{Klexer} Was blüht und summt denn da?
Kinder entdecken die Vielfalt von Blumen und Insekten auf Blühwiesen
Draußen zu lernen, ist immer eine gute Idee und derzeit mehr denn je. Als Wiesenforscher/-innen, ausgerüstet mit Klemmbrett und Becherlupe, finden die Kinder mit all ihren Sinnen verschiedene Pflanzen- und Tierarten. Sie entdecken, dass gewisse Blütenformen jeweils bestimmte Insekten anlocken, und verstehen am Beispiel der Wiesenbewohner, dass Pflanzen- und Tiervielfalt eng zusammenhängen.
Forschend entdeckendes Lernen draußen bietet so viele Möglichkeiten: Bewegung an der frischen Luft, vielfältige Sinneseindrücke, selbstbestimmtes Entdecken, Beobachten sowie Erkennen von Zusammenhängen in der Natur und vor allem die Auseinandersetzung mit originalen Objekten, echten Pflanzen und Tieren.
Eine Wiese zu besuchen und ihre Bewohner genauer kennenzulernen, ist gerade im Frühling und im Frühsommer eine gute Idee. Wenn keine Wiese in der Nähe ist, kann es auch ein Wegesrand oder eine Ruderalfläche sein, also eine brachliegende Fläche mit offenem Boden, Kies oder Schotter, auf der sich erste Pflanzen selbst angesiedelt haben.
Besonders im Mai, wenn viele Wiesenblumen ihre farbigen und duftenden Blüten zeigen, kann man die verschiedenen Pflanzenarten gut unterscheiden. Jede Pflanzenart zieht mit ihren speziellen Blütenfarben, Düften und ihrem Blütenaufbau andere Insekten an. So folgt der Vielzahl von Pflanzenarten auch eine Fülle von Insekten.
Blühende Wiesenpflanzen locken verschiedene Insektenarten herbei
Insekten besuchen die Pflanzen, weil sie Pollen oder Nektar suchen. Welchen Nutzen aber haben die Pflanzen von den Insekten? Ihre Blüten werden von den Insekten bestäubt und befruchtet:
Damit die Bestäubung wirklich erfolgt, also der Blütenstaub von einer Blüte zur nächsten getragen wird und dort auf der Narbe landet, darf der Bestäuber beim Besuch einer Blüte nicht so viel Nektar erhalten, dass er anschließend schon ins Nest zurückfliegen kann. Ein geringes Nektarangebot ist also wichtig für die Arterhaltung der Pflanze.
Damit die Bestäubung der Blüten zügig erfolgt, ist alles so eingerichtet, dass die Insekten rasch von einer Blüte zur nächsten kommen. Deshalb sind die Blüten schon von Weitem erkennbar. Dafür sorgen auffällige Farben, Formen und Düfte.
Im Laufe der Evolution wurde die Begegnung zwischen Biene und Blüte von einigen Pflanzenarten so perfektioniert, dass sie sich auf wenige Insektenarten als Bestäuber verlassen können. Sie lassen nur einige Wildbienenarten zu ihren Blüten gelangen. Allerdings sind sie damit auch einem Risiko ausgesetzt, wenn genau diese Partner ausfallen würden. Bienen, Hummeln und Tagfalter können Farben gut unterscheiden und haben ein gutes Farb- und Formengedächtnis. Allerdings sehen sie Farben anders als wir, da sie andere Ausschnitte aus dem Farbspektrum wahrnehmen. Neben den Farben sind die Düfte ein wichtiges Signal für die Nahorientierung der Blütenbesucher. Verschiedene Blütenteile können verschiedene Duftstoffe ausströmen, sodass die Pflanzen Wegweiser zum Nektar haben.
Welche Insekten suchen was?
Manche Insekten fressen den Pollen, also den Blütenstaub, und den Nektar, den süßen Saft am Blütenboden. Dazu gehören Bienen, Wildbienen, Hummeln, Wespen und Solitärwespen. Nur vom Nektar ernähren sich dagegen Schmetterlinge und Schwebfliegen. Als Gegenleistung für das Futter werden die Blüten von den Insekten bestäubt – besonders wichtig sind dabei die Bienen und die Hummeln.
Die Insekten haben unterschiedliche Fresswerkzeuge. Hummeln haben längere Saugrüssel als Bienen und können deshalb Blüten besuchen, deren Nektar versteckt ist, wie Löwenzahn, Klee, Taubnessel, Schafgarbe und Kornblume.
Schwebfliegen und Käfer lieben flache Blüten. Käfer, die Blüten besuchen, fressen vor allem Pollen. Der Nektar ist für ihre kurzen, beißenden Mundwerkzeuge oft zu tief verborgen. Man findet Käfer auf gut zugänglichen, pollenreichen Blüten von Doldenblütlern wie Wiesenkerbel, Wiesen-Bärenklau, Wilder Möhre und Giersch. Die Käferblumen sind oft weiß oder gelb-braun und verströmen einen herben Duft. Schwebfliegen fliegen ebenso besonders gerne Doldenblütler an.
Lernen im Freien erfordert besondere Vorbereitung und Einstimmung
An der Wiese angekommen, ist es sinnvoll, die Kinder auf diesen besonderen Ort und die Vorgehensweise einzustimmen. Damit die Kinder besonnen vorgehen und Pflanzen sowie Tiere genau betrachten, bringen wir sie mit Naturerfahrungsspielen nach Joseph Cornell in eine entsprechende Grundstimmung. Dazu besonders geeignet sind die Übungen „Töne“ und „Farben“. Bei beiden stehen oder sitzen die Teilnehmenden ohne zu sprechen an einer Stelle und bewegen sich nicht. Töne sammeln sie mit geschlossenen Augen, Farben mit geöffneten Augen, aber auch ohne sich zu bewegen. Danach gibt es jeweils einen kurzen Austausch über die gewonnenen Eindrücke. Beide Übungen bringen eine gewisse Ruhe und Kontemplation in die Gruppe. Wenn mehr Zeit ist, bietet sich auch das Spiel „Kamera“ an, bei dem eine Person als „Kamera“ mit geschlossenem Objektiv vom „Fotografen“ zu besonders schönen Objekten geführt wird, bei Schulterklopfen die Augen öffnet bzw. schließt und so den jeweiligen Sinneseindruck einfängt.
Mit der Aufforderung, als Wiesenforscher/-in zu arbeiten, wird in den Kindern die anspruchsvolle Haltung des präzisen und besonnenen Vorgehens geweckt. Wir fragen die Kinder danach, wie Forscher/-innen arbeiten. Die Kinder wissen: Wer forscht, schaut genau hin, plant sein Vorgehen und macht Aufzeichnungen, damit die Beobachtungen später noch nachvollzogen und mit Beobachtungen von anderen Forscher/-innen verglichen werden können.
Verhaltensregeln für das Forschen auf der Wiese
Als Lehrkraft sollte man im Vorfeld mögliche Allergien der Kinder gegen Insektengift bei den Eltern abfragen und ggf. nötige Schutzmaßnahmen überlegen.
In der Vorbereitung erhalten die Kinder folgende Aufträge:
- Trage lange Kleidung, um dich vor Zecken zu schützen.
- Schütze dich mit einer Kopfbedeckung und Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor vor der UV-Strahlung der Sonne.
- Als Ausrüstung brauchst du eine (Becher-)Lupe, außerdem Papier und Bleistift für deine Aufzeichnungen und als Unterlage ein Klemmbrett oder eine feste Pappe sowie zwei Wäscheklammern zum Festhalten deiner Unterlagen.
Kinder haben ein großes Interesse an Lebewesen, besonders an Tieren. Damit wirklich nichts beschädigt wird, besprechen wir am Wiesenrand diese Regeln:
- Nähere dich den Tieren ganz langsam und vorsichtig!
- Verhalte dich bei den Beobachtungen ruhig und vermeide hektische Bewegungen!
- Wenn das Tier die Blüte wechselt, folge langsam und in ausreichendem Abstand!
- Versuche, möglichst wenige Pflanzen und keine Tiere zu beschädigen!
- Wenn du ein Insekt mit der Becherlupe eingefangen hast, lass es nach deiner Beobachtung und Bestimmung an der gleichen Stelle sofort wieder frei! Die Becherlupe mit dem Tier darf nicht in der prallen Sonne stehen.
Wiesenforschungsaufträge – erst die Pflanzen, dann die Tiere
Um die Artenkenntnisse der Kinder zu erweitern, bietet es sich an, zuerst gemeinsam fünf bis sieben Arten zu benennen und ihre Merkmale zu beschreiben. Danach können die Kinder allein oder zu zweit an ihren Wiesenforschungsaufträgen arbeiten.
Es hat sich bewährt, zunächst die Aufgaben zu vergeben, die sich auf Pflanzen beziehen, und dann erst die Becherlupen zum Beobachten der Tiere auszugeben. Sobald die Kinder angefangen haben, mit Becherlupen Tiere zu betrachten, ist das die spannendste Unternehmung für den Rest der Exkursion.
Folgende Aufgaben sind möglich:
- Wie viele verschiedene Pflanzenarten kannst du auf deinem Wiesenstück entdecken?
- Welche Farben kannst du auf der Wiese entdecken?
- Welche Farbe siehst du am meisten? Vermute, warum.
- Suche dir eine Pflanze aus und zeichne sie so genau wie möglich. Beschrifte: Blüte, Stängel und Laubblätter. Finde mithilfe von Bestimmungsbüchern oder Apps mit Bestimmungsfunktion mindestens fünf weitere Wiesenpflanzenarten.
- Betrachte eine Pflanze längere Zeit ganz ruhig und beobachte, welche Insekten sich auf ihrer Blüte niederlassen.
- Bestimme die Insektenarten.
Die beigefügte Kopiervorlage (siehe KV 1 a und b) enthält einen möglichen Forschungsauftrag für die jungen Wiesenforscher/-innen. Die Kinder können auch ein Minifaltbuch aus einem A4-Blatt machen und auf jede Seite ein Tier, eine Blüte oder eine ganze Pflanze zeichnen. Nach der Exkursion können die Kinder auf einem Plakat oder als Lapbook alles, was sie auf der Wiese erforscht, gemalt oder fotografiert und herausgefunden haben, geordnet präsentieren. Alternativ können die Schüler/-innen zum Beispiel auch mit der kostenlosen Book-Creator-App jeweils eine Seite eines Wiesenbuches erstellen – mit einem Pflanzensteckbrief, Fotos dieser Pflanze im Ganzen, Fotos von der Blüte und dem Video eines Tieres.
Weiterführende Literatur
Spohn, Margot und Roland: Blumen und ihre Bewohner. Der Naturführer zum reichen Leben an Garten- und Wildpflanzen, Haupt 2015.
Cornell, Joseph: Cornells Naturerfahrungsspiele für Kinder und Jugendliche. Die besten Klassiker und neue Spiele, Verlag an der Ruhr 2017.
Linktipps
Zur Autorin
Ulrike Blumensath ist Grundschullehrerin mit dem Schwerpunkt Sachunterricht. Sie leitet das Pädagogische Zentrum für Natur und Umwelt in Cottbus und ist brandenburgische Landeskoordinatorin bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Schulgarten. Als Autorin hat sie für den Cornelsen Verlag an der Umweltfreunde-Reihe mitgearbeitet.