Achtsamkeit & Gesundheit / 17.08.2020

Stimmt Ihre Stimme?

Ein Beitrag von Daniela Laengenfelder

Daniela Laengenfelder ist nicht nur Logopädin, sondern auch Trainerin für Stimme und Präsenz sowie Performancekünstlerin. Stimme bedeutet für sie Authentizität, Individualität und Flexibilität, verbunden mit Freude und Neugierde. Uns hat sie ein paar Tipps verraten, wie die Herausarbeitung einer authentischen, lebendigen und bewussten Kommunikationsfähigkeit im Alltag und Beruf gelingen kann – auf der Basis von Stimme, Atem und Körper.

Daniela Laengenfelder
Bild: Cornelsen/Michael Miethe/Daniela Laengenfelder

Das eingangs stehende Wortspiel verdeutlicht den Stellenwert von Stimme nicht nur im pädagogischen Alltag. Meine These ist: Stimme, Sprache und Sprechen hängen eng miteinander zusammen. Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich der Inhalt von Wörtern oder Sätzen durch den Klang oder die Betonung verändert. Wenn wir uns selbst und andere genau beobachten, können wir viel lernen. Die Stimme ist für uns Menschen der Transportweg von Inhalten, Sprache, Emotionen – eben von Stimmungen! Und damit hat die Stimme große Bedeutung für Ihre Kommunikation als Pädagoge oder Pädagogin.

Sie bereiten Ihren Unterricht inhaltlich gut vor, planen einen Stundenaufbau, legen eine Struktur fest – und Ihre Stimme transportiert die Inhalte zu Ihren Schülerinnen und Schülern, unterstützt von Ihrer Körpersprache, von Mimik, Gestik, Haltung und Körperspannung. Je besser alle Inhalte aufeinander abgestimmt sind, desto einfacher erreichen Sie Ihr Gegenüber.

Und wenn dann noch Leichtigkeit, Humor oder spielerische Elemente hinzukommen, schaffen Sie einen lebendigen Unterricht, der allen Beteiligten mehr Spaß macht – und vor allem Sie selbst weniger ermüdet.

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Kennen Sie das? Manchmal sind wir sprachlos, manchmal haut es uns die Stimme weg. Doch genau dann können wir etwas tun! Ein kleiner Blick in die Biologie: Die Stimme wird durch die Schwingungen der Stimmbänder erzeugt (u. a. durch den Vokalis-Muskel), bewegt durch den Atem. Für diesen ist das Zwerchfell verantwortlich, unser wichtigster Atemhilfsmuskel. Der Klang entsteht auf dem Weg des Atems vom sogenannten Ansatzrohr durch die Artikulationsorgane Lippen, Zunge und Kiefer (ebenfalls alles Muskeln).

Das Zwerchfell und die Artikulationsorgane arbeiten am geschmeidigsten, wenn sie in guter Balance zum gesamten Körper stehen, also wenn Haltung und Flexibilität in den Gelenken und in der Wirbelsäule stimmen. Sie ahnen es bereits: Wenn Sie gut für Ihren Körper sorgen – mit Lockerungs-, Entspannungs- und Ausdauerübungen – unterstützen Sie Ihre Stimme. Das heißt: Was Ihnen guttut, womit Sie sich wohlfühlen – das stimmt dann auch für Ihre Stimme!

Eine gute Basis für eine vielfältige, gesunde und leistungsfähige Stimme ist damit gelegt. Wollen Sie mehr? Dann hilft ein gezieltes Training einzelner Bereiche, die einen Einfluss auf die Stimme haben.

Je nachdem, wo Ihre persönlichen Schwierigkeiten liegen, bewirken Sie eine Stimmveränderung oder eine bessere Verständlichkeit durch

  • eine gezieltere Artikulation,
  • ein aktiveres Zwerchfell,
  • den besseren Umgang mit Pausen,
  • das Erweitern Ihrer Resonanzräume oder
  • indem Sie den Stimmansatz vorverlagern.

Je flexibler Ihre Lippen, Ihr Kiefer und Ihre Zunge zusammenspielen, desto eher wirken Sie sprachlichen Verständnisschwierigkeiten entgegen. Wir alle kennen es, dass wir Worte anders verstehen, als sie gemeint sind. Mal hört man schlecht, weil es in der Umgebung laut ist oder das eigene Ohr ungeschult (dies ist z. B. bei Kindern, Fremdsprachlern oder aufgrund eines Dialekts der Fall), mal liegt es aber auch an der ungenauen Aussprache.

Aus Tür wird Tier (Zungenrückenspiel), aus Mund bunt (Lippenaktivität), aus Lappen Latten (gleicher Spannungseinsatz, doch verschiedene Artikulationsorte: Lippen und Zungenspitze),

Kirche wird zu Kirsche (dialektal) oder wach zu Bach (oft bei nativ Spanischsprechenden).

Je nach Erfahrung oder nach Ausgangslage nützen Ihnen verschiedene Übungen. Fangen Sie einfach mit einer beliebigen an – und behalten Sie dabei im Hinterkopf, dass die Stimme ein Zusammenspiel von vielen Elementen ist.

Ein wichtiger Tipp: Inhaltlich gut vorbereitet zu sein, sich wohl in der Kleidung zu fühlen, gibt Sicherheit. Dies überträgt sich auf die Körperspannung – und auch auf die Stimme.

Die Stimme ist reich an Geschenken – und pflegen Sie diese, so pflegen Sie sich! Ich möchte Sie ermuntern und neugierig machen auf den großen Schatz, den wir in uns tragen. Nutzen Sie meine Übungsvorschläge. Probieren Sie sich aus, singen Sie unter der Dusche oder besuchen Sie Kurse oder Trainings, wie sie die Cornelsen Akademie anbietet. Gehen Sie in Chöre, lesen Sie anderen laut vor oder spielen Sie Theater. Lauschen Sie auf Ihre Stimme und entdecken diese im täglichen Gebrauch. Abschließend gebe ich Ihnen diesen Satz mit, den ich in einem meiner ersten Stimmtrainings gehört habe: „Die Stimme ist der Spiegel der Seele.“

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