Drei Fragen an... eine Learning Designerin
„Wenn ich mich vorstelle, schauen mich manche verwundert an.“
Als Learning Designerin arbeitet Katja Loddo daran, optimale Lehr- und Lernerlebnisse zu schaffen. Ihr Spezialgebiet: die Perspektive der Schüler/-innen. Warum wir diese Berufsprofil etabliert haben und wie crossfunktionale Teams funktionieren, erzählt sie uns in der Interviewreihe „Drei Fragen an…“.
Katja, was macht eine Learning Designerin?
Wenn ich mich vorstelle, schauen mich manche erstmal verwundert an. Der Beruf Learning Designerin ist noch recht unbekannt. Als Learning Designerin entwickle ich Lehr-und Lernumgebungen und konzentriere mich dabei auf die Perspektive der Schüler/-innen. So wollen wir sicherstellen, dass die Lösungen, die wir entwickeln, auch wirklich gezielt auf Lehr- und Lernbedarfe einzahlen. Dazu müssen wir diese zunächst identifizieren, dann gemeinsam mit anderen Teammitgliedern Lösungen für diese Bedürfnisse entwickeln und hinterher überprüfen, inwiefern diese auch tatsächlich lernförderlich sind.
Beispielsweise haben viele Schüler/-innen Probleme, das Lernen selbstständig zu organisieren, also zu wissen, welche Lernerwartungen sie erfüllen sollen oder im Blick zu haben, wann sie Aufgaben abliefern müssen und entsprechend zu planen. Gerade jetzt in der Corona-Zeit ist das stark aufgefallen. Das betrifft besonders Schüler/-innen, die zu Hause nicht so viel Unterstützung bekommen können.
Bei eurer Arbeit arbeitet ihr in crossfunktionalen Teams, wie kann man sich das vorstellen?
Wenn wir zum Beispiel für das Problem oben ein Produkt entwickeln wollen, dann bringen wir die Perspektiven unterschiedlicher Teammitglieder zusammen: UX-Design, Produktmanagement und die Redaktionen sitzen mit uns an einem Tisch. Das ist sehr intensiv, aber auf eine gute Art: Ich habe viele Arbeitssessions, in denen ich mit meinen Kolleg/-innen aus den verschiedenen Bereichen Lösungen für Probleme finde. Das ist mir besonders wichtig, nicht allein im Kämmerlein zu arbeiten, sondern gemeinsam. So entstehen die besten Ideen. Mit meinen Learning-Design-Kolleginnen, die wiederum in eigenen crossfunktionalen Teams an anderen Lösungen arbeiten, tausche ich mich ebenfalls aus, damit wir alle von unseren Erkenntnissen profitieren können. Das kollaborative Arbeiten macht besonders viel Spaß, dadurch lerne ich immer wieder neue Personen und Perspektiven kennen.
Warum haben wir die Disziplin bzw. das Job Profil Learning Design etabliert?
Wir beobachten schon seit längerem, dass sich die Anforderungen an unsere Produkte relativ schnell ändern. Bedarfe und Nutzungsgewohnheiten ändern sich, Corona hat auch hier die Entwicklung beschleunigt. Als Unternehmen reagieren wir darauf, indem wir beim Learning Design unterschiedliche Rollen und Perspektiven zusammenbringen, in denen es auch eine starke didaktische Rolle braucht.
Im Unterschied zu anderen Tech-Unternehmen schaffen wir Produkte sowohl für das Lehren als auch das Lernen. Unsere Nutzer/-innen sollen erfolgreich lernen und nicht nur ein Produkt nutzen. Auch bei einer App zum Pizzabestellen muss ich erfragen, was die Nutzerbedürfnisse sind. Bei Lehr- und Lernprozessen ist die Komplexität viel höher. Lehr-Lernbedürfnisse zu beschreiben, erfordert didaktisches Wissen, den neuesten Forschungsstand der Lehr-Lern-Forschung zu kennen und forschungsmethodisches Wissen darüber, wie man diese bei Nutzer/-innen erfragt. Zum Beispiel: Was sind Lernorganisationfähigkeiten, welchen Einfluss haben sie für den Lernprozess, wo hapert es bei unserer Zielgruppe, und welche Rolle können digitale Medien hier spielen, um Schüler/-innen und Lehrer/-innen bei der Entwicklung von Lernorganisationsfähigkeiten zu unterstützen. Nur so lassen sich Lösungen entwickeln, die auch tatsächlich die Probleme unserer Nutzer/-innen lösen.