Grundschule / 29.04.2019

{Klexer} Wörterbucharbeit in der Grundschule

Clever nachschlagen – die besten Tipps

Warum ist Wörterbucharbeit mit Grundschulkindern im Zeitalter von Digitalisierung und Internet immer noch so aktuell und wichtig? Im folgenden Artikel erfahren Lehrkräfte nicht nur das Warum, sondern erhalten auch hilfreiche Informationen, Anregungen und Tipps – für das Einführen in die Wörterbucharbeit, den ritualisierten Einsatz sowie das regelmäßige Üben. Beispielhafte Aufgaben für das Trainieren einzelner Kompetenzen sind als kostenfreie Kopiervorlagen diesem Artikel beigefügt.

Bild: Shutterstock.com/graja

Bücher stehen als Nachschlagewerke im Familienalltag heute meist nicht mehr an erster Stelle. Die vielfältigen Angebote und Möglichkeiten des Internets haben diesen Platz eingenommen. Für das Fach Deutsch ist die Wörterbucharbeit jedoch ein verpflichtender Bestandteil des Lehrplans – und das aus gutem Grund, auch wenn manche Eltern die Notwendigkeit eines eigenen Wörterbuchs für ihr Grundschulkind anzweifeln: "Wird das denn heute überhaupt noch in der Form gebraucht?" "Unbedingt" ist meine Antwort auf solch eine Frage und ich erläutere dann auch gern, warum.

Was kann Wörterbucharbeit?

Die Arbeit mit dem Wörterbuch befähigt Kinder in erster Linie dazu, dies zu verwenden, um richtige Schreibweisen zu finden und eigene Texte selbstständig zu kontrollieren. Eine wichtige Methode des Rechtschreibtrainings, welche die Basis für selbstständiges Arbeiten darstellt.

Aber auch für die Bildung des Selbstwirksamkeitsgefühls der Kinder ist es wichtig zu lernen, dass sie sich selbst weiterhelfen können, indem sie das Wörterbuch als Hilfsmittel nutzen, um eigene Fehler zu korrigieren. Die Schülerinnen und Schüler erleben ihre eigene Handlungsfähigkeit und entwickeln Vertrauen in sich selbst – über das Lesen- und Schreibenlernen hinaus.

Mit der Wörterbucharbeit wird gleichzeitig das selektive und überfliegende Lesen geschult: Nicht der Blick aufs Ganze im Zusammenhang stehende, sondern der gezielte Blick aufs Detail. Eine wichtige Fähigkeit! Bei jeder Recherche, sei es beispielsweise das Zurechtfinden auf Bus- oder Bahn-Fahrplänen, bei einer zügigen Suche im Internet oder beim Verstehen einer Anleitung, wird dies benötigt. Es befähigt dazu, sich besser und schneller in der Lebenswelt zurechtzufinden.

Das Wörterbuch im Unterricht

Um diesen vielfältigen Kompetenzen möglichst früh einen Raum im Unterricht zu geben, sollte man auch schon früh das Interesse der Kinder dafür wecken und die Wörterbucharbeit gezielt anbahnen. Eine frühe Hinführung durch das Anlegen eigener Wörterlisten, das Notieren von Lernworten im eigenen Abc- oder Wortschatz-Heft, durch Wortsammlungen und Ähnliches schafft Selbstverständlichkeit. Die Kinder erkennen den Sinn und Wert der Wörterbucharbeit, bevor diese eingeführt wird. Die Anschaffung eines Wörterbuchs kann dann zu einer Erweiterung des eigenen Wortschatzes werden. Ein Hilfsmittel, ein ganz besonderes Werkzeug – vielleicht sogar aus einer "echten" Schatzkiste ausgehändigt. Dieser Gedanke an Kinder vermittelt, macht aus dem Wörterbuch etwas Kostbares. Einen Schatz, auf den die Kinder voller Vorfreude blicken.

Das Abc

Buchstaben werden nicht in der Reihenfolge des Alphabets eingeführt. Als Lernhilfe für das Abc können sie aber von vornherein als ständiger Begleiter in alphabetischer Reihenfolge im Klassenraum aufgehängt werden. Nur der zu lernende Buchstabe wird ins Sichtzentrum geholt und später zurück an seinen Platz im Alphabet gehängt. Um die Buchstabenreihenfolge im Abc zu beherrschen, kann man neben schriftlichen Übungen (siehe Klexer KV 1) ein Abc-Lied oder einen Reim als täglichen Unterrichtseinstieg ins Thema wählen.

Sind die Kinder schon etwas mit dem Abc vertraut, können sie sich in Form eines Line-ups in der Reihenfolge des Abc aufstellen. Dazu bekommt jedes Kind eine Buchstabenkarte des Abc. Dafür können Sie Lautbilder nutzen, zum Beispiel von der-die-das, oder auch selbstgemachte Buchstabenkarten. Jedes Kind versucht nun, ohne zu sprechen, den richtigen Platz im Alphabet zu finden. Eine lange fröhliche Kinderkette entsteht, die manchmal bis in den Flur hinausreichen kann.

Die Position der Buchstaben im Abc

Immer mal wieder kommt von Kindern die Frage: "An welcher Stelle muss ich das Wörterbuch denn aufschlagen?" Zum Trainieren der ungefähren Position der Buchstaben im Abc lässt sich ein einfaches Spiel einsetzen: Die Buchstaben des Abc werden an der aufgeklappten Tafelinnenseite – gleichmäßig in drei Teile aufgeteilt – aufgeschrieben, sodass deutlich wird, welche Buchstaben im vorderen, im mittleren und welche im hinteren Teil des Alphabets stehen. Dann wird die Tafel zugeklappt. Ein Buchstabe wird genannt und danach die Frage gestellt: "Steht der Buchstabe vorn, in der Mitte oder hinten?" Dies kann mit einem Blatt anstelle der Tafel auch prima in Partnerarbeit gespielt werden.

Bild: Cornelsen Verlag/Ulla Barth

Gelingt den Kindern das Positionieren der einzelnen Buchstaben im Abc, können sie sich nun auch schneller und sicherer im Wörterbuch bewegen.

Vor- und Nachfolger der Buchstaben können mithilfe von Buchstabenkarten gut in Partnerarbeit geübt werden. Ein Buchstabe ist vorgegeben. Ein zweiter wird dazugelegt. Der Partner muss nun entscheiden, ob der vorgegebene Buchstabe vor oder nach dem dazugelegten Buchstaben steht. Das erste Kind kontrolliert im Anschluss. Empfehlenswert sind auch hierzu strukturierte Übungsmöglichkeiten sowie Tests (siehe Klexer KV 2).

Prinzipien des Wörterbuchs

Ist die richtige Buchstabenseite im Wörterbuch gefunden, hilft das Wissen über die weiteren Prinzipien, nach denen die Wörter aufgelistet sind. So trainieren die Kinder zunächst, Wörter nach dem ersten, zweiten und dritten Buchstaben zu ordnen (siehe Klexer KV 3).

Kinder der Klassen 3 und 4 können schon vor dem Nachschlagen im Wörterbuch überlegen, welche Wortform sie nachschlagen. Sie müssen dafür verstehen, dass nur die Grundform von Nomen, Verben und Adjektiven als Hauptstichworte im Wörterbuch nachgeschlagen werden können und so genannte Nebenstichworte nur den Grundformen untergeordnet zu finden sind (siehe Klexer KV 4). Längere, zusammengesetzte Worte findet man oft nicht im Wörterbuch. Diese muss man in ihre Bedeutungseinheiten aufgeteilt nachschlagen. Wenn sich Schülerinnen und Schüler dieser Prinzipien sicher sind und das Abc beherrschen, können sie auch erkennen, dass manche Worte nicht im Wörterbuch zu finden sind (siehe Klexer KV 5).

Tipps für den Umgang mit dem Wörterbuch

Sind die einzelnen Schritte hin zur Wörterbucharbeit trainiert, helfen folgende Tipps und Merksätze beim einfachen Umgang mit dem Wörterbuch. Dazu gebe ich den Kindern gern einen Leitfaden an die Hand, der sie bei den einzelnen Schritten der Wortsuche unterstützen kann:

Suchst du ein Wort im Wörterbuch? – Dann stelle dir folgende Fragen:

  1. Wie ist die Grundform des gesuchten Wortes?
  2. Steht der Anfangsbuchstabe vorne, in der Mitte oder hinten im Abc? Schlage das Wörterbuch ungefähr an dieser Stelle auf.
  3. Überlege immer wieder neu: Steht der gesuchte Buchstabe vor oder hinter dem, den ich auf meiner Seite sehe? Suche in der jeweiligen Richtung.
  4. Du hast den Anfangsbuchstaben gefunden? Suche nach dem 2., 3., 4. ... Buchstaben des Wortes.
  5. Das Wort steht nicht an der gesuchten Stelle? Gibt es mögliche andere Schreibweisen? Schlage nach. Gibt es sie nicht oder du findest sie an der vermuteten Stelle nicht? > Das Wort steht nicht im Wörterbuch.
  6. Du hast das Wort gefunden? Jetzt vergleiche und kontrolliere: ein Finger im Buch, ein Finger im Heft – Buchstabe für Buchstabe, dabei leise mitsprechen.

Hilfreiche Merksätze und weitere Anregungen für den Umgang mit dem Wörterbuch sind in allen Wörterbüchern des Cornelsen Verlags enthalten.

Fazit zur Wörterbucharbeit

Wörterbucharbeit befähigt zum Nachschlagen, zur Korrektur eigener Texte, schafft dabei ein Gefühl von Handlungskompetenz, welche auch die Selbstsicherheit der Kinder stärkt – und sie hilft nicht zuletzt durch die erworbenen Lesetechniken bei der Orientierung in der medialen und komplexer werdenden Welt.

Die Autorin: Isabel Gredig

ist Grundschullehrerin in Mönchengladbach und befindet sich derzeit mit ihren beiden Kindern in Elternzeit.

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