Rassismus zum Thema machen
Vorschläge für Unterricht und Schulen
Rassismus ist kein neues Phänomen. Und doch hat erst die Black-Lives-Matter-Bewegung vielen Menschen die Augen über das Ausmaß von Rassismus und Diskriminierung geöffnet. Gleichzeitig scheint Rassismus aber beinahe wieder salonfähig zu werden. Nahezu täglich berichten Medien über rassistische, fremdenfeindliche und antisemitische Äußerungen - und Taten. Ein wichtiger Ort, um sich über diese Entwicklungen bewusst zu werden und Rassismus, Diskriminierung und Gewalt in unserer Gesellschaft abzubauen ist die Schule.
Lehrerinnen und Lehrer tragen dabei eine große Verantwortung. Auch wenn das Thema Rassismus selten im Studium und in der Weiterbildungsangeboten behandelt wird, gibt es doch vielfältige Möglichkeiten für sie, dieser Verantwortung gerecht zu werden.
Die Schule insgesamt
Überarbeitung der Schulordnung
Schulordnung und Schulprogramm sind wichtige Grundlagen für das Zusammenleben in der Schule. Beide sollten sich auch an der Wertschätzung und Förderung von Vielfalt, Antirassismus und Antidiskriminierung ausrichten. So kann zum Beispiel festgelegt werden, dass ausschließlich diskriminierungsfreie Lehr- und Lernmaterialien eingesetzt werden. In die Schulordnung können außerdem konkrete Diskriminierungsverbote und Gleichstellungsgebote aufgenommen werden.
Schule ohne Rassismus
Seit 25 Jahren gibt es die Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Inzwischen gehören mehr als .3000 Schulen diesem Netzwerk an. Aber gibt es tatsächlich Schulen ohne Rassismus? Experten sagen: „Nein. Aber es gibt rassismussensible Schulen.“ Und die haben sich auf einen guten Weg gemacht. Mitglied in diesem Netzwerk zu werden ist gar nicht so kompliziert. Auf dem Portal gibt es Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie die eigene Schule daran teilhaben kann. Entscheidend ist, dass mindestens 70 Prozent der Schulmitglieder in einer geheimen Abstimmung erklären, sich aktiv gegen Diskriminierungen, insbesondere gegen Rassismus, einzusetzen.
Wochen gegen den Rassismus
Alljährlich finden rund um den 21. März, dem Internationalen Tag gegen den Rassismus, die Internationalen Wochen gegen den Rassismus statt. In jeder Schule können im Rahmen der Aktionswochen ein- oder mehrtägige Schulprojekttage durchgeführt werden. Viele Organisationen und Einrichtungen bieten ihre Unterstützung bei der Planung und Durchführung solcher Schulereignisse an. Eine Checkliste im Vorfeld eines Projektes, ausführliche Ideen und Anregungen, sowie konkrete Schulprojekte enthält die Broschüre „Impulse – Die internationalen Wochen gegen den Rassismus 2020“ herausgegeben von der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen den Rassismus.
Wettbewerbe
Auch in Wettbewerben geht es um das Thema Diskriminierung. Etwa beim Schulwettbewerb fair@school der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und des Cornelsen Verlags. Die komplette Schule oder auch einzelne Klassen und Gruppen können sich an diesem Wettbewerb beteiligen. Gesucht werden vorbildhafte Projekte und Initiativen an Schulen, die sich gegen Diskriminierung und für Chancengerechtigkeit einsetzen. Entscheidend ist, dass die Projekte auf Nachhaltigkeit angelegt und auf andere Lerngruppen übertragbar sind. Insgesamt sind Preisgelder von 10.000 Euro ausgelobt.
Arbeitsblätter zum Thema Rassismus
Grundschule
- Mit vielen Maßnahmen kann schon in der Grundschule vorbeugend gegen Rassismus und Diskriminierung vorgegangen werden. Beispielsweise, indem die Schulbücherei vielfältig ausgestattet wird. Eben auch mit Büchern von nicht-deutschen Autorinnen und Autoren und mit zweisprachigen Büchern, die die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler sichtbar zu machen. Wichtig ist, dass diese Bücher selbstverständlicher Teil des gesamten Angebots sind und nicht in eine spezielle interkulturelle Bücherkiste einsortiert werden, wo sie dann eine Sonderstellung einnähmen.
- Gemeinsam mit der GEW hat die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen den Rassismus eine Broschüre mit Materialien zur rassismuskritischen Bildungsarbeit herausgegeben. Sie beinhaltet auch drei Unterrichtsvorschläge für die Grundschule.
Weiterführende Schule
Unterrichtseinheiten
- Auch für die weiterführenden Schulen hält diese Broschüre Ideen bereit. So geht es etwa darum, zu beschreiben, was Rassismus ist oder in einem Quiz anhand von verschiedenen Aussagen Rassismus und Diskriminierung unter die Lupe zu nehmen. Außerdem werden hilfreiche Tipps für weitere Materialien und Medien - online und offline – präsentiert.
- Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet die „Themenblätter Alltäglicher Rassismus“ mit Lehrerblättern, Kopiervorlagen, Arbeitsblättern und weiterführenden Hinweisen.
- Alltagsrassismus und wie ich damit umgehe heißt eine Unterrichtseinheit von ZEIT für die Schule für die Oberstufe. Auf 20 Empfehlungen, weniger rassistisch zu sein folgen hier Unterrichtsvorschläge mit Kartenabfragen, Recherchen und Rollenspielen.
Verräterische Sprache
„Das ist doch getürkt“, „hautfarben“, „Bananenrepublik“ – Sprache kann rassistisch sein. Und Schüler können lernen, sensibel mit Sprache umzugehen. Drei Nachschlagewerke, die sich für den Unterricht eignen:
- Als Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch konzipiert, bietet die Broschüre „Sprache schafft Wirklichkeit“ des AntiDiskriminierungsBüros Köln (ADB) ein gutes Fundament, um das Thema Rassismus und Sprache im Unterricht zu behandeln. In diesem Glossar wird bei jedem Wort angegeben, warum es vermieden werden sollte. So können die Schüler zum Beispiel nach Alternativen für rassistische und diskriminierende Begriffe suchen.
- Auch das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. (IDA) hat ein Glossar erarbeitet und hält es im Internet bereit. Hier erläutert das IDA zentrale Begriffe aus seinen Arbeitsbereichen. Zum Beispiel: Was bedeuten eigentlich Ethnie, Racial Profiling, Past-in-present-Rassismus, People of Color?
- Ebenfalls für den Unterricht geeignet ist das Wörterverzeichnis der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM). Es enthält Formulierungshilfen, Erläuterungen und alternative Begriffe für die Berichterstattung. Das Glossar wird regelmäßig aktualisiert und erweitert.
Fazit
Das Wichtigste ist, sich bewusst zu machen, dass Rassismus existiert. Das geschieht auch durch die Thematisierung in der Schule. Und dafür gibt es bereits viele ermutigende Beispiele und Signale. Denn überall in Deutschland setzen sich Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und gesamte Schulen für ein faires Miteinander ein. Sie tragen dazu bei, dass Intoleranz und Rassismus nicht mit Toleranz und Wegschauen belohnt werden, und zeigen, dass niemand Diskriminierung hilflos ausgeliefert sein muss.