Interview mit Das Leben -Herausgeberin Christina Kuhn
„Erfolg aufzuzeigen, darum sollte es immer gehen“
2021 feiern wir Jubiläum. Seit 75 Jahren unterstützt Cornelsen Menschen dabei, sich weiterzuentwickeln. Dass wir auf solch eine Erfolgsgeschichte zurückblicken können, ist in erster Linie der Autor/-innenarbeit zu verdanken. Hier im Interview Dr. Christina Kuhn, Herausgeberin für Deutsch als Fremdsprache.
Frau Kuhn, seit 20 Jahren schreiben Sie Lehrwerke für Cornelsen. Wie kam es dazu?
Christina Kuhn: Um die Jahrtausendwende habe ich mit Prof. Hermann Funk zusammengearbeitet, der schon als Autor am ersten DaF-Lehrwerk für Cornelsen beteiligt war. Er hat mich gefragt, ob ich Lust habe, mit ihm ein neues Konzept zu erstellen. Das Ergebnis war 2005 studio d. So fing es an.
Wie ging es weiter?
Christina Kuhn: Ich habe immer gedacht, man ist mit Lehrwerken irgendwann fertig, hat die dreibändige Ausgabe vor sich liegen und gut. Aber wir haben zum Beispiel kontinuierlich Zusatzmaterialien entwickelt – Online- und Whiteboard-Übungen, Überarbeitungen, Einstiegskurse für Geflüchtete. Der Markt hat sich rasch verändert und immer Neues gefordert.
Anfangs waren der Einstieg und die optische Aufbereitung der Lehrwerke unsere Herausforderung. Wie sieht zum Beispiel der Erstkontakt mit einer Lehrwerkseinheit aus? Wie gestaltet man die Aufschlagseite interessant und motivierend? Ein wesentlicher Ansatz ist, dass die Lernenden zu Wort kommen und die Sprache anwenden sollen, auch und gerade wenn digitale Medien eingesetzt werden. Ein Leitsatz für unser aktuelles Lehrwerk Das Leben lautet: Unterricht muss man hören können.
Was macht Ihnen an der Erstellung eines Lehrwerks die meiste Freude?
Christina Kuhn: Ich denke gerne über Unterricht nach, darüber, was mir selber Spaß machen würde, und vor allem, wie wir Forschungsergebnisse zum Fremdsprachenlernen und -lehren in ein Lehrwerk einfließen lassen können. Auch unsere Zeit sollte sich darin spiegeln, zum Beispiel veränderte Rollenbilder und Formen des Zusammenlebens. Ich habe viel dazugelernt, indem ich mich beim Schreiben von Lehrwerkeinheiten mit Themen beschäftigt habe wie: Wie funktioniert ein Viertaktmotor? Warum können wir Farben sehen? Wie wohnt man in Tiny Houses?
Was zeichnet Sie als Team aus?
Christina Kuhn: Heutzutage schreibt niemand mehr ein Lehrwerk alleine – es ist immer ein Teamprodukt. Schon beim ersten Diskutieren über ein Konzept merkt man, ob man gut zusammenarbeiten kann oder nicht, lernt unterschiedliche Haltungen und Einstellungen kennen. Das ist manchmal anstrengend. Aber wir haben bisher immer gut zueinandergefunden, denn wir verfolgen dieselben Ziele. Zum Beispiel, dass wir nicht Schwierigkeiten in den Vordergrund stellen, sondern Sprache so vermitteln möchten, dass Probleme erst gar nicht auftauchen. So ermöglichen wir Erfolgserlebnisse. Und Erfolg aufzuzeigen, darum sollte es bei Lehrmaterialien immer gehen.
Was trägt darüber hinaus Ihre gemeinsame Arbeit?
Christina Kuhn: Der persönliche Austausch. Ich finde es immer wieder schön, auf Tagungen auch mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Verlag zusammenzutreffen. Für uns ist die Internationale Deutschlehrertagung alle vier Jahre ein wichtiger Termin – ein Familientreffen. Auf der IDT 2013 in Bozen haben wir 15 Jahre DaF bei Cornelsen gefeiert, mit einem tollen Rahmenprogramm rund um Bozen. Das war großartig.
Solche Kontaktmöglichkeiten kommen momentan durch die Corona-Situation zu kurz.
Das stimmt, denn man arbeitet ja nicht nur, sondern tauscht sich auch gern aus, bringt Menschen aus Wissenschaft und Lehre miteinander in Kontakt und redet auch mal über private Dinge. Momentan läuft das meiste über Teams und Zoom – das heißt, die Arbeit selbst bekommen wir auf diese Weise sehr gut geregelt. Auch Veranstaltungen online stattfinden zu lassen, funktioniert gut. Wir erreichen sogar Kolleginnen und Kollegen, die vorher an Präsenzveranstaltungen nicht teilnehmen konnten. Aber der persönliche Kontakt fehlt natürlich zurzeit.
Zur Person
Dr. Christina Kuhn ist Akademische Rätin am Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Interkulturelle Studien der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Als DaF-Dozentin und Lehrwerkfortbildnerin kennt sie den Unterrichtsalltag der Lehrenden, die sie mit guten Materialien unterstützen möchte. Als Wissenschaftlerin interessiert sie sich u. a. dafür, wie digitales Lernen sinnvoll in den Unterricht integriert werden kann. Gemeinsam mit Prof. Dr. Hermann Funk, Laura Nielsen und Rita von Eggeling ist sie Herausgeberin des aktuellen DaF-Lehrwerks Das Leben.