Unterricht gestalten / 08.07.2022

Sketchnotes in der Schule nutzen

Anleitung der Illustratorin Nadine Roßa

In der Visualisierung steckt wahnsinnig viel Potenzial fürs Lernen und Verstehen von Inhalten. Die Illustratorin, Autorin und Trainerin der Cornelsen Akademie Nadine Roßa stellt in ihrem Gastbeitrag die visuelle Methode vor, mit der sich komplexere Unterrichtsinhalte so darstellen, dass jeder schnell einen Zugang findet. Schüler können Sketchnotes gewinnbringend nutzen, um zum Beispiel Inhalte von Vorträgen wiederzugeben oder eigene Gedanken zu strukturieren und weiterzuentwickeln.

Bild: Cornelsen/Michael Miethe

Als ich noch zur Schule ging, gab es nur eine Möglichkeit, dem Lehrer zu zeigen, dass man dem Inhalt des Unterrichts auch wirklich aufmerksam folgte: Ich starrte gebannt auf die Tafel und schrieb exakt das ab, was dort vorher festgehalten wurde. Denn nur so konnten schließlich sowohl der Lehrer als auch ich sicherstellen, dass alle relevanten Informationen festgehalten wurden und später als Lernvorlage herhalten konnten - durch die ich mich dann mühselig durchquälte. 

Kommt Ihnen das bekannt vor? In der Tat glaubte man lange, dass das der richtige Weg ist, Schüler mit Unterrichtsinhalten zu versorgen. Nicht zuzuhören, sondern nebenher zu "kritzeln" galt als unaufmerksam und unverschämt. Heute hingegen ziehen die kleinen vermeintlichen "Kritzeleien" immer mehr in Alltag und Beruf ein. Inzwischen gibt es sowas wie eine Visualisierungs-Welle, die mehr und mehr auch in die Schulen einzieht. Gut so, denn hier steckt wahnsinnig viel Potenzial fürs Lernen und Verstehen von Inhalten. 

Sketchnotes als Bestandteil des Unterrichts

Im wörtlichen Sinne sind "Sketchnotes" visuell angereicherte Notizen, also Mitschriften, die mit Bildelementen wie Symbolen oder Rahmen versehen sind und damit visuell aufgewertet werden. Was auf den ersten Blick vor allem "hübsch" aussieht, hat aber vor allem einen konkreten Nutzen fürs Verstehen und Erinnern von Inhalten. Denn die Verbindung von Bild und Text, auch "Dual Coding" genannt, wurde bereits in den 70er Jahren vom Wissenschaftler Allan Paivio beschrieben. Er stellte fest, dass Informationen anders im Gehirn verankert werden, wenn Texte und Bilder miteinander kombiniert werden. Die Folge: Von kombinierten Informationen bleibt deutlich mehr Inhalt im Gehirn hängen als von Informationen, die passiv (also durch Zuhören oder Zuschauen) konsumiert oder nur mitgeschrieben werden.

Inzwischen gibt es einige neuere Untersuchungen, die diese Aussage unterstreichen. Man hat dabei nachgewiesen, dass der Prozess des Filterns und Zeichnens extrem wichtig für das Verstehen und Behalten von Inhalten ist. Dadurch wird aus der passiven eine aktive Informationsaufnahme, die dafür sorgt, dass Inhalte besser hängen bleiben – und das ist natürlich ideal für den Unterricht. 

Wofür kann man Sketchnotes einsetzen?

Im Grunde gibt es im schulischen Umfeld kaum Grenzen: Sowohl Grammatikregeln als auch Spielregeln im Sport bis zur Fotosynthese können mit Sketchnotes dargestellt werden. Häufig braucht es keine besonderen Bilder oder Fähigkeiten dafür: Es reicht, einfache zweidimensionale Symbole zu ergänzen oder Strichmännchen zu zeichnen. Und nein, Sketchnotes müssen nicht "schön" sein, um zu funktionieren! 

Wie setzt man Sketchnotes im Unterricht ein?

Das Gute ist, dass man Kinder nicht unbedingt ans Zeichnen heranführen muss. Besonders Kita-Kinder zeichnen gerne einfach drauflos, ohne den Anspruch an Perfektionismus, der ihnen und uns Erwachsenen später gerne mal im Weg steht, wenn man schnell etwas zeichnen muss. Mein Rat ist daher immer, Grundschülern die Begeisterung am Zeichnen zu erhalten und sie immer mal wieder kleine Symbole anfertigen zu lassen. 

Wichtig ist natürlich auch, dass die Lehrer mit gutem Beispiel vorangehen. Bilder und Symbole sollten feste Bestandteile von Tafelbildern und Arbeitsblättern sein, so lernen Schüler selbstverständlich mit Bildern zu arbeiten. Übrigens: Ich habe damals trotzdem gerne im Unterricht gekritzelt und z. B. kleine Ablaufgrafiken erstellt. Meine "älteste" Sketchnote findet sich in einem Heft aus der 3. Klasse, in dem ich ausführlich erkläre, wie man eine Schultüte zeichnet. Und das Gleiche mache ich (wenn auch mit anderen Inhalten) auch heute noch. 

Bild: Cornelsen/Michael Miethe

Über Nadine Roßa

Nadine Roßa ist Visualisierungs-Expertin und hilft ihren Kunden in Workshops mit "Gekritzel" schnelle Ergebnisse zu erzielen und ihre Ideen visuell aufzubereiten. Darüber hinaus erstellt sie visuelle Protokolle von Veranstaltungen in Form von Sketchnotes oder Graphic Recordings und hat mehrere erfolgreiche Bücher zum Thema geschrieben.

Fortbildungstipp der Cornelsen Akademie

Lebendig Visualisieren im Unterricht – Einführung in die Visualisierungstechniken
Sie lernen, wie Sie mit Visualisierungstechniken Ihren Unterricht lebendig gestalten können.

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