Lösen Sie jetzt die Aufgaben. Sie haben dazu 30 Sekunden Zeit.
Geraten Sie auch in Panik, wenn Sie eine solche Aufgabe bekommen? In diesem Fall ist es nur ein Schreibfehler. Es heißt natürlich: „Lesen Sie jetzt…“ Aber die Zeitvorgabe setzt uns gleich unter Druck, besonders, wenn wir in einer Prüfungssituation sind. Wie geht es dann unseren Kursteilnehmer/-innen, die größere Schwierigkeiten als wir haben, eine Aufgabenstellung in deutscher Sprache zu erfassen?
Die Prüfung (hier B2) ist für sie von besonderer Bedeutung. Eine Ausbildung ist davon abhängig oder der Start in ein neues Berufsleben. Aber auch wenn wir die Lernenden darauf vorbereiten wollen, können wir den Unterricht nicht auf ein Prüfungstraining reduzieren. Also müssen wir ihnen Wege zeigen, wie sie sich auch selbst vorbereiten können.
Neben dem Vertrauen in ihre sprachlichen Fähigkeiten, das sie im Idealfall in den Kursen erworben haben, brauchen sie natürlich auch eine Vorstellung davon, was in der Prüfung von ihnen verlangt wird. Dabei sollte das Kursbuch sowohl Musteraufgaben anbieten wie auch Strategien vermitteln. Wichtig ist dabei, dass prüfungstypische Aufgabenformate systematischer Bestandteil des Sprachkurses sind und die Teilnehmer/-innen nicht am Ende des Kurses die Prüfung als eine ganz neue, ungewohnte Herausforderung erleben.
Der Bereich Hörverstehen fällt manchen Lernenden dabei besonders schwer. Im Kursverlauf hören sie die Beispiele oft mehrfach. Entweder, weil wir das aus didaktischen Gründen geplant haben (Global- und Detailverstehen) oder weil wir den Bitten um Wiederholung immer mal wieder nachgeben. Bei einer auch nur annähernd realistischen Situation (Ansage im Bahnhof, Radio, …) besteht diese Möglichkeit nicht.
Es ist müßig, darüber zu spekulieren, wie viel Prozent unserer Informationen wir zurzeit noch dem Radio entnehmen. Solange dieses Format fester Prüfungsbestandteil ist, müssen sich alle darauf vorbereiten.
Das Kursbuch sollte ihnen dann aber auch Quellen zur Verfügung stellen. So bieten Sender wie die Deutsche Welle langsam gesprochene Texte, auch mit Transkripten, zum Hören und Nachlesen an. Podcasts eignen sich, um auch unterwegs authentische gesprochene Texte zu hören. Aber wir sollten nicht die Prüfung als „Drohkulisse“ aufbauen. Der viel größere Vorteil für die Lernenden besteht darin, ihren Wortschatz zu bestimmten Themen zu erweitern und mit neuen Kollokationen vertraut zu werden.
Der kommende Journal-Beitrag im April „ Prüfungsvorbereitung – selbstständig und im Kurs“ widmet sich noch einmal dem wichtigen Thema „Hörverstehen in der Prüfung“.