Interview mit Pflegias-Herausgeberin Christine Vogler
„Ich finde den Pflegeberuf einfach grandios“
Schulbuch-Autor/-innen und Herausgeber/-innen sind in der Regel Praxis-Experten. So wie Christine Vogler, die Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerates und Geschäftsführerin der Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe ist.
Mit dem Gesetz zur Reform der Pflegeberufe werden ab 2020 die bisher getrennten Ausbildungen in Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zusammengeführt. Christine Vogler, Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerates und pädagogische Geschäftsführerin des Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe, engagiert sich seit 30 Jahren im Gesundheitswesen und ist eine der Wegbereiterinnen der generalistischen Pflegeausbildung.
Frau Vogler, was ist für Sie Pflege?
Viel mehr, als man denkt. Die Versorgung und Unterstützung von Menschen, die sich nicht selbst versorgen können, die Beratung von Angehörigen – und das in allen Formen, Lebensbereichen und -phasen, ob in der Akutversorgung, zu Hause oder im Heim. Dabei geht es immer darum, ein würdevolles Umfeld zu schaffen.
Wie ist Ihre Begeisterung für das Thema Pflege entstanden?
Ich wollte schon immer in diesen Beruf, das war für mich früh klar. Also habe ich Krankenschwester gelernt. Und vom ersten Tag an wusste ich, dass es das Richtige für mich ist.
Und dann ist der Wunsch gewachsen, Veränderungsprozesse in diesem Berufsfeld mitzugestalten?
Ja, ich wollte das Gesamtsystem durchschauen und der Pflege eine Stimme geben, mich auch politisch dazu äußern. Weil es gesellschaftlich wichtig ist, dass wir darüber sprechen. Indem ich den Blick aufs Ganze gerichtet habe, kam eins zum anderen.
Was leistet der generalistische Ansatz in der Pflegeausbildung?
Mehr Kompetenz, mehr Gerechtigkeit, mehr Wertigkeit. Der gemeinsame Abschluss, der auch EU-weit anerkannt wird, schafft gleiche Bezahlung. Die neuen Strukturen sorgen dafür, dass die Profession zusammenwachsen kann, dass es weniger Missgunst innerhalb der Berufsgruppen gibt.
Gemeinsam mit Cornelsen haben Sie die Lehrwerksreihe Pflegias entwickelt. Wie ist die Zusammenarbeit entstanden?
Ich habe mich über viele Pflegebücher geärgert, die oft nur eine Abschrift des Alten darstellten, sich an Krankheitsbildern oder Organstrukturen orientierten statt an Kompetenzvermittlung über Lernfelder. Das sah das Team Berufliche Bildung im Verlag auch so, und kam auf mich zu. Ich hatte große Lust, ein neues Werk zu konzipieren und meine Expertise einzubringen, auch wenn das für mich eine Premiere war. Als die erste Idee eines Inhaltsverzeichnisses entstand, war ich davon sofort begeistert. Ich bin richtig froh, mich auf diesen aufregenden Prozess eingelassen zu haben: die großartige Zusammenarbeit mit dem Verlagsteam, den Autorinnen und Autoren, so viel Herzblut und Kompetenz auf allen Seiten… Für mich sind dadurch auch neue Einsichten entstanden.
Was muss eine Herausgeberin gut können?
Man braucht kein Detailwissen, aber man muss den Überblick behalten und Schwerpunkte setzen. Und natürlich Verantwortung übernehmen – aber gerade das finde ich gut. Es braucht eine klare Haltung. Und viel Leidenschaft für die Sache.
Was raten Sie zukünftigen Herausgeber/-innen?
Dass sie sich supergut auskennen und sich über ihren Einfluss im Klaren sind. Ich habe mich in diesem Prozess von Anfang an sicher gefühlt, weil ich wusste: Generalistische Ausbildung – das ist das, was ich kann. Und ich finde den Pflegeberuf einfach grandios.
Die Reihe Pflegias richtet sich an Auszubildende und Lehrende in der Pflegeausbildung. Das Lehrwerk hat eine grundsätzlich generalistische Ausrichtung: Dies umfasst die Pflege von Menschen in allen Altersgruppen – vom Neugeborenen bis zum hochaltrigen Menschen – und in allen pflegerischen Settings – ambulant und stationär, Akut- und Langzeitpflege.