rahmenbedingungen und halten Sie sie für alle verbindlich fest.

  • Wie viele (Klein-)Gruppen soll es geben, wie viele Videos sollen entstehen?
  • Welche konkreten Themenbereiche sollen die Schüler in Lernvideos aufbereiten?
  • Welche Gruppe übernimmt welches Thema?
  • Wann sollen die Schüler daran arbeiten – gemeinsam zu Hause oder (auch) im Unterricht?
  • Wann ist für welches Thema bzw. für welche Gruppe "Abgabe"?
  • Welcher Organisationsaufwand entsteht vielleicht noch?

Achten Sie darauf, die Themen gut einzugrenzen und einigen Sie sich verbindlich auf den Zeitrahmen. Neben den "Abgabeterminen" betrifft das natürlich auch die Videodauer. Ein 30-Minuten-Film ist wenig realistisch und auch wenig sinnvoll. Je nach Thema und Aufwand bieten sich meist Videos mit einer Länge von 5–10 Minuten an.

Erklären Sie den Schülern, dass sie selbst dafür verantwortlich sind, dass ihr Erklärvideo am vereinbarten Tag im Unterricht gezeigt werden kann. Das bedeutet einerseits natürlich, dass sie ihr Video rechtzeitig fertigstellen müssen – aber auch, dass sie die Abspielmöglichkeiten im Hinterkopf behalten und alles dafür Nötige mitbringen müssen. Halten Sie fest, welche technischen Möglichkeiten es für Ihren Unterricht gibt und in welcher Form bzw. in welchem Dateiformat die Schüler ihre Videos mitbringen müssen. Planen Sie neben der reinen Videospielzeit unbedingt auch noch Zeit für die Besprechung ein. Eventuell ergeben sich noch Fragen, die Sie dann in Ruhe gemeinsam klären können.

Tipp 3: Unterstützen Sie die Schüler/-innen so weit wie nötig – und dann lassen Sie sie machen.

Sie können nur die Themen an die Gruppen vergeben und die Schüler dann selbstständig recherchieren, Schwerpunkte legen und sich um die Visualisierung bzw. Umsetzung kümmern lassen. Oder Sie geben den Jugendlichen die wichtigen Inhalte in Form von Arbeitsblättern an die Hand, sodass sie sich primär auf die Aufbereitung in Videoform konzentrieren können.

Bei der Frage, wie genau sie "ihre" Inhalte umsetzen möchten, lassen Sie den Schülern dann am besten freie Hand. So entstehen ganz unterschiedliche und oft sehr beeindruckende Ergebnisse. Die Schüler können beispielsweise …

  • ein Gruppenmitglied zum "Moderator" machen und eine Art Kurzpräsentation zum Thema filmen;
  • sie können animierte Zeichnungen zur Visualisierung einsetzen;
  • sie können Infografiken oder Bilder einblenden und per "Voiceover" von einem Gruppenmitglied als Sprecher erklären lassen;
  • sie können ihr Erklärvideo wie eine Nachrichtensendung aufziehen oder
  • Inhalte und Prozesse szenisch darstellen.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Die Inhalte können ernst oder augenzwinkernd präsentiert werden, von einem Sprecher erklärt oder nur mit Musik unterlegt, aufwendig inszeniert oder mit ganz einfachen Mitteln umgesetzt.

Auch bei der technischen Umsetzung werden die Schüler Sie vermutlich überraschen. Smartphones, Tablets und Computer machen Videoaufnahmen kinderleicht. Apps und Programme wie iMovie, InShot oder VideoShow, mit denen sich Videos schneiden und bearbeiten lassen, beherrschen viele Jugendliche zudem im Schlaf. Besteht Ihre Klasse aus Technikfans, können Sie die Jugendlichen also einfach selbst entscheiden (bzw. recherchieren) lassen, welche technischen Mittel sie nutzen wollen.

Wenn Sie in Ihrer Klasse diverse Technikmuffel haben, können Sie vorab natürlich auch gemeinsam Ideen sammeln und eine "Ressourcenliste" erstellen. Oder Sie achten bei der Einteilung der Gruppen darauf, dass es in jeder Gruppe einen Technikfan gibt, der sich im Zweifelsfall gerne kümmert.

Bonustipp: Machen Sie sich die Sache so leicht wie möglich.

Die genauen Ergebnisse sind natürlich eine Überraschung – besonders wenn Sie die Schüler auch noch selbst recherchieren und inhaltliche Schwerpunkte legen lassen. Wenn Sie das nervös macht, lassen Sie sich das fertige Video von jeder Gruppe rechtzeitig im Voraus schicken. So können Sie ganz in Ruhe noch Zusatzinformationen oder ergänzende Arbeitsblätter vorbereiten, damit tatsächlich alle wichtigen Inhalte in der entsprechenden Stunde gezeigt und besprochen werden.

Überlegen Sie ruhig auch sonst, ob es kleine Anpassungsmöglichkeiten gibt, die das "Experiment Erklärvideos" für Sie noch besser umsetzbar machen. Dann lassen Sie die Schüler machen und lassen sich überraschen. Sie werden sehen: Es lohnt sich!

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