Achtsamkeit & Gesundheit / 30.08.2020

Die besten (Einsteiger-)Tipps zur Stimmhygiene

Auf sich achtgeben

Das wichtigste Werkzeug für Sie als Lehrkraft? Nicht Kreide, Tafel oder die Methodenkiste – sondern ganz klar Ihre Stimme! Wie Sie Ihre Stimme effizient nutzen, pflegen und schonen, verraten wir Ihnen in diesem Artikel. Eine Pflichtlektüre (nicht nur) für Referendarinnen und Referendare sowie Junglehrer/-innen.

Lehrer vor einer Schulklasse
Bild: stock.adobe.com/Syda Productions

Stimmgesundheit für Lehrkräfte: So bleiben Sie "gut bei Stimme" 

Erklären, vorlesen und "moderieren"; Feedback geben, Fragen beantworten und Verständnisfragen stellen; Aufgaben verteilen und immer wieder auch Schülerinnen und Schüler ermahnen: Im Schulalltag ist Ihre Stimme fast immer im Einsatz. Umso wichtiger ist es da, dass Sie sie ökonomisch, effizient und bewusst einsetzen. Bevor Sie sich also mit kratzendem Hals und Heiserkeit herumschlagen oder es Ihnen sogar ganz die Sprache verschlägt, nutzen Sie lieber die folgenden Tipps: Diese Maßnahmen zur Stimmhygiene haben sich im Lehreralltag bewährt.

Die typischen Fallen erkennen

Die größten "Gefahrenherde" für Sie und Ihre Stimme sind ...

a)       der unökonomische Stimmeinsatz,
also beispielsweise zu hohes oder zu tiefes Sprechen oder auch eine undeutliche Aussprache einerseits und

b)       die Stimmüberlastung
durch das viele und oft sehr laute Sprechen andererseits.

Je bewusster und frühzeitiger Sie hier gegensteuern, desto besser.

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Die richtige Atmung nutzen

Mit der richtigen Atemtechnik können Sie Ihre Stimme enorm entlasten. Am besten atmen Sie tief in den Brust- und Bauchbereich, statt in die flache Schulter- oder Hochatmung zu verfallen. Sorgen Sie dafür, dass Sie frei und unbehindert durch die Nase atmen können. Die Nasenatmung ist tatsächlich am hygienischsten: Die Luft, die Sie einatmen, wird sozusagen gefiltert – und mögliche Reizungen für Ihre Stimme werden minimiert.

Wichtig außerdem: Lautes Einatmen vermeiden Sie genauso wie das Sprechen noch während Sie einatmen. Holen Sie lieber kräftig (Achtung, nicht: geräuschvoll) Luft und sprechen Sie erst dann. Mit enger Kleidung, die Sie beim Atmen einschränkt, machen Sie sich die Sache übrigens nur unnötig schwer – setzen Sie also lieber auf Hosen, Blusen und Co., die Ihnen genug Atemfreiheit lassen.

Die Stimme "natürlich" und ökonomisch einsetzen

Wenn wir laut und deutlich vor größeren Gruppen sprechen sollen, reden wir oft höher oder tiefer als unsere natürliche Stimmlage. Je leichter Sie es Ihrer Stimme jedoch machen, desto besser. Prüfen Sie Ihre Stimmlage deshalb genauso wie Ihre Sprechlautstärke und Ihre Aussprache. Wer sich deutlich, langsam genug und klar artikuliert, ohne angestrengt zu sein, schont seine Stimme – allein schon, weil er sich seltener wiederholen muss.

Sprechen Sie also weder zu hoch, noch zu tief; nicht gepresst oder undeutlich und weder zu leise, noch zu laut. Das mag sich kompliziert anhören, ist in der Praxis aber meist leichter als befürchtet. Achten Sie einfach einmal eine Weile darauf, was sich für Sie angenehm und natürlich anfühlt – wahrscheinlich haben Sie ein sehr gutes Gespür dafür, was Ihrer Stimme gut tut.  

Angriffe auf die Stimme vermeiden

Gerade das Anbrüllen gegen Lärm ist Gift für Ihre Stimme. Vermeiden Sie es so gut es nur geht, zu schreien, und räumen Sie Störfaktoren lieber aus dem Weg, als sie zu "übertönen". Sind die Schüler laut, warten Sie einen Moment, statt gegen den Lärmpegel anzureden. Kommt Baustellenlärm von draußen, schließen Sie die Fenster. Und ist die Raumakustik ungünstig, nutzen Sie ggf. lieber einen gemütlichen Stuhlkreis, bei dem alle Schüler nah genug bei Ihnen sitzen, um Sie auch ohne Schreien zu verstehen. Und: Auch schlechte, also besonders trockene oder stickige Luft, greift die Stimme an – lüften Sie also regelmäßig und achten Sie auf eine angenehme Luftfeuchtigkeit.

Trotz aller Bemühungen:  Stressphasen für Ihre Stimme wird es immer geben. Entscheidend ist dann der passende Ausgleich. Mussten Sie in einer Stunde beispielsweise besonders viel und immer wieder auch lauter sprechen, gönnen Sie Ihrer Stimme danach bewusst etwas Erholung. Schonen Sie Ihre Stimme, so gut es geht – dann können Sie die Belastungsphasen, die sich nicht vermeiden lassen, zumindest leichter wegstecken.

Vorbeugen, pflegen und typische Fehler vermeiden

Neben der offensichtlichen Beanspruchung wirkt sich auch Ihr Lebensstil auf Ihre Stimme aus. Leben Sie gesund und ausgewogen, ist auch Ihre Stimme robuster. Durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung (möglichst an der frischen Luft) und den Verzicht auf Alkohol und Zigaretten tun Sie Ihrer Stimme viel Gutes. Auch Flüssigkeit ist wichtig: 2–3 Liter Wasser täglich sorgen dafür, dass Ihre Schleimhäute nicht austrocknen.

Wenn Sie merken, dass Sie stimmlich angegriffen sind, steuern Sie clever gegen. Statt sich zu räuspern oder zu husten (und Ihre Stimme noch mehr zu schädigen), schlucken Sie ein paar mal kräftig, gönnen Sie sich einen Schluck Wasser  oder summen Sie ein wenig. Halten Sie neben Ihrer Wasserflasche im Unterricht auch Pastillen bereit, die gut für Ihre Schleimhäute sind (Emser-Pastillen, Isla etc.). Von Minze und Menthol lassen Sie dagegen genauso die Finger wie von sehr heißem oder sehr kaltem Essen, zu Scharfem, zu Süßem oder zu Salzigem. Kommt es wirklich hart auf hart, gönnen Sie sich ein Dampfbad (ganz klassisch oder bei längerem Duschen), eine warme Halswickel und möglichst viel Ruhe. Je besser Sie sich um Ihre Stimme kümmern, desto leistungsfähiger wird sie sein – und bleiben!     

Die wichtigsten Tipps noch einmal im Überblick:
 

  • Schonen Sie Ihre Stimme so oft und so gut es nur geht.
  • Kein Schreien, Räuspern oder Husten!
  • Achten Sie auf die richtige Atmung: durch die Nase und tief in Bauch und Brust.
  • Vermeiden Sie trockene Luft und eliminieren Sie Störgeräusche, statt Sie zu übertönen.
  • Achten Sie auf einen gesunden, ausgewogenen Lebensstil.
  • Pflegen Sie Ihre Schleimhäute: Trinken Sie täglich mindestens 2 Liter Wasser und halten Sie pflegende Pastillen bereit.
  • Im Notfall helfen Dampfbäder, Halswickeln und Ruhe.

Quellen:

"So stimmt es mit der Stimme – Übungen zur Sprech- und Stimmbildung für Lehrer" von Rebecca Thömmes, Verlag an der Ruhr, ISBN 978-3-8346-0763-8

"Stimmtraining und Gesundheitstage für Lehrer und Erzieher – Lehrer und Erzieher müssen ihre Stimme pflegen", Starke Stimme, http://starke-stimme.de/stimmtraining-fuer-lehrer/

"Stimmhygienische Maßnahmen", Hals-Nasen-Ohren-Universitätsklinik Graz, http://hno.uniklinikumgraz.at/phoniatrie/Patientenbetreuung/patienteninformationen/Documents/Patienteninformationen/stimmhygiene.pdf

"Stimmhygiene", Dr. med. Hans Werner Wieland Woltersdorf, HNO Praxis für Sprach-, Stimm- und Hörstörungen Chemnitz, http://www.hno-praxis-chemnitz.de/flycms/de/web/120/-/Stimmhygiene.html

Fortbildungstipp der Cornelsen Akademie

Stimmlich fit für den Unterricht – Stimm- und Sprechtraining für Pädagogen/-innen (SchiLf)
Sie erfahren, wie Sie mit der Stimme ökonomisch umgehen und trainieren, diese auch in sprechintensiven Situationen effektiv einzusetzen. Sie schärfen die Wahrnehmung für die eigene Stimme, entdecken und entfalten Ihre stimmlichen Möglichkeiten. Ein Übungsprogramm wird den Transfer in den (Schul-)Alltag erleichtern.

Stimmlich fit im Unterricht: Einführung und Basistraining für die Stimme
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