Unterricht gestalten / 16.07.2021

Motivierende Unterrichtseinstiege: Tipps und Ideen

Clevere Appetitanreger

Unterrichtseinstiege haben enormes Potenzial: Sie können die Lernbereitschaft der Schülerinnen und Schüler aktivieren, sie motivieren und ihren Entdeckergeist wecken. Wie es geht und was Sie beachten sollten, erfahren Sie hier. Fünf konkrete Ideen für gelungene Unterrichtseinstiege in der Sekundarstufe liefern wir direkt mit.

Zusammengeknülltes Papier in verschiedenen Farben und ein gelbes Papier als Glühbirne
Bild: stock.adobe.com/goir

Der Unterrichtseinstieg – oftmals unterschätzt

Gelungene Unterrichtseinstiege können viel mehr als nur der Auftakt für die folgenden 45 oder 90 Minuten zu sein: Sie können als "Appetithäppchen" fungieren und den Schülerinnen und Schülern Lust auf den Unterricht machen. Sie können das Ankommen in der Stunde erleichtern und die Lernbereitschaft wecken. Sie können den Kopf freimachen für neue Themen, motivieren und Interesse wecken. Sie können die Begeisterung für ein Thema entfachen und den Entdeckergeist wecken. 

In guten Unterrichtseinstiegen steckt also enormes Potenzial, das Sie für Ihren Unterricht nutzen sollten. Fünf konkrete Alternativen zum reinen "Schlagt bitte eure Bücher auf Seite XY auf!" haben wir hier für Sie zusammengetragen. Alle Anregungen basieren dabei auf der Ideensammlung "Produktive Unterrichtseinstiege – 100 motivierende Methoden für die Sekundarstufen" von Arthur Thömmes (Verlag an der Ruhr, ISBN 978-3-8346-0022-6), in der Sie – wenn Sie mögen – noch viele weitere Impulse finden können.

Gute Einstiege: Funktionen und Voraussetzungen

Am Anfang einer Einzelstunde oder zum Auftakt einer neuen Unterrichtseinheit kann der Unterrichtseinstieg die Schülerinnen und Schüler wirkungsvoll in ein neues Thema einführen. Wenn Sie das Thema, die Ziele und den Unterrichtsverlauf vorstellen, kann der Einstieg auch Orientierung bieten und den Schüler/-innen einen Eindruck geben, wohin die Reise gehen soll. Auch die Zusammenhänge zu bereits bearbeiteten oder zukünftigen Themen kann er aufzeigen – und so altes und neues Wissen verknüpfen. 

Damit all das gelingen kann, müssen Sie die Schülerinnen und Schüler da abholen, wo sie stehen. Außerdem sollten Sie bei der Methodenauswahl immer die konkrete Situation in der bestimmten Lerngruppe bedenken. Die Gruppendynamik ist ein wichtiger Faktor für die Frage, welche Methode in der jeweiligen Klasse funktioniert und sinnvoll ist. Nicht jeder Einstieg passt zu jeder Gruppe. Der Unterrichtseinstieg, den Sie wählen, sollte idealerweise auch die ganz individuellen Wissensstände, Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie die Stärken der Schüler/-innen aufgreifen. So heben Sie bisher ungenutzte Potenziale. Achten Sie dabei unbedingt darauf, dass der Unterrichtseinstieg tatsächlich für alle Schülerinnen und Schüler nachvollziehbar ist – auch bei heterogenen Lerngruppen müssen Sie also einen gemeinsamen Nenner finden.

Methoden zum Ankommen

Ihre Schüler/-innen und auch Sie selbst müssen zunächst in der Unterrichtsstunde ankommen. Wer sich gedanklich noch mit der letzten Stunde beschäftigt, sich in der Pause geärgert hat und immer noch vor sich hin grummelt oder sich so beeilen musste, dass er völlig aus der Puste ist, kann sich schwer auf den jetzt folgenden Unterricht einlassen. Ein angenehmes Lernklima und ein freier Kopf sind entscheidend für den Lernerfolg. 

Beginnen Sie doch einmal damit, Motivationskiller aufzudecken und gezielt den inneren Schweinehund zu hinterfragen. Schüler/-innen ab 14 Jahren geben Sie dazu ein Arbeitsblatt, auf dem sie notieren sollen, was ihre Motivation bremst. Das Ergebnis sollen sie dann nicht vorlesen, sondern sich selbst Möglichkeiten überlegen, um ihre Motivation zu fördern. Ein Beispiel könnte lauten: "Ich habe heute gar keine Lust auf Mathe. Ich nehme mir aber vor, mich mindestens dreimal zu melden und nach der Stunde kaufe ich mir am Kiosk einen Schokoriegel." Wichtig ist, dass die Schüler selbst Lösungsmöglichkeiten für ihre "Motivationsbremsen" finden. Nur so können sie ihren inneren Schweinehund tatsächlich überwinden. 

Alternativ können Sie zum Beispiel auch mit der "aktuellen Stunde" starten. Sie können einen aktuellen Zeitungsausschnitt vorlesen, ein Foto zeigen oder einfach ein Thema ansprechen, das gerade weite Kreise in den Medien zieht. Fragen Sie die Schüler, was sie darüber wissen und wie sie darüber denken, lassen Sie sie aber gegebenenfalls auch einfach ihre Betroffenheit ausdrücken. Aktuelle Themen bewegen die Schüler/-innen oft sehr stark – ab 10 Jahren können sie sich gut im Unterricht dazu äußern.

Unser Titeltipp: Auftaktübungen

Das tägliche Ritual zum Unterrichtsbeginn: Auftaktübungen für Mathe und Deutsch

Wie hält man im Mathematik- oder Deutschunterricht Gelerntes lebendig, pflegt das erworbene Grundwissen und macht es für die Anwendung verfügbar? Als kontinuierliches Ritual festigen die täglich praktizierten Auftaktübungen Grundkenntnisse. Dies schafft eine solide Grundlage für den aktuell und künftig zu lernenden Stoff.

Ideen zur thematischen Motivation

Damit Sie die Schülerinnen und Schüler für das konkrete Thema motivieren können, müssen sie sich zunächst damit vertraut machen. Im Idealfall wecken Sie den "Spürsinn" der Schüler/-innen, sodass sie aus eigenem Antrieb Fragen entwickeln und der Sache nachgehen wollen. 

Bei Klassen mit Schüler/-innen ab 10 Jahren können Sie beispielsweise als Geschichten-Erzähler starten: Sie erzählen eine kurze Geschichte, eine Anekdote oder auch ein Märchen, um das Unterrichtsthema einzuleiten. Die Kernaussage und die Hintergründe der Geschichte können dann im nachfolgenden Unterricht näher untersucht werden. In jedem Fach gibt es berühmte Persönlichkeiten – zum Beispiel Albert Einstein, Franz Kafka oder Marie Curie –, zu denen Sie spannende Anekdoten einbringen können. Achten Sie aber nach Möglichkeit darauf, tatsächlich zu erzählen und nicht nur vorzulesen – das macht die Geschichte lebendiger und eindrucksvoller. 

Alternativ können Sie auch mit einer Demonstration beginnen, um den Schülerinnen und Schülern einen abstrakten Inhalt durch Gegenstände oder Medien zu veranschaulichen. Je mehr Sinne Sie ansprechen, desto besser – die Schüler sollen sich sehend, hörend, riechend, schmeckend und/oder tastend an die Materie heranwagen.

Wenn Sie lieber erst mal mit einem Arbeitsblatt starten möchten, statt gleich Demonstrationen zu nutzen, denken Sie doch ausnahmsweise über ein paar spannende Lügen nach: Schüler/-innen ab 10 Jahren können Sie einen einleitenden Text zum Unterrichtsthema austeilen. Darin nennen Sie viele interessante Fakten, von denen aber nicht alle wahr sind – manches ist etwas übertrieben, anderes schlichtweg falsch. Die Schülerinnen und Schüler werden nun als Detektive aktiv: Sie müssen herausfinden, welche der Aussagen wahr sind und welche nicht. Dazu recherchieren sie selbst in der passenden Informationsquelle, zum Beispiel im Schulbuch, in Fachbüchern, Lexika oder im Internet. Die Lösungen werden anschließend gemeinsam besprochen.

Nur Mut: Probieren Sie es einfach aus!

Innere Sperren sollten Sie ernst nehmen und nicht einfach übergehen – das gilt sowohl mit Blick auf die Schüler/-innen als auch für Ihre eigene innere Haltung. Nicht jeder Einstieg passt zu Ihnen und nicht jede Methode passt zu Ihrer Klasse. Beobachten Sie also immer wieder, wie Ihre Schülerinnen und Schüler und auch Sie selbst sich mit den Unterrichtseinstiegen fühlen und ob beziehungsweise wie sie funktionieren. Fangen Sie mit dem an, wobei Sie sich sicher fühlen und bleiben Sie neuen Ideen gegenüber offen. Denn erst wenn Sie etwas probiert haben, wissen Sie auch, ob es Ihnen und Ihren Schüler/-innen schmeckt.

Fortbildungstipp

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Eine gesunde Portion Humor, die Fähigkeit, Dinge aus der anderen Perspektive zu betrachten, ist wohltuend für die eigene Psychohygiene und kann darüber hinaus die Kommunikation zwischen Ihnen und den Eltern erleichtern.

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