Über die Arbeitswelt im Wandel sprechen
Fragt man deutsche Selbstständige nach dem Charakter ihrer Arbeit, bekommt man manchmal die halb scherzhafte Antwort „Ich mache alles selbst und ständig.“ Diese Erklärung beschreibt, dass Selbstständige dazu neigen, sich rund um die Uhr um ihre Arbeit zu sorgen. Allerdings hat das Wort etymologisch nichts mit unserem Adjektiv ständig zu tun, sondern beschreibt im Frühneuhochdeutschen eine Person (selbstand). Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm wie auch in der juristischen oder philosophischen Literatur des 19. Jahrhunderts taucht dieser Begriff noch auf. Für uns ist daran allerdings höchstens relevant, dass neben der empfohlenen Schreibung selbstständig auch noch die historische Variante selbständig als richtig betrachtet wird.
Viel interessanter ist dagegen die Frage, warum es in Deutschland und Österreich vergleichsweise wenig Selbstständige gibt, vergleicht man die Zahlen mit anderen Ländern der Europäischen Union. Traditionen wie auch eine Vielzahl von bürokratischen Hürden können als Gründe genannt werden. Gerade für die Kursteilnehmer*innen, die sich auf den Arbeitsmarkt im deutschsprachigen Raum vorbereiten, kann eine Diskussion darüber motivierend und sinnvoll sein.
Bei der Auseinandersetzung mit Grafiken und Statistiken erarbeiten sich die Lernenden Informationen darüber, in welchen Wirtschaftszweigen besonders viele Erwerbstätige beschäftigt sind. Dabei erfahren sie nicht nur etwas über die Struktur des deutschen Arbeitsmarktes, sondern auch, welche Sektoren sich in den letzten Jahren stark entwickelt haben.
Wenn die Kursteilnehmer*innen diese Grafiken beschreiben und interpretieren, können sie die Erkenntnisse auch mit der steigenden Zahl von Selbstständigen in Verbindung bringen.
Gibt es Berufe, die erst in den letzten Jahren entstanden sind? Warum hat sich der ohnehin geringe Prozentsatz von Beschäftigten in der Landwirtschaft und Fischerei noch einmal halbiert? In welchem Beruf und Wirtschaftszweig würden Sie gern arbeiten? Warum? Interessant wird eine solche Betrachtung aber vor allem, wenn die Teilnehmer*innen die Situation in Deutschland mir der ihrer Herkunftsländer vergleichen.
Höhepunkt einer solchen Unterrichtseinheit ist die Diskussion der Frage, worin die Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit liegen. Die Argumente können in Partnerarbeit und im Plenum erarbeitet und ausgetauscht werden. Anschließend besteht die Möglichkeit, sie mit den Gründen zu vergleichen, die Menschen in Deutschland bewegen, sich für die Selbstständigkeit zu entscheiden.
Einen Vorschlag für eine solche Sequenz finden Sie im Kurs- und Übungsbuch „Fokus Deutsch – Erfolgreich in Alltag und Beruf B2“ auf Seite 182