Wie kann Hybridunterricht funktionieren?
Geteiltes Lernen
Egal wie die Kultusministerkonferenz oder die einzelnen Kultusministerien in den kommenden Tagen und Wochen entscheiden werden: Es wird auf absehbare Zeit keinen Unterricht "as usual" geben. Immer wahrscheinlicher ist, dass die Schulen vermehrt auf Wechselunterricht - auch Hybridunterricht genannt – umstellen. Doch wie lässt sich dieser für alle Beteiligten zufriedenstellend organisieren und durchführen? Hier ein paar Vorschläge.
Die Organisation
Was bedeutet es eigentlich, Wechsel- oder Hybridunterricht zu organisieren? Klar ist: Alle Unterrichtsformen, die vom traditionellen Präsenzunterricht abweichen, verlangen von den Lehrkräften mehr Arbeitsaufwand, egal ob die Klassen geteilt werden oder ob die Klassen abwechselnd die Schule besuchen. In jedem Fall müssen die Stundenpläne angepasst werden, was noch relativ rasch zu bewerkstelligen sein dürfte.
Dann müssen – bei den geteilten Klassen - die Gruppen zusammengestellt werden. Doch nach welchen Kriterien? Lehrkräfte wissen, welche Schüler im Frühjahr Probleme mit dem Distanzunterricht hatten oder welche Schüler auf der Kippe stehen. Sie können also darauf achten, dass diese Schüler bevorzugt am Präsenzunterricht teilnehmen oder dass ihnen in der Schule ein Lernort zur Verfügung gestellt wird, wenn das Lernen zu Hause nicht möglich ist.
Wichtig ist auch ein funktionierendes Informationssystem, damit alle Schüler rechtzeitig darüber informiert werden, wann für sie Präsenzunterricht angesagt ist und wann sie online lernen.
Verschiedene Szenarien
Hybridunterricht geht nur frontal? Klar, die einfachste Form ist tatsächlich der Frontalunterricht. Eine Gruppe befindet sich in der Schule im Präsenzunterricht und die zweite Gruppe wird online zugeschaltet. So können alle Schülerinnen und Schüler dem Unterricht folgen, der in der Regel dann frontal organisiert ist. Technisch ist es machbar, dass sich auch die Onlineschüler aktiv am Unterricht beteiligen, sie können sich also melden und vom Lehrer aufgerufen werden.
Aber auch andere Unterrichtsformen sind möglich und lassen sich mit geteilten Klassen organisieren. Dabei sind klare Strukturen sehr wichtig. So kann der Unterricht zum Beispiel gemeinsam mit einer Morgenrunde beginnen, an der alle Schülerinnen und Schüler – präsent und virtuell – teilnehmen. Danach können sich die Präsenzschülerinnen und -schüler und die Onlineschülerinnen und -schüler in Arbeitsgruppen zusammenschließen. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Schüler zu Hause technisch so ausgestattet sind, dass sie ihre Arbeitsgruppen in Videokonferenzen organisieren können. Am Ende der Stunde, beziehungsweise am Ende der Unterrichtseinheit, werden dann von den Gruppen die Arbeitsergebnisse präsentiert. Außerdem sollte für alle klar definiert werden, wann bestimmte Lernergebnisse abgegeben werden müssen.
Was allerdings dies alles stark einschränken kann sind technische Probleme und die ganz unterschiedlichen familiären Situationen. Wenn also virtueller Unterricht nicht ohne weiteres möglich ist, kann Wechselunterricht auch analog stattfinden. Und zwar so: Die erste Gruppe bekommt in der Schule Materialien zum Beispiel in Form von Arbeitsblättern. Die werden dann zu Hause – notfalls sogar ohne PC – bearbeitet. Danach wird mit der zweiten Arbeitsgruppe genauso verfahren. So haben alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, den Lernstoff zu bearbeiten. Und manche Schülerinnen und Schüler, die sonst eher schweigen, trauen sich in den kleineren Lerngruppen sogar mehr zu und nehmen aktiver am Unterricht teil. Für die Lehrkräfte allerdings bedeutet dieses Modell, dass sie zweimal den gleichen Unterricht abhalten müssen.
Klassen können aber auch abwechselnd zu Hause bleiben. Wenn die Schule sich auf ein solches Modell einigt, werden dadurch Klassenräume frei und die Präsenzklassen werden in verschiedenen Räumen aufgeteilt. Dort können sie dann zum Beispiel in Arbeitsgruppen lernen. Das ermöglicht es den Lehrkräften, zwischen den einzelnen Gruppen hin und her zu wechseln.
Wie sieht es mit Klassenarbeiten und Tests aus?
Die Schulgesetze bieten die Möglichkeit, Klassenarbeiten und Tests in bestimmtem Umfang durch andere Leistungskontrollen zu ersetzen. Dies kann jetzt genutzt werden. Etwa, indem Schüler Referate schreiben oder Präsentationen anfertigen. So wird verhindert, dass Schülerinnen und Schüler - und ihre Lehrkräfte - nach dem Lockdown mit Tests überhäuft werden.
Und danach?
Apropos überhäufen: Nach dem ersten Lockdown war die Sorge über mögliche Bildungslücken, die entstanden sein könnten, groß. Eine Sorge, die sicherlich berechtigt ist. Doch allein mehr Unterricht in den Hauptfächern – wie mitunter gefordert – wird den Schülerinnen und Schüler jetzt nicht gerecht. Es darf schließlich nicht vergessen werden, dass Schule mehr ist als ein Ort der Wissensvermittlung. Gerade, nachdem Kinder lange auf sich gestellt waren, sie wenige soziale Kontakte hatten, Sorgen und Ängste ihr Leben bestimmten, und sie möglicherweise sogar ihnen nahestehende Menschen verloren haben, sind gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse wie Schulausflüge, Theater-AGs oder Projektwochen enorm wichtig. Wenn das Schulleben also wieder so normal wie vor der Pandemie verläuft – mit Lernen, Zensuren und Prüfungen ebenso wie mit Projekten, Schulfesten, Theateraufführungen oder Klassenfahrten, dann werden auch mögliche Wissenslücken gestopft werden können.
Fortbildungstipps der Cornelsen Akademie
Distanzunterricht mit Digitalen Tools
In diesem Online-Seminar stellen wir Ihnen verschiedene Digitale Medien vor, die für Distanzunterricht geeignet sind. Diese werden mit ihren grundlegenden Funktionen präsentiert sowie mit passenden Einsatzmöglichkeiten verknüpft.