Filmdrehs in Pandemie-Zeiten
Geschwister-Casting, Abstand und Desinfektion
Der Zeitpunkt stand fest. 2021 feiert Cornelsen sein 75-jähriges Verlagsjubiläum. Von Beginn an war klar, das mit besonderen Aktionen zu feiern. Ein Jahr voller Lebensgeschichten, Bilderwelten und einem humorvollen Blick auf 75 Jahre Schulzeit.
Herausforderung Corona
Beinahe ein Jahr lang bereitet ein Organisationsteam die Maßnahmen vor, sucht Protagonisten und Drehorte für die Filme, plant Umsetzungen. Dann kommt die Pandemie mit all ihren Auflagen. „Uns allen war klar, dass Corona kein Hinderungsgrund sein kann“, sagt Irina Groh, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dennoch muss alles neu geplant werden. Letztlich ist es eine Chance. „Wir haben umdisponiert und das meiste ins Digitale übertragen“ berichtet Martin Genzler, verantwortlich für Markenstrategie und Corporate Identity.
Als der Schalter umgelegt ist, sprudeln die Ideen nur so. Aus Veranstaltungen werden Filmreihen, aus Live-Erlebnissen Instagram-Filter. Mitmach-Aktionen und Gewinnspiele finden online statt. Der Auftakt des Jubiläumsjahrs kann mit einem breiten Maßnahmenpaket gefeiert werden. Einfach war der Weg dorthin nicht. Besonders die Drehaufnahmen waren während Lockdown und Lockdown-Light echte Herausforderungen.
Ein Blick hinter die Kulissen
Eines der Ziele war, Geschichten von besonderen Bildungsmomenten zu erzählen. Von Begegnungen, die für das Weiterkommen wichtig waren. In Zusammenarbeit mit der Agentur CBE DIGIDEN suchte das Team von Cornelsen nach den richtigen Personen. Und das ist doppelt schwer. Denn alle Erzählenden sollten damit überrascht werden, dass sie dem Menschen wiederbegegnen, der entscheidende Weichen in ihrem Leben gestellt hat. Für jede Entfaltungsgeschichte wird also doppelt recherchiert. Sechs Film-Paare, zwölf Menschen und ihre Geschichten.
November 2020: Lockdown-Light
Die Suche hat sich gelohnt. Sehr unterschiedliche Geschichten erzählen von der Kraft der Bildung und davon, dass es manchmal nur einen Menschen braucht, der an einen glaubt.
www.cornelsen.de/75-jahre/entfaltungsgeschichten
Doch zunächst sind da die Hürden des Corona-Jahrs. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Anzahl der Kontakte reduziert und ein Übernachtungsverbot ausgesprochen wird, werden alle Protagonisten nach Berlin eingeladen.
„So viel Aufwand nur für den Wendepunkt in meinem Leben?“,
Noel Schäfer beim Dreh der Entfaltungsgeschichten
Der eigentliche Dreh findet dann unter besonderen Bedingungen statt: Unterschiedliche Züge für die Anfahrt, verschiedene Hotels für die Übernachtung und schließlich sogar zeitlich gestaffelte Zugänge zum Drehort. Das verhindert nicht nur eine zufällige, vorzeitige Begegnung, sondern hilft auch bei den Pandemieauflagen. Schwierig genug — der emotionale Höhepunkt der Begegnungen — das überraschende Wiedersehen der Protagonisten. Corona-Regeln für die Begrüßung können nicht im Vorfeld abgestimmt werden. „Einige der Teilnehmenden hatten sich jahrelang nicht gesehen und hätten sich gerne herzlicher begrüßt. Aber Abstand vor und hinter der Kamera und Corona-Gruß waren Pflicht.“, berichtet Christina Bostelmann-Eule, im Lead für die Markenstrategie aus dem Cornelsen-Team, das virtuell beim Set zugeschaltet ist und den Dreh begleitet. Also greift man in die »Trickkiste« und setzt auf die Kraft der Spiegelneuronen. Den Erzählenden wird zur Begrüßung der Corona-Gruß angeboten und die überraschten Personen nehmen unterbewusst an.
Deutlich schwieriger werden die Rahmenbedingungen Anfang Dezember. Die Corona-Auflagen haben sich verschärft, einige Drehs stehen aber noch aus. Gedreht werden jetzt Rückblicke auf die besonderen Momente der Schulzeit als Reise durch die Jahrzehnte. Kurzfilme zu 75 Jahre Spicken, 75 Jahre Schulstreiche und 75 Jahre Große Pause.
Dreh-Genehmigung nur mit Hygienekonzept
Wir befinden uns inzwischen in Saarbrücken. Zwei Schulen und ein Schulmuseum sind ausgewählt. Sie sind Kulisse für unterschiedliche Jahrzehnte, das Wendalinum in St. Wendel, das Schulmuseum in Ottweiler und das Technisch-gewerbliche Berufsbildungszentrum in Dillingen. Noch findet Präsenzunterricht an Schulen statt, in geschlossenen Räumen sollen sich aber nicht mehr als zehn Personen aufhalten. Ein schwieriges Setting für die vielen geplanten Geschichten, die Schulleben aus 75 Jahren nachstellen. Was tun? Rettender Einfall: Gemeinsam mit der Agentur Statement castet Cornelsen Familien.
Das Drehbuch wird auf Mindestabstände umgeschrieben. Begegnen sich Darsteller/-innen dichter, sind es Geschwisterkinder oder Schüler/-innen derselben Klasse. Und ihre Eltern sind die Lehrer/-innen. So werden an zwei Wochenenden 19 Kinder und sechs Erwachsene so verteilt, dass sich maximal zwei Haushalte vor der Kamera begegnen. Der Drehplan hält genau fest, wer wo welche Wege nimmt.
Das Gesundheitsamt achtet auf die Einhaltung zusätzlicher Auflagen. Ein achtseitiges Hygiene- und Infektionsschutzkonzept regelt die Details. Markierungen am Boden kennzeichnen, wo sich Regie, Kamera und Produktion aufhalten können. Maske und Styling finden separat statt. Zusätzlich sorgt eine „Corona-Beauftragte“ fortlaufend für Desinfektion, Lüften und das Einhalten der Hygieneregeln.
Viel Aufwand – gelohnt hat es sich sehr. Gerade noch rechtzeitig vor dem vollständigen Lockdown ist alles im Kasten. Entstanden sind kleine Zeitreisen, die humorvoll zurückblicken auf 75 Jahre Schulzeit.