Grundschule / 07.10.2020

Clevere Hilfen für entspannten Anfangsunterricht

Tipps und Tricks

Von Lernatmosphäre und Hausaufgaben über Lärm und Aufräumen: Hier finden Sie kluge und praxiserprobte Tipps rund um die wichtigsten Themen des Anfangsunterrichts. Nervenschoner und Unterrichtshilfen, die sich bewähren werden – denn auch für Sie als Lehrkraft ist es ganz schön aufregend.

Bild: Shutterstock.com/ilkercelik

Der Anfangsunterricht: spannend, schön – und anstrengend

Für die Kinder ist der Schulanfang eine ganz besondere Zeit: Endlich gehören sie zu den "Großen" und dürfen Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Die meisten Kinder freuen sich darauf und sind regelrecht hibbelig; sie sind nervös und aufgeregt, weil für sie ein völlig neuer Lebensabschnitt startet.

Für Sie als Lehrer/-in ist es natürlich toll, die Kinder in dieser spannenden Phase begleiten zu dürfen – es ist aber auch enorm fordernd. Sie sollen den Schulanfänger/-innen die Eingewöhnung in ihrer neuen Umgebung  erleichtern, gleichzeitig aber auch durchsetzen, dass die Schule ein Ort zum Lernen ist, in dem neue Regeln und Anforderungen gelten.

Die folgenden Tipps geben Ihnen konkrete Anregungen, wie Sie den Anfangsunterricht für alle Beteiligten sinnvoll und effektiv gestalten können – und wie Sie die Nerven behalten. Denn bei allem Schönen, was der Anfangsunterricht mit sich bringt: Manchmal können i-Dötzchen auch echte Plagegeister sein.

Hausaufgaben sinnvoll planen

Den Kindern muss zunächst bewusst werden, dass die Hausaufgaben, die Sie stellen, eine Pflicht sind, die Sie kontrollieren. Anfangs geben die Kinder ihre Hausaufgaben nicht einfach am Tisch ab, sondern zeigen Sie Ihnen. Die ideale Gelegenheit also, den Schülern sofort ein Feedback zu geben und sie zu loben. Es ist wichtig, dass jede erledigte Hausaufgabe unmittelbar gewürdigt wird. Probleme oder Unklarheiten können Sie direkt besprechen, beziehungsweise im Unterricht noch einmal für alle thematisieren.

Achten Sie darauf, die Hausaufgaben so zu stellen, dass die Kinder die Aufgaben ohne die Hilfe ihrer Eltern lösen können. So vermeiden Sie gleichzeitig soziale Ungerechtigkeiten – schließlich hat nicht jedes Kind zu Hause einen eigenen Arbeitsplatz und die Hilfe der Eltern, auf die es zählen kann.

Variieren Sie die Arbeitstechniken nicht zu oft und sorgen Sie dafür, dass die Schüler das Material, das sie im Unterricht benutzen können, auch zu Hause haben. Regeln abzuleiten oder eigene Erkenntnisse zu formulieren, überfordert die Kinder schnell. Besser sind wiederkehrende Aufgabentypen, mit denen sie sich schon auskennen. Wenn Sie der Klassenlehrer der Kinder sind, sollten Sie außerdem dafür sorgen, dass die Kleinen insgesamt nicht zu viele Hausaufgaben bekommen. Stimmen Sie sich mit Ihren Kollegen ab – mehr als 30 Minuten sollten Kinder in der ersten Jahrgangsstufe nicht mit Hausaufgaben zubringen müssen.

Aus Fehlern wird man klug: eine Fehlerkultur etablieren

Heute wissen wir: Fehler behindern nicht generell die Lernprozesse – sie sind vielmehr eine Notwendigkeit beim Lernen. Betrachten Sie Fehler als eine Art Fenster, das Ihnen einen guten Blick auf die Lernprozesse und den jeweiligen Lernstand des Kindes geben kann. Versuchen Sie nicht, Fehlerquellen um jeden Preis zu vermeiden. Lassen Sie die Kinder erkunden, Fehler machen und daraus lernen. Korrigieren Sie nicht einfach, sondern überlegen Sie gemeinsam mit den Schülern. Wo genau lag der Fehler? Warum ist er passiert? Und wie kann er vermieden werden? Das Problem zu analysieren und zu reflektieren ist ausgesprochen lernwirksam – und damit nachhaltiger als eine einfache Korrektur.

Generell gilt: Stellen Sie ruhig herausfordernde Aufgaben und ermuntern Sie die Kinder zum Nachdenken. Geben Sie ihnen nach Möglichkeit auch die Chance, ihre Fehler selbst zu finden und zum Beispiel gemeinsam mit ihrem Sitznachbarn zu korrigieren.

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Ein ganz wichtiger Faktor sind Sie

Werden Sie sich bewusst: Was den Kindern wirklich beim Lernen und der Entwicklung hilft, sind Sie als ihre Lehrkraft. Bemühen Sie sich also um eine gute Lernatmosphäre, in der kein Kind Angst haben muss, und um eine gute Beziehung zu Ihren Schülern. Machen Sie Ziele und Anforderungen transparent und arbeiten Sie strukturiert mit den Kindern daraufhin. Geben Sie den Schülern Rückmeldung und fördern und fordern Sie sie mit passenden Aufgaben. Kooperatives Lernen und auch Peer Tutoring (also das Arbeiten mit Paten) lohnen sich in jedem Fall. Und schließlich: Arbeiten Sie mit sinnvollen und zweckmäßigen individuellen Förderplänen.

Die Nerven schonen: Umgang mit Unterbrechungen

Die Aufmerksamkeit einer ganzen Gruppe kleiner Kinder zu gewinnen und zu halten, ist wirklich nicht leicht. Ständige Unterbrechungen machen Ihnen die Sache umso schwieriger. Natürlich wollen Sie die Bedürfnisse der Kinder berücksichtigen – gleichzeitig müssen Sie Ihnen deutlich machen, dass ständige Unterbrechungen nicht akzeptabel sind. Ermuntern Sie die Kinder, selbst nach Lösungen für Ihre Probleme zu suchen und sich gegebenenfalls an anderer Stelle Hilfe zu holen, zum Beispiel bei einem Mitschüler.

Als Regel können Sie etablieren, dass das Kind erst drei Klassenkameraden um Hilfe bitten muss, bevor es mit seinem Problem zu Ihnen kommen kann. Sie können den Schülern auch einen festen Lernfreund als Ansprechpartner zur Seite stellen. Wenn dann trotzdem noch ein Problem an Sie herangetragen wird, mit dem Sie sich gerade nicht beschäftigen können, "pausieren" sie es: Sagen Sie dem Kind, dass es sein Anliegen solange beiseite legen soll, bis Sie Zeit haben.

Hilfreich ist auch ein "Auf"- und "Zu"-Schild, also ein freistehendes Schild, bei dem auf einer Seite "Auf“ und auf der anderen Seite "Zu" geschrieben steht. Wenn Sie geöffnet haben, signalisieren Sie den Kindern, dass sie sich an Sie wenden können. Haben Sie zu, bedeutet das: Keine Unterbrechungen. Achten Sie aber darauf, die meiste Zeit ansprechbar zu sein – schließlich sollen die Kinder generell das Gefühl haben, mit allem zu Ihnen kommen zu können.

Ein immer wiederkehrendes Problem: Lärm

Es ist wirklich keine neue Erkenntnis: Kinder sind einfach laut. Diese Einsicht kann Ihnen trotzdem helfen – wenn Sie sich die Tatsache immer wieder ins Gedächtnis rufen, reagieren Sie gelassener auf den störenden Lärmpegel.

Um wieder für Ruhe zu sorgen, kann zum Beispiel eine Klatschübung helfen. Klatschen Sie laut ein bestimmtes Muster, das ihre Schüler kennen. Klatschen Sie nach und nach leiser, bis alle Kinder mitmachen. Dann gehen Sie zum geräuschlosen Klatschen über und warten wieder, bis alle Kinder es Ihnen nachmachen. Jetzt herrscht wieder Ruhe und Sie können die Kinder auffordern, sich zurück an ihre Aufgaben zu machen.

Aufräumen: Die richtigen Strategien

Um das Aufräumen kommen Sie im Grundschulalltag natürlich ebenfalls nicht herum. Involvieren Sie die Kinder beim Aufräumen. Machen Sie ihnen deutlich, dass sich alle im Klassenraum wohlfühlen und zurechtfinden müssen. Daher ist eine gewisse Ordnung und Struktur in diesem Raum wichtig und alle sind für das Aufräumen mit verantwortlich.

Leichter geht dies, wenn Sie das Aufräumen für die Kinder zum Spiel machen. Können sie auf Zehenspitzen so leise aufräumen, dass Sie sie gar nicht hören, wenn Sie ihnen den Rücken zudrehen?

Wenn es schnell gehen soll, können Sie auch ein "Aufräumrennen" veranstalten: Welche der beiden Mannschaften ist zuerst fertig? Mit leisem Aufräumen können Sie dabei sicherlich nicht rechnen. Aber die Klasse wird in Rekordzeit aufgeräumt sein – und die Kinder haben Spaß.

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