Durchblick im Buchstaben- und Zahlenwald
Du kennst das aus so ziemlich jeder Klausur: Wenn du überhaupt die Zeit zum Korrekturlesen hast, siehst du den Wald vor lauter Bäumen nicht. Kriegst du die Arbeit dann zurück, bist du fassungslos: Wie konntest du derart offensichtliche Schnitzer denn bloß übersehen?
Das Hirn meint es nur gut
Dass wir unsere eigenen Fehler so oft übersehen, ist eigentlich nur logisch. Damit wir schneller lesen und Dinge ratzfatz erfassen können, leistet unser Hirn einen tollen Service: Es scannt das, was wir lesen, auf bereits bekannte Wörter und reimt sich den Rest sofort zusammen. Das ist auch meistens ziemlich praktisch – nur eben dann nicht, wenn wir Fehler finden wollen. Unser Gehirn weiß schließlich, was wir eigentlich schreiben wollten, und ergänzt dann eben kurzerhand fehlende Buchstaben oder Silben und korrigiert kleine Fehler für uns. Nett gemeint, aber in dem Fall leider problematisch.
Deshalb gilt: Plane immer genug Zeit zum Korrekturlesen ein und trickse dein Gehirn ganz bewusst aus. Worte liest du am besten silbenweise, also sil-ben-wei-se. Fehlt ein Buchstabe oder eine ganze Silbe, fällt dir das so eher auf. Du kannst ruhig im Geiste kleine Silbenbögen unter die Buchstaben malen und sogar die Bewegung mit dem Stift nachfahren – natürlich nur "trocken", ohne wirklich zu malen. Wenn du ganz sicher gehen willst, liest du dann noch wortweise rückwärts. Dann hat dein Gehirn gar keine Chance mehr, Sätze einfach für dich zu vervollständigen und Fehler zu korrigieren.
Prüfen wie ein Profi – auch in Mathe
In Matheklausuren gelten natürlich noch mal andere Bedingungen: Hier musst du im Zahlendickicht deine Fehler herausfiltern. Da hilft nur: noch mal nachrechnen. Gründlich und wirklich Schritt für Schritt. Am besten nicht erst am Ende der Klausur, sondern immer wieder zwischendurch. Wenn du am Anfang einen kleinen Fehler machst, den du dann durch alle Aufgaben "mitschleppst", müsstest du sonst schließlich deine ganze Arbeit korrigieren.
Also: Lieber abschnittsweise in kleinen Schritten noch mal nachrechnen und auch dabei auf Überraschung und Abwechslung setzen. Wenn du zum Beispiel Wert A und Wert B addiert hast, änderst du beim Nachrechnen einfach die Reihenfolge und addierst Wert B mit Wert A. Kommst du plötzlich zu einem anderen Ergebnis, solltest du jetzt natürlich stutzig werden.
Zahlendreher und auch das Vertippen auf dem Taschenrechner gehen leider schnell. Prüf deshalb immer wieder direkt nach: Hast du alle Zahlen richtig eingegeben und auch wieder richtig abgeschrieben? Sind dir auch keine Dezimalstellen verrutscht? Hast du richtig gerundet? Dich hier selbst zu hetzen wäre Zeitsparen am falschen Ende: Du kannst lieber alles sofort zweimal durch den Taschenrechner jagen, als wertvolle Zeit mit falschen Rechnungen zu verlieren!
Schau außerdem, ob du wirklich keine Zahl und keinen Bestandteil einer Formel übersehen hast – und ob du alle Regeln (wie zum Beispiel "Punkt- vor Strichrechnung") eingehalten hast. Viele kleine Kontrollpunkte und das Nachrechnen spätestens am Ende jeder (Teil-)Aufgabe bringen dich am sichersten ans Ziel. Das klingt dir zu zeitaufwendig? Dann mach dir bewusst: Auch wenn du nur sechs von sieben Aufgaben schaffst – die dafür aber richtig –, stehst du immer noch besser da, als wenn du von sieben Aufgaben bei fünf gepatzt hast!
Konzentrationskiller vermeiden
Typische Ursachen für Konzentrationsprobleme solltest du natürlich so gut es geht vermeiden. Je schlechter du dich konzentrieren kannst, desto wahrscheinlicher werden nämlich Flüchtigkeitsfehler. Deine Feinde sind ganz klar:
- Müdigkeit,
- Hunger,
- Flüssigkeitsmangel (immer genug Wasser trinken!),
- Krankheit (mit dickem Schnupfen fällt das Denken schwer),
- Stress und Leistungsdruck sowie
- Angst und Nervosität.
Wenn du dich fünf Minuten vor der Klausur noch heftig mit einem Mitschüler fetzt, ist das natürlich ebenfalls ungünstig für deine Konzentrationsfähigkeit. Und: Auch eine schlechte Vorbereitung führt meist zu mehr Fehlern. Vermeintlich solides Halbwissen kann dir im Ernstfall das Genick brechen. Und wenn du beispielsweise einen Fachbegriff von vornherein falsch gelernt hast, nützt dir auch das pingeligste Korrekturlesen nichts mehr.
Fehler-Finden üben
Teilschritte direkt zu überprüfen und wirklich genau hinzusehen, kannst du tatsächlich üben. Nutz gezielt deine Hausaufgaben, um dir abschnittsweises Korrekturlesen anzugewöhnen. Je häufiger du deine eigene Arbeit beispielsweise silbenweise prüfst, desto leichter fällt es dir. Irgendwann ist es dann ganz normal für dich, mit geübtem Adlerblick auf Fehlersuche zu gehen – und kleine Patzer haben keine Chance mehr!