Achtsamkeit & Gesundheit / 19.01.2022

Wie Sie auf Vorurteile gegen Lehrkräfte souverän reagieren

"Faul und gut bezahlt"

"So gut möchte ich es auch mal haben: Halbtagsjob mit zwölf Wochen Ferien, vollem Gehalt und sicherer Rente." Jede Lehrkraft wird diese oder ähnliche Vorurteile kennen. Sätze, die auf Partys, beim Smalltalk, gern auch im Bekannten- und Freundeskreis fallen. Auf die Spitze hatte Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder das Lehrer Bashing 1995 mit seinem Satz von den faulen Säcken getrieben.

Bild: Shutterstock.com/Ermolaev Alexander

Mit Vorurteilen gegen Lehrer kann jeder aufwarten, schließlich sind alle Erwachsenen Unterrichts-Experten, haben sie doch etliche Jahre ihres Lebens in der Schule verbracht und wissen genau, was Lehrer so tun. Meinen sie zumindest. Als Lehrer müssen Sie also immer damit rechnen, mit Vorurteilen konfrontiert zu werden. Bloß eines sollten Sie nicht: Sich die Vorteile zu Herzen nehmen. Denn wer auf Dauer den Eindruck hat, sein Beruf – und damit er selbst – werde nicht anerkannt, läuft Gefahr, seine Gesundheit zu gefährden. Greifen Sie also zu den passenden Gegenmitteln. Doch welche sind das? Weghören, ausführliche Gegenargumente präsentieren oder schlagfertig kontern?

Weghören

Weghören kann zwar den "Angreifer" ins Leere laufenlassen, weil man deutlich macht, dass seine Aussagen einer Reaktion nicht wert sind, gleichwohl bleibt die Aussage im Raum stehen und bei einem selbst oft ein mulmiges Gefühl zurück. Wer also nicht ziemlich dickhäutig ist, sollte eher anders reagieren.

Gegenargumente

Machen Sie sich immer wieder bewusst: Es handelt sich um Vorurteile und nicht um den Versuch, eine echte Debatte zu beginnen! Mit ausführlichen Gegenargumenten erreichen Sie nur solche Menschen, die bereit sind, ihre Vorurteile zu hinterfragen. Bei pauschalen Angriffen ist das aber eher nicht zu erwarten. Ernsthafte Gegenargumente gehören dann in die Kategorie "verlorene Liebesmühe", denn der Angreifer wird auch Gegenargumente liebend gern nutzen, um seine Vorurteile weiter kundzutun. Irgendeinen Aufhänger wird er fast immer finden.

Schlagfertigkeit

Was nahezu immer hilft, ist Schlagfertigkeit. Sie nimmt den Vorwürfen die Ernsthaftigkeit, entlastet einen selbst und sorgt außerdem für ein gutes Gefühl. Doch wer kennt das nicht: Man wurde verbal angegriffen, reagiert sprachlos oder gar noch mit einer beschwichtigenden Antwort und kurze Zeit später weiß man mit welchem klugen Satz man den Angriff hätte ins Leere laufen lassen. Aber jetzt ist es zu spät!

Gut wenn Sie ein paar fertige Antworten parat haben. Schließlich kennen Sie als Lehrer die typischen Vorurteile gegenüber Ihrem Berufsstand und müssen selten auf Unerwartetes reagieren. Nutzen Sie diesen Vorteil und legen Sie sich eine kleine Auswahl passender – durchaus auch humorvoller – Antworten zurecht.

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Ein paar Beispiele

Vorurteil 1: "Das hätte ich auch gern: einen Halbtagsjob bei vollem Gehalt."

Mögliche Antworten

  • "Augen auf bei der Berufswahl!" Diese Antwort ist übrigens bei fast allen Vorurteilen gegenüber Lehrern geeignet.
  • "Und warum sind Sie nicht Lehrer geworden?"
  • "Ja, das kann ich nur empfehlen. So komme ich jeden Tag zu meinem wohlverdienten Mittagsschlaf, nachdem ich vorher bei meinem Lieblingsitaliener gegessen habe."

Vorurteil 2: "Wie gern hätte ich auch mal sechs Wochen Ferien am Stück!"

Mögliche Antworten

  • "Ich bin sicher, Ihr Chef kann Sie auch mal länger entbehren."
  • "Wenn Sie zukünftig auf Reiseschnäppchen außerhalb der Schulferien verzichten wollen, dann sollten sie schleunigst umsatteln."
  • "Habe ich Sie richtig verstanden: Das Wichtigste für Sie sind die Ferien?"

Vorurteil 3: "Sie können mir doch nicht erzählen, dass Sie sich in den Ferien auf die Schule vorbereiten!"

Mögliche Antworten

  • "Doch, der Kaffeevorrat muss organisiert werden."
  • "Nein, nicht auf die Schule! Ich bereite mich auf die nächsten Ferien vor."
  • "Tue ich auch nicht. Ich benutze immer dieselben Schulbücher, Arbeitsblätter und Kopiervorlagen. Schließlich ändert sich die Welt doch auch nicht, oder?"

Vorurteil 4: "Nur die schlechtesten Abiturienten werden Lehrer."

Mögliche Antworten

  • "Und trotzdem haben Sie einen anderen Beruf gewählt?"
  • "Das liegt daran, dass schon unsere Lehrer die schlechtesten Abiturienten waren und deren Lehrer ebenso und die davor auch. Ein Wunder, dass die Kinder überhaupt noch was von uns lernen können!“
  • "Deswegen können wir uns so gut in die schwachen Schüler einfühlen!"

Und werden Sie doch mal mit neuen und für Sie überraschenden Vorurteilen konfrontiert, dann greifen Sie am besten auf ein paar bewährte Strategien zurück:

  1. Die Gegenfrage: "Wie meinen Sie das...?" "Habe ich das richtig verstanden, Sie behaupten..."
  2. Die Nachfrage: "Wo haben Sie das gelesen?" "Interessant, welche Studie belegt das?"
  3. Die persönliche Frage: "Wie würde es Ihnen ergehen, wenn Ihr Beruf ständig so diskreditiert würde?"

Mit etwas Glück lassen Sie Ihre Gesprächspartner sprachlos zurück. Und das ist doch ein gutes Gefühl! Wenn Sie dann noch eine selbstsichere Körperhaltung einnehmen und Souveränität ausstrahlen, werden nahezu alle Vorurteile an Ihnen abprallen.

Und wie wird der Lehrerberuf in der Öffentlichkeit dargestellt? 

Das haben Wissenschaftler des Instituts für Pädagogisch-Psychologische Lehr- und Lernforschung der Uni Kiel in einer aktuellen Studie untersucht. Sie wollten wissen, ob es um das Image des Lehrerberufs in den Medien tatsächlich noch immer so schlecht bestellt ist wie in den 1990er und frühen 2000er Jahren, als Medien Lehrkräfte gern mal als "überfordert" und "unmotiviert" bezeichneten. Sie untersuchten Artikel aus dem FOCUS, dem SPIEGEL und der ZEIT, die zwischen 2004 und 2014 den Lehrerberuf thematisierten. Das Ergebnis: Insgesamt hat sich die Darstellung des Lehrerberufes in diesen Printmedien seit den 1990er und frühen 2000er Jahren zum Positivem gewandt. Das könnte auch das eigene Selbstverständnis von Lehrkräften beflügeln, so die Wissenschaftler. 

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